Somerset Polizei: E-Autos günstiger als Verbrenner

Anfang 2023 erhielt die Polizei in Somerset im US-Bundesstaat Wisconsin ein Tesla Model Y als Streifenwagen. Und begann, ihn gegen einen Ford Explorer zu rechnen – worauf man positiv überrascht war.

Das Somerset Police Department setzt seit Anfang 2023 erstmals auf ein Model Y statt die sonst üblichen Ford-Modelle. | Foto: Somerset PD/Facebook
Das Somerset Police Department setzt seit Anfang 2023 erstmals auf ein Model Y statt die sonst üblichen Ford-Modelle. | Foto: Somerset PD/Facebook
Gregor Soller

Das Somerset Police Department gehört zu den auf Facebook aktiven Polizeistationen. Neben diversen (Un)Fällen posten die Beamten auch ihre Dienstwagen. Als man den neuen Dienstwagen vermeldete, kamen sofort zahlreiche Fragen aus der Community. So viele, dass Polizeichef Joel Trepczyk, die häufigsten Fragen und die dazugehörigen Antworten auflistete samt einer Kostenrechnung eines (vorhandenen) Ford Explorer und dem Tesla Model Y.

Im Alltagsbetrieb der Polizei fallen Reparatur, Verbrauch und Verschleiß sehr hoch aus

Natürlich kam zuerst die Frage nach dem „Warum“, die Trepczyk so beantwortete:

„Seit ich 2010 in Somerset angefangen habe, hatten wir immer wieder mit kostspieligen Wartungs- und Reparaturproblemen in unserem Fuhrpark zu tun. Irgendwann wurden die Reparaturen so teuer, dass sie uns daran hinderten, neue Fahrzeuge anzuschaffen. So dass wir das Geld, das wir für neue Fahrzeuge vorgesehen hatten, für die Reparatur unserer alternden Flotte verwenden mussten."

2019 musste man dann den angejahrten Fuhrpark von fünf auf drei Fahrzeuge reduzieren und einen „nicht ganz so idealen“ 2019er Ford Fusion Hybrid (der im Ford-Programm extra für die Polizei als „Police Responder“ – also Vorausfahrzeug Anm. d. Red.) angeschafft. Der sollte Kraftstoffkosten sparen, was auch gelang. Laut Trepczyk kamen die bisher verwendeten Ford Explorer im Schnitt auf 10 Meilen pro Gallone – das sind rund 28,25 l/100 km, während der neue Fusion Hybrid Squad (der dem deutschen Ford Mondeo Plug-in-Hybrid entspricht) mehr als doppelt so eit kam: 24 Meilen pro Gallone, das sind immer noch 11,77 l/100 km.

Das Problem der Polizeifahrzeuge ist ihr ungewöhnliches Einsatzspektrum

Ein Problem der Polizeifahrzeuge ist aber ihre ungewöhnliche Nutzung: Auf Streife trödeln sie lange mit geringen Geschwindigkeiten dahin, ist dann ein Einsatz wird abrupt beschleunigt und gebremst und wenn man „auf Wache“ steht, läuft der Motor oft über Stunden im Leerlauf – man muss zur Not ja sofort lossprinten können. Deshalb habe es bei der alten Flotte oft Probleme mit der Elektrik und dem Antriebsstrang gegeben.

Der letzte Ford Police Interceptor Utility verursachte laut Trepczyk Wartungs- und Reparaturkosten über 15.000 Dollar, dazu kam ein Wertverlust von über 30.000 Dollar in seinem fünfjährigen, rund 160.000 Kilometer umfassenden Dienst plus der hohe Verbrauch.

Das Model Y soll ersten Hochrechnungen zufolge über 80.000 Dollar sparen - allerdings im Zehn-Jahres-Einsatz

Das Model Y kostete mit Polizeiausstattung 65.000 Dollar – und damit 18.000 Dollar mehr als ein vergleichbarer Explorer. Und, auch da macht sich Trepczyk nichts vor: Erst ab dem vierten Jahr wird das Model Y günstiger werden als der Explorer. Doch nachdem die Fahrzeuge in Somerset mittlerweile deutlich länger laufen müssen, wird man am Ende sparen. Finanziert wurde das Model Y mit Mitteln des American Rescue Plan Act. Die 83.000 Dollar Ersparnis, die Trepczyk vorrechnet, ergeben sich aus einer prognostizierten Nutzungsdauer von zehn Jahren, die für ein Polizeifahrzeug allerdings sehr hoch angesetzt sein dürfte. Die tatsächlichen Ersparnisse könnten letztlich also niedriger ausfallen, wenn das Model Y früher schwere Zicken zeigen sollte.

Elektrifizierung spart auf jeden Fall

Immerhin: Der Fusion Hybrid sparte schon mal ordentlich Sprit, weshalb Trepczyk und sein Team das Tesla Model Y als nächsten Streifenwagen orderten. Als Hauptgründe für die Ersparnis führte er auf, dass die Ölwechsel entfallen könnten, die Bremsen dank Rekuperation weniger Belag- und Scheibenwechsel bräuchten, dass der Akku 500.000 und der Antriebsstrang 1.000.000 Meilen halten solle. Zudem gewährt Tesla fünf Jahre oder 125.000 Meilen Garantie auf Antriebsstrang und Batterie. Und last but not least: Die meisten Model Y für die USA würden auch dort gebaut.

Und die Reichweite? Reicht laut Trepczyk locker, da die meisten seiner Polizisten pro Schicht auf Streife nur etwa 50 bis 100 Kilometer (das meiste davon im Bummelmodus) zurücklegen. Trepczyks Kollegen haben im Fuhrpark zwar freie Fahrzeugwahl – aber bislang sei das Model Y beliebt gewesen. Man darf gespannt sein.

Was bedeutet das?

Ein Polizeiauto muss vor allem eines sein: Robust! Und genau dafür ist Tesla nicht so bekannt. Unabhängig davon zeigt das Beispiel in Somerset aber gut auf, wie anders und verbrauchsintensiv Polizeifahrzeuge in der Regel genutzt werden – auch in Europa. Und gerade in Sachen Verbrauch und Wartung könnten sich hier tatsächlich dramatische Vorteile ergeben, weshalb wir uns etwas wundern, warum die Polizei in Europa nicht schon viel stärker auf Elektro setzt.