Sono Motors: Bayern verbaselt das "offizielle Auto einer besseren Welt"
Es hatte sich leider abgezeichnet, die Finanzierung einer Automobilentwicklung und -fertigung ist für ein Start-up fast nicht zu stemmen. Sono Motors hat es wenigstens versucht, ein "offizielles Auto einer bessere Welt", sozusagen die "Bionade unter den Mobilen", zu entwickeln. Und das unprätentiöse, pragmatische und aufs Wesentliche konzentrierte Konzept für Leute, die auf den "Tanz ums goldene Kalb" keinen Bock haben, sondern ein effizientes umwelt- und menschenfreundliches Transportmittel zum erschwinglichen Preis suchen, ist nach wie vor beeindruckend. Kombiniert mit der reichweitenboostenden Solartechnologie, dem mittels eigener App verankerten Sharing-Gedanken, der von Anfang an mitgedachten V2G-Technologie, konsequentem Recycling- und Rohstoffkonzept sowie nachhaltiger, "right sized" statt "oversized" Batterie- und Ladetechnik und ein Preis unter 30.000 Euro wäre produktseitig ein trefflicher "Volks-Wagen" für die neue Zeit daraus geworden, wie in Volkswagen bis heute nicht auf die Reihe bekommen hat.
Nur, um die Relation klarzumachen: Der Sion, so groß und geräumig wie ein VW Touran hätte 14.000 Euro weniger gekostet als ein VW ID.3. Und die letzten Vorserienfahrzeuge des Sion fuhren sich wirklich gut: erwachsen und seriös, keine Klapperkiste oder Verzichtsmobil. Mit einem noch weit radikaleren Downsizing- und Minimalisten-Ansatz ist übrigens ja auch das zweite rührige Münchner E-Auto-Start-up ACM mit seinem Fiat-Panda-artigen Kastenkombi City One mit tragbaren Kofferakkus gescheitert, das sogar nur 10.000 Euro Kaufpreis anpeilte: Ein hoher dreistelliger Millionenbetrag fehlte für die Weiterentwicklung.
Immer wieder zeigt sich: Ideen und ein visionäres Konzept sind das eine. Aber die Industrialisierung steht auf einem ganz anderen Blatt und da haben sich schon zahlreiche, bei weitem finanzkräftigere Unternehmen die Zähne ausgebissen. Auch Tesla ging einst durch die "Produktionshölle", wie es Elon Musk unverblümt bezeichnete, bevor man mit dem Model 3 überhaupt in größere Skalierung kam. Gut, mittlerweile kann sich der Tesla-Boss seine Ansiedlungen nach Höhe der staatlichen Incentives aussuchen. Motto: Wer bietet (mir) mehr?
Nicht ganz unrecht haben die nach wie vor bodenständigen und unprätentiösen Gründer von Sono Motors übrigens mit dem Vorwurf an die Politik: Wenn man bedenkt, mit wie vielen Milliarden Euro die nach wie vor glänzend verdienende Automobilindustrie während der Kurzarbeiterphase unterstützt wurde, wie viele Gelder in Forschungsprojekte bei den in der Mittelakquise höchst findigen Volumenherstellern fließen, ganz zu schweigen von der jahrelangen indirekten Förderung veralteter Technologie oder heillos überdimensionierter Fahrzeugkonzepte mittels Dienstwagen-, Diesel- oder Steuerprivileg, Pendlerpauschale oder der irrsinnigen PHEV-Förderung oder gar den Ansiedlungsincentives für namhafte US-Autohersteller, der ohne reichlich Geld vom Staat erst gar nicht in die Grünheide gekommen wäre.
Ganz ehrlich: Da wäre eine halbe Milliarde Euro an Steuergeldern bei Sono besser investiert gewesen, um einem deutschen Hersteller mit einer revolutionären Idee auf die Räder zu helfen - Standortförderung im besten Sinne. Da fehlen einem beinahe die Worte.
Daher zum Schluss ausnahmsweise noch ein persönliches Wort: Wir von VM haben das unkonventionelle und umweltbewegte Projekt von Anfang an mit großer Sympathie begleitet, fast aus der Garage heraus, als ein zerlegter Renault Twingo den Anfang machte. Umso mehr bedauern wir, dass es nun doch nichts wird, mit dem "Besser-Mobil aus Bayern". Und wünschen, dass das zweite Standbein, das die Macher klugerweise schon vor Jahren aufgestellt haben, zumindest Teile der Firma weiter in die Zukunft trägt. Verdient hätte es die Idee und die Vision allemal. Heute trägt nicht nur der Sion "Schwarz", sondern eine ganze Vision "nachhaltigerer Auto-Mobilität made in germany".
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