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Smart-Urban-Mobility-Studie: Auto-Hersteller spielen keine Rolle in der Debatte

Automobilhersteller spielen in Konzepten über die Mobilität der Zukunft eine untergeordnete Rolle, ergab eine globale Studie des Center for Automotive Research und UNICEPTA. Untersucht wurden 350.000 Berichte in klassischen Medien und Social-Media-Posts. Die Meinungsführerschaft sieht man bei NGOs und Politik, kommunikativen Nachholbedarf bei der Industrie.

Beim Thema Smart Urban Mobility spielt die Autoindustrie in der öffentlichen Debatte nur eine Nebenrolle, konstatiert eine Auswertung von Post und Artikeln. | Foto: Conti
Beim Thema Smart Urban Mobility spielt die Autoindustrie in der öffentlichen Debatte nur eine Nebenrolle, konstatiert eine Auswertung von Post und Artikeln. | Foto: Conti
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Johannes Reichel

In der Diskussion um die Mobilität der Zukunft spielen Automobilhersteller eine untergeordnete Rolle. Das ist zumindest das Fazit einer Studie auf Basis der Auswertung von 350.000 Artikeln und Posts, die zwischen Oktober 2020 und März 2022 vom Centers for Automotive Research (CAR) und des Media-Intelligence-Marktforschungsspezialisten UNICEPTA durchgeführt wurde. Vor der Pandemie sei es noch um den unausweichlichen Weg in Richtung Elektromobilität gegangen, in den letzten zwei Jahren scheinen sich mehr und mehr Konzepte für eine grundlegende Veränderung der Mobilität in den Vordergrund zu drängen, wollen die Analysten festgestellt haben. Die Auswertung von 350.000 Berichterstattungen in klassichen Medien und Social-Media-Posts nach thematischen Schwerpunkten rund um Smart Mobility und deren Absender:innen, ergab, dass es im Zusammenhang mit Urban Mobility nur selten um E-Mobilität ging.

"Angetrieben von Pandemie und Klimakrise werden in der medialen Debatte langfristige Visionen gesucht. So geht es hier immer mehr vor allem um ganzheitliche Konzepte und die Frage, wie die Städte lebenswerter gestaltet werden können, als um kleinteilige technische Lösungen oder Produkte", konstatieren die Analysten.

Damit verbunden werden vor allem technologische Entwicklungen sowie autofreie Innenstädte, angetrieben von den Überlegungen großer Metropolen. Besonders häufig wurden dabei in der Diskussion die Begriffe „Urban Mobility Concept“ (186.000 Artikel und Posts), „Smart Cities“ (54.000 Artikel und Posts) und „Car free Cities“ (38.000 Artikel und Posts) verwendet. Weit abgeschlagen: Begriffe wie „E-Mobility“ (4.000 Artikel und Posts) oder „Charging Infrastructure“ (3.000 Artikel und Posts). Automobilunternehmen spielten in den Debatten über Smart Citys und neue Mobilitätskonzepte für Städte eine untergeordnete Rolle und seien eher Gegenstand der Diskussionen als aktive Akteure oder gar Absender. Die PR-Abteilungen fokussierten gezielt auf Produktthemen, die vor allem unmittelbar ihre eigenen Services betreffen – zum Beispiel eigene Elektroautos oder andere Technologien. Sie verpassten es damit, den öffentlichen Diskurs um die Lösungsfindung mitzulenken, warnen die Autoren.

Industrie adressiert vor allem eigene Insellösungen

Bei den Unternehmen, die in der Debatte zur urbanen Mobilität sichtbar sind, handelt es sich vor allem um Tech-Player wie Google, Microsoft, Huawei oder CISCO. Doch auch diese zeichneten kein Bild einer urbanen Mobilitätsvision, sondern präsentierten ihre eigenen individuellen Geschichten und Lösungen, konstatieren die Studienautoren weiter. Dabei überlasse die Wirtschaft vor allen Dingen den unabhängigen Expert*innen, Nichtregierungsorganisationen und politischen Entscheidungsträger*innen die Kommunikationshoheit zur urbanen Mobilität. So zitierten 59 Prozent aller analysierten Berichterstattungen und Social-Media-Posts Entscheidungsträger*innen aus der Politik und der öffentlichen Verwaltung sowie engagierte Aktivist*innen/Organisationen. Gefolgt von Journalist*innen (18 Prozent) und wissenschaftlichen Expert*innen (14 Prozent). Nur neun Prozent aller medialen Zitate entfallen auf Sprecher*innen bzw. Führungspersönlichkeiten auf Industriebene.

Londons Bürgermeister mehr medial präsent als Tesla

Allein der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan tritt mit 1.542 im Rahmen der Studie gefundenen Berichterstattungen und Posts häufiger in Erscheinung als die CEOs von Tesla (800 Artikel und Posts), Volkswagen (137 Artikel und Posts), GM (94 Artikel und Posts), Mercedes-Benz (83 Artikel und Posts) und Ford (21 Artikel und Posts) zusammen.

„Konsument:innen fordern von der Industrie zunehmend eine klare Haltung zu den relevanten Themen der Zukunft. Wer es in dieser komplexen Umgebung als Unternehmen schafft, sensibel zuzuhören und daraus die richtigen Schlüsse – auch in Sachen Kommunikation – zu ziehen, wird auch auf gerade entstehende gesellschaftlich relevante Themen aufmerksam und kann darauf aufbauend kompetent und authentisch die Kommunikationsführerschaft übernehmen. Automobilunternehmen, die dieses Potenzial voll nutzen möchten, sollten sich allerdings künftig in der Kommunikation nicht auf kurzfristige technische Lösungen beschränken, sondern den Mut zu mehr langfristigen Visionen haben, die nicht nur die eigenen Produkte in den Mittelpunkt stellen“, erklärt UNICEPTA-CEO Jochen Freese abschließend.

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