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Sono Motors Sion: Es geht voran!

Sono Motors lud spontan ein und alle Geschäftsführer waren da: Laurin Hahn, Jona Christians, Thomas Hausch, Torsten Kiedel und Markus Volmer standen der Presse in einer kurzfristig einberufenen Konferenz Rede und Antwort – und die Chancen, dass der Sion doch wie geplant gebaut wird, stehen gar nicht schlecht!

Zwei seriennahe Sion standen für erste Testfahrten bereit. | Foto: G. Soller
Zwei seriennahe Sion standen für erste Testfahrten bereit. | Foto: G. Soller
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Gregor Soller

Was für ein Hilferuf! „Wir haben es nicht geschafft“ stand in der Überschrift von Sono Motors – klingt schlimm, ist in der Realität aber zu differenzieren! Die lange Sion-Geschichte kurz zusammengefasst: Konkret trocknet gerade der ganze Finanzmarkt aus und das Kapital wandert vom Risiko zurück in „sicherere“ Häfen, in denen es zumindest eine kleine, aber sichere vierteljährliche Dividende geben könnte. Worunter aktuell alle Start-Ups und Tec-Werte leiden, darunter eben auch Sono Motors.

Dort ist man mit den Solarpaneelen für den ÖPNV und das Nutzfahrzeuggeschäft (vor allem im Bereich temperierte und Trockenfracht) gut unterwegs. Für den Pkw Sion müssen jetzt die Produktionseinrichtungen bestellt werden – darunter vor allem teure Roboterschweißstraßen für den Aluspaceframe, die bei Valmet Automotive installiert werden müssen. Und da Zulieferer mittlerweile selbst zu den Unternehmen gehören, denen der Kapitalmarkt misstraut, müssen die benötigten Einrichtungen eben von den Auftraggebern selbst finanziert werden. Mittlerweile wurden auch schon finnische Valmet-Automotive-Kollegen nach München entsandt, um bei einem weiteren Entwicklungspartner am Frankfurter Ring mit Hand an die letzten Prototypen anzulegen und die Vorserienfertigung mit vorzubereiten.

Die Kontakte zu Valmet Automotive sind bestens

Auf Nachfrage bestätigte Laurin Hahn, dass das Verhältnis zu Valmet Automotive nach wie vor sehr gut sei und auch unser Gespräch – erst vor zwei Wochen mit Valmet Automotive-CEO Olaf Bongwald ließ erkennen, dass man sich auf den neuen Auftraggeber freue. Zumal Sono dann perspektivisch größere Stückzahlen bringt als der Anfang Dezember gestartete Lightyear 0 – ebenfalls ein Solarmodell. Dass auch die Niederländer eine Großserien-Solarmobil angekündigt haben, wertet Sono-COO Thomas Hausch positiv, denn damit nähme das Thema Solarauto Fahrt auf. Zumal Sono für seine Paneele auch einen großen Pkw-Hersteller gewinnen konnte, der das Konzept zusätzlich stärkt.

Die großen Fertigungsstraßen sind teuer und müssen vorab bezahlt werden

Wo liegt also das Problem? Christians, Hahn und Hausch kommunizieren hier ganz offen: Man sei in erster Linie der Community verpflichtet und beschaffe die Finanzierungen in der Regel immer spätestens sechs Monate bevor man sie benötigt. Dass man jetzt weitere 100 Millionen Euro für die Vorserienproduktion einsammeln musste, war auch klar – ebenso, dass es schwierig sein würde, diese Summe in weiteren Finanzierungsrunden auf einmal aufzutreiben. Laut Hahn habe man momentan 55 Millionen Euro in der Hinterhand – genug, um Sono Motors inklusive aller gut 400 Mitarbeiter weiterzubetreiben, aber eben nicht, um die Fertigungsstraßen des Sion durchzufinanzieren. Auch die 44 Millionen Euro Anzahlung der Community könnte man so zurückerstatten. Weshalb man sich einmal mehr an diese wende: Wenn 3.500 Besteller ihr Fahrzeug komplett bezahlen, sei die Lücke geschlossen, zumal man insgesamt über 40.000 Interessenten in der Hinterhand habe, die ein Potenzial von einer Milliarde Euro Cash mitbrächten. Deshalb macht sich Hahn um den Produktionsanlauf und das erste volle Produktionsjahr keine Sorgen, denn das sei bereits ausverkauft.

Erste Reaktionen der Community wären dann auch positiv gewesen: Bis auf die Tatsache, dass der Server mal kurz zusammenbrach, hätte man gute Rückmeldungen erhalten. „Wir hätten diesen Aufruf auch nicht gestartet, wenn wir nicht eine Chance gesehen hätten, weitermachen zu können“, erklärt Hahn und Hausch ergänzt, dass man die Lücke habe kommen sehen, aber rechtzeitig Bescheid geben wollte, heißt: man könnte das Projekt Sion jetzt geordnet „auf Eis legen“ oder „einschlafen lassen“ ohne dass es Sono-intern große Verwerfungen gäbe und man morgen einen plötzlichen unerwarteten Konkurs anmelden müsse.

Saubere Konstruktion: Extrem erwachsene Fahreigenschaften

Zumal auch die US-Tour positive Rückmeldungen ergab: Auch in den Staaten gäbe es Potenzial für den Sion, von dem Technik-Chef Markus Volmer zwei seriennahe Prototypen zum Fahren auf abgesperrter Strecke bereitstellte. 

Aussagen in diesem Video müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Wir steigen ein und stellen fest: Die Türen lassen sich angenehm weit öffnen, schließen satt und man sitzt angenehm. Vier große Mitfahrer finden gut Platz, im Heck bleibt es beim üppigen Kofferraum und auch das Filtermoos hat es in die (Vor-)Serie geschafft. Die Haptik und Optik des Innenraums findet eine gelungene Mitte zwischen nutzwertig und gemütlich und wir drehen den Lenkstockwählhebel auf „D“, um loszufahren. Man hört praktisch nichts und auch auf fiesen Fugen bleibt der Sion leise und knisterfrei! Fahrwerk und Lenkung seien für diese Fahrten „pi mal Daumen“ kalibriert worden, zeigten aber erstaunliche Reife! Der Sion findet eine tolle Synthese aus Komfort und Straffheit, die Lenkung punktet mit sauberer Abstimmung und trotz Frontmotor mit starkem Einschlagwinkel für einen engen Wendekreis und gute Rangiereigenschaften.

Bis zu 5.800 Kilometer Reichweite nur aus Solarstrom: In München über ein Zehn-Jahres-Mittel

In München könne man im Jahr im Schnitt 5.800 Kilometer Reichweite aus Solarstrom generieren, in Kalifornien seien gar über 9.000 Kilometer drin. Was laut Volmer auch daran liege, dass die Effizienz der Solarpaneele seit Entwicklungsstart nochmal um knapp dreißig Prozent zulegte, während die Preise um fast achtzig Prozent abschmolzen. Und in Sachen Effizienz sei perspektivisch noch mehr drin…

Weshalb es schade wäre, wenn die Serienfertigung des Sion jetzt an ein paar Werkzeugen – na gut, teuren Roboterstraßen - scheitern würde. Denn auch wenn es lange gedauert hat: Der Sion hat es geschafft, eine bezahlbare und sauber durchkonstruierte Bereicherung im Kompaktsegment zu werden. Und es deshalb verdient, 2023 endlich in (Vor-)Serie zu gehen!

Was bedeutet das?

Ja, Sono Motors braucht lange, um den Sion in Serie zu bringen und ist sicher über die ein oder andere Hürde gestolpert. Was aber auch daran liegt, dass man ehrlich agiert (siehe Video) und auch deshalb immer auf Sicht fährt und kommuniziert. Und eben auch jetzt Alarm schlägt, bevor es zu spät ist. Und hoffentlich einmal mehr auf eine tolle Community zählen kann – die sich bisher als treuer und stabiler erwiesen hat als so mancher Investor am schnelllebigen Kapitalmarkt.

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