Sitzprobe Opel Grandland: Oben angekommen!
Alle, die über dem Grandland noch einen „großen Opel“ erwarten, sei gesagt: Er wird nicht mehr kommen. Der Grandland ist Opels neues Topmodell und streckt sich zur zweiten Generation endlich stimmig in seine Modellbezeichnung hinein. Er baut künftig 173 Millimeter länger, 19 Millimeter höher und 64 Millimeter breiter als sein Vorgänger und wächst auf 4.650 mm Länge, 1.905 mm Breite und 1.660 mm Höhe. Dazu kommen jetzt Räder mit bis zu 20“ Größe, sodass wir beim ersten Hinsehen nicht schlecht staunen: Der Grandland wuchs schon rein optisch jeder Hinsicht. Und übernimmt tatsächlich einige Details von Opels aufregender Studie „Experimental“, indem man en „Vizor“ vorn weiterentwickelt. Denn der neue 3D Vizor integriert den erstmals beleuchteten Opel-Blitz und die sogenannte „Edge Light“-Technologie.
Intelli-Lux: Jetzt erhellen je Scheinwerfer 25.600 LED-Einheiten die Straße
Und weil wir grade vor der bügelgefalteten Front stehen: Das Intelli-Lux Pixel HD Lichtsystem hat Opel ebenfalls verbessert mit jetzt 51.200 Elementen für eine extrem hochauflösende Lichtverteilung. Damit sollte auch er Grandland nachts die Straße „lichtfluten“ können und trotzdem exakt diejenigen aussparen, die man blenden könnte. Dazu kommen natürlich auch hier Begrüßungs- und Verabschiedungs-Animationen, die als Grafiken vor das Fahrzeug projiziert werden.
Engineered AND made in Germany: Entwickelt in Rüsselsheim, montiert in Eisenach
Opel-CEO Huettl freut sich dann auch:
„Der neue Grandland ist ein Meilenstein für Opel. Mit ihm ist nun jeder Opel auch elektrisch erhältlich. Das ist ein großer Schritt in unserer Elektrooffensive. Der neue Grandland wurde designt und entwickelt in Rüsselsheim, gebaut wird er in Eisenach. Die Verwandtschaft zum Opel Experimental ist unverkennbar. Er bietet Innovationen, die erstmals mit diesem außergewöhnlichen Konzeptauto zu sehen waren. Damit wird der neue Grandland unsere Position im wichtigen C-SUV-Segment stärken“.
Am Heck integriert der neue Grandland als erstes Serienmodell einen beleuchteten Opel-Schriftzug zentral in seiner Kompass-Lichtsignatur und verzichtet dafür auf den markanten neuen Blitz. Der ist unserer meinung nach das stärkere Symbol, denn gerade am Heck gleichen sich viele Modelle stärker als an der Front. Und wenn da jetzt x, y oder z steht wird das noch verwechselbarer. Aber hier geben wir dem Opel-Design dann auch Recht: Der mittig in die Heckklappe eingeprägte Schriftzug spart Ressourcen gegenüber einem Chromzeichen und er lässt sich so besser integrieren. Tatsächlich hätte man auch intern lange zwischen Blitz und Schriftzug hin- und herüberlegt, -diskutiert und -gestaltet. Von Peugeot übernahm man die versteckte Gummidichtung unten an den Seitenfenstern, was die Flanken klarer erscheinen lässt.
Sinnvoll: Die Wärmepumpe ist in Deutschland Serie
Auch der Grandland steht auf der Stellantis STLA Medium-Plattform, die speziell auf batterie-elektrische Modelle ausgelegt wurde, aber auch (noch) Verbrenner kann. Die neue Architektur, das neue flache Akkupackaging mit einer Akkukapazität bis zu 98 kWh, die E-Maschine der neuen Generation und weitere energiesparende Einrichtungen wie die in Deutschland serienmäßige Wärmepumpe sollen für rund 700 Kilometer Reichweite nach WLTP sorgen, von denen im worst case immer bis zu 450 bleiben. Grand!
Der Hub von 20 auf 80 Prozent Akkukapazität dauert im Idealfall rund 26 Minuten, man darf hier von einer maximalen Ladeleistung von 160 kW ausgehen.
Neben der rein elektrischen Version kommt der Grandland auch als Plug-in mit bis zu rund 85 Kilometer lokal emissionsfreier Reichweite nach WLTP, von der real eher 70 plusminus x bleiben dürften. Und: Ein 48-Volt-Mildhybrid.
Nehmen wir Platz: Dank 2.784 Millimeter Radstand gibt es davon auf allen Plätzen reichlich, wobei wir wie schon beim Peugeot E-3008 mit noch kürzerem Radstand erstaunt sind, wie wenig großzügig das dann doch ausfällt: Denn im Vergleich zum sehr raumeffizienten Vorgänger und dem Frontera bietet der Grandland jetzt nicht soooo viel mehr Platz, wie es das äußere Wachstum verheißt. Nach Zahlen bietet der Neue 20 Millimeter mehr Beinfreiheit im Vergleich zum Vorgänger. Immerhin lässt sich die Rücksitzbank ist im Verhältnis 40:20:40 teilbar umlegen und sorgt so für bis zu 1.641 Liter Kofferraum, wobei der auch in der „Basis“ schon großzügig ausfällt und Richtung 500 Liter bietet. Auch der Grandland hat vorn die neuen Sitze mit dem abfallenden Keil in der Mitte fürs Steißbein, aber auch in Reihe zwei fühlt man sich durchaus gut aufgehoben.
Horizontal verlaufende Linien innen sollen das Gefühl von Geräumigkeit verstärken, was unserer Meinung nach auch gelingt! Und statt BMW oder einst Schwester Saab ist Opel mittlerweile die Marke, die für das leicht zum Fahrer hin geneigte 16 Zoll große zentrale Display steht. Hinter dem Lenkrad hält ein breites und volldigitales Display die wichtigsten Informationen bereit. Zusammen mit dem Intelli-HUD Head-up-Display sorgt es dafür, dass der Fahrer den Blick stets auf der Straße halten kann.
Ebenfalls von Saab bekannt ist der Pure Mode: Der reduziert die Inhalte des Fahrerinfodisplays sowie des Head-up-Displays und des zentralen Screens auf ein nötiges Mindestmaß, was die Ablenkung vor allem bei Regen- oder Nachtfahrten weiter minimieren soll. Opel-typisch lassen sich darüber hinaus häufig genutzte Einstellungen wie die Klimatisierung ganz einfach über wenige physische Tasten intuitiv regeln – hier habe man in den „Testkliniken“ eine glasklare Aussage erhalten, die Taster in bestimmten Bereichen unbedingt beizubehalten. Und wie einst beim BMW Fünfer wanderten die seitlichen Belüftungsdüsen auch hier in die Türen, was den Instrumententräger optisch weiter in die Breite streckt. Für optische Wärme sorgen wie bei Peugeot mehrere Stoffeinleger, die ihrerseits teils in die Türen laufen und somit Breite und weitere Wärme bringen. All das wirkt real eine ganze Klasse hochwertiger als beim Vorgänger.
Tolle Idee bei den Sitzen: Warum kam vorher niemand drauf?
Weiterentwickelt wurden auch die wieder von der Aktion Gesunder Rücken e.V. zertifizierten Ergonomie-Sitze, auf denen es sich tatsächlich sehr bequem und im Detail nochmal deutlich angenehmer sitzt als im Frontera. Auch hier steigt man in die Mittel- respektive obere Mittelklasse auf und bietet erstmals aktive Seitenpolster. Die beiden in den Wangen der Rückenlehnen untergebrachten Luftkissen verbessern den Seitenhalt und lassen sich nach persönlichen Vorlieben regulieren. Darüber hinaus bietet der Fahrersitz sowohl Ventilation als auch eine Massagefunktion. Und natürlich ist auch hier das erwähnte patentierte Intelli-Seat-Ergonomie-Feature eingelassen: Eine spezielle, mittig in der Sitzfläche verlaufende Vertiefung verringert den Druck auf das Steißbein und soll so den Fahrkomfort auch bei langen Touren auf der Autobahn erhöhen. Alle Stoffe und Bezüge im Innenraum bestehen jetzt zu 100 Prozent aus recyceltem Material.
Simply Clever jetzt auch bei Opel – mit Pixel-Box und Co.
Und nachdem man auch bei Opel die dezente Rückmeldung bekam, statt Pixeln lieber Praxis zu bieten, erfand man die sogenannte Pixel-Box: Hinter dem Glas befindet sich die Fläche zum induktiven Smartphone-Laden, so dass die mobilen Endgeräte während des Ladevorgangs zugleich sicher verstaut und trotzdem jederzeit sichtbar sind. Letzteres soll auch dabei helfen, dass das Smartphone beim Verlassen des Grandland nicht im Fahrzeug vergessen wird. Insgesamt packte man mehr als 35 Liter an Ablagen in den Grandland – von der Pixel-Box über die mittlerweile oft üblichen separaten Smartphone-Taschen an der Rückseite der Vordersitze bis hin einem großen Fach samt 12V-Anschluss unterhalb der Mittelkonsole.
Fahrwerk? Mittlerweile eine Opel Spezialität
Also – man sitzt gut in einem deutlich wertiger und großzügiger wirkenden Auto, das sich gut bedienen lässt und nette Extraideen mitbringt. Was wir noch nicht prüfen konnten, war das Fahrwerk, das markenspezifisch eher auf der knackigen Seite daheim sein dürfte und nicht in Socheaux oder sonst wo, sondern in Rüsselsheim abgestimmt wird. Wenngleich man sich auch hier der Frequency Selctive Damping -Technologie bedienen kann: Über ein zusätzliches Ventil und einen zweiten Ölkreislauf im Dämpfer kann der Grandland je nach Situation, Fahrbahnbeschaffenheit und Fahrstil eine unterschiedliche Dämpfungscharakteristik anbieten; für komfortables Gleiten mit hohen Frequenzen bei kurzwelligen Stößen wie auf Kopfsteinpflaster. Oder er nutzt für eine sportlich-ambitionierte Fahrweise mit direkterem Fahrbahnkontakt niedrige Frequenzen.
So oder so soll sich der Grandland noch unmittelbarer und direkter fahren: Die „spezifische Abstimmung von Federn, Stabilisatoren, Lenkung und ESP unterstreicht die Opel-Charakteristik von Fahrwerk und Fahrverhalten“, was wir jetzt mal positiv-straff und rückmeldungsstark werten.
Den Grandland leitete man vom Experimental ab. | Foto: Opel
Das gilt teils auch für das dynamische Heck. | Foto: Opel
Basis auch hier: STLA Medium. | Foto: Opel
Optional zweifarbig, bis zu 20"-Räder. | Foto: Opel
Auch vom Grandland wird es mehrere E-Versionen geben. Auch mit zwei Motoren und Muckies und als Long-Range mit bis zu 700 km Reichweite nach WLTP. | Foto: Opel
Er wuchs merklich in der Länge. Seitlich: Typisch Opel. | Foto: Opel
Es bleibt bei einer dezent kantigen Haube. | Foto: Opel
Gelungene Proportionen eines (noch mittel-) großen SUV. | Foto: Opel
Und natürlich wurde auch bei der Fahrassistenz nachgelegt: Zur Serienausstattung zählen unter anderem automatischer Geschwindigkeitsregler mit Stop & Go-Funktion, eine erweiterte und hoffentlich noch klügere Verkehrszeichenerkennung, intelligente Geschwindigkeitsanpassung und Folgekollisions-Bremsung, die bei einer Kollision dazu beitragen soll, einen Folgeaufprall zu vermeiden.
Auch der Grandland geht den nächsten Schritt Richtung assistiertes Fahren
Das optionale Intelli-Drive 2.0-System bündelt viele elektronische Helfer und kombiniert diese mit einem teilautomatischen Spurwechsel-Assistenten sowie der intelligenten Geschwindigkeitsanpassung. Ist die angepeilte Fahrspur frei, steuert der Assistent den Grandland mit kleinen Lenkbewegungen in die gewünschte Spur. Die intelligente Geschwindigkeitsanpassung sorgt wiederum dafür, dass sich – sofern vom Fahrer bestätigt – bei einer neuen Geschwindigkeitsbegrenzung das Tempo des Fahrzeugs entsprechend verringert oder bis zu diesem Limit erhöht. Dafür nutzt Intelli-Drive 2.0 laut Opel nicht nur Sensoren, sondern auch vernetzte Over-the-Air-Informationen. Das Rangieren und Parken sollen der Parkpilot für Front und Heck, die Rückfahrkamera mit automatischer Reinigungsfunktion sowie die 360-Grad-Kamera Intelli-Vision vereinfachen.
Was bedeutet das?
Mit er zweiten Generation ist der Grandland in seinen Namen hineingewachsen. Er gehört jetzt zu den ausgewachsenen Mittelklasse-SUV, die so groß und edel sind, dass sie an der Tür zur Oberklasse stehen. Mit seinen Maßen stellt ihn Opel geschickt zwischen Peugeot E-3008 und E-5008, wobei Ersterer deutlich lifestyliger, Letzterer nochmal großzügiger und dreireihig antritt. Mit 4,65 Metern ist der Grandland zwar groß, erreicht aber noch nicht Admiral- oder Senator-Niveau. Und trotzdem ist er groß genug, den künftigen Grand Opel zu geben! Wenngleich der künftige Topseller durchaus Frontera heißen könnte.
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