Werbung
Werbung

Spritpreise: So hoch sind sie gar nicht

Experten weisen trotz vermeintlicher Rekorde bei Spritpreisen auf die Einkommensrelation hin. So zahlen Autofahrer noch immer weniger als vor zehn Jahren. Außerdem kann man umsteuern: Rad fahren.

Hoch, aber noch nicht auf Rekordhöhe: Deutsche Autofahrer fuhren lange auf niedrigem Preisniveau. | Foto: J. Reichel
Hoch, aber noch nicht auf Rekordhöhe: Deutsche Autofahrer fuhren lange auf niedrigem Preisniveau. | Foto: J. Reichel
Werbung
Werbung
Johannes Reichel

Trotz der zuletzt infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine stark gestiegenen Spritpreise an den Tankstellen verweisen Experten darauf, dass Verbraucher in Relation zum Einkommen noch immer weniger Geld aufwenden müssten als vor zehn Jahren. So läge der prozentuale Anteil des für Benzin und Diesel fälligen Einkommens noch immer niedriger als 1997, rechnete etwa der Direktor des Instituts für Verkehrswissenschaft an der Universität Münster Gernot Sieg jüngst gegenüber der Süddeutschen Zeitung vor.

Seitdem sei der Benzinpreis von 85 auf 1,54 und nun auf über zwei Euro gestiegen. Allerdings hätten die Arbeitnehmer im gleichen Zeitraum eine Nettolohnerhöhung von 1.334 auf 2.088 Euro erfahren. Zudem sei dank der technischen Entwicklung der Verbrauch, zumindest für den Fall eines VW Polo, gesunken, von 6,8 auf 5,3 l/100 km. Bei einer Fahrleistung von 12.000 Kilometer müsse der Fahrer 3,8 Prozent seines Einkommens aufwenden. 2012 lag das schon mal bei 6,5 Prozent. Das wäre unter gegebenen Bedingungen erst bei 2,40 Euro pro Liter wieder der Fall.

"Auch wenn sich die Pkw-Fahrer an relativ niedrige Spritpreise gewöhnt haben und Preiserhöhungen schmerzhaft sind, da sie den Konsum in anderen Bereichen verringern, kann dies kein Argument sein, das bei Entscheidungen über Ölembargos gegen Kriegsverbrecher eine entscheidende Rolle spielt", urteilt Sieg.

Es gelte, nichts zu dramatisierten, findet auch Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut. Schließlich gehe es für deinen durchschnittlichen deutschen Autofahrer um 40 oder 50 Euro pro Monat. Das sei nichts im Vergleich zu der Situation in der Ukraine, sortiert der "Autoprofessor" ein. Kollege Stefan Bratzel vom CAM gibt ebenfalls Entwarnung. Er führt an, dass über 40 Prozent der Personenkilometer mit dem Auto für Freizeit- und Urlaubszwecke stattfänden. Reduziere man das nur um zehn Prozent, blieben sogar zwei Euro pro Liter mehr im Portemonnaie. Zudem gilt für ihn: Man kann auch auf das Fahrrad umsteigen. Das ist kein Verzicht. Auch der ADFC ergänzt in dem Kontext einmal mehr, dass nach wie vor die Hälfte aller Autofahrten sich unter fünf Kilometer Strecke beliefen, ein Viertel sogar unter zwei Kilometer.

"Wir gehen davon aus, dass die meisten kürzeren Fahrten mit dem Fahrrad zurückgelegt werden können", erklärt ADFC-Chefin Ann-Kathrin Schneider gegenüber der SZ.

Werbung
Werbung