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Sitzprobe im DS N°8: Macrons nächstes Parfüm?

Der DS N°8 wird neues Topmodell – und soll bis zu 750 km Reichweite nach WLTP bieten. Reicht das für die nächste französische Staatslimousine und größere Absatzerfolge im Export?

Mit dem N°8 startet DS eine dezent neue "Numero"-Modellbezeichnung. | Foto: DS Automobiles
Mit dem N°8 startet DS eine dezent neue "Numero"-Modellbezeichnung. | Foto: DS Automobiles
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Gregor Soller

Wir durften in die „heiligen Hallen“ von DS, das Designzentrum am südlichen Stadtrand von Paris. Das ist deutlich nüchterner als gedacht: Eher Zweckbau als Schloss, mit Park- statt Stadtlandschaft. Aber einem engagierten Team, das vor allem das Interieur liebt und hier schon wieder wildeste Material- und Grafikkombinationen am Start hat, die teils auch in den DS N°8 einflossen.

Der wiederum wurde direkt aus der Studie Aerosport Lounge Concept von 2020 entwickelt. Es gibt ihn sogar mit schwarzem Dach UND schwarzer Haube, die in dem Fall dann gleich in der Lackiererei digital schwarz bedruckt wird. Womit wir schon beim ersten ungewöhnlichen Detail des ungewöhnlichen Autos sind, das mit 4,82 Meter Länge, 1,9 Meter Breite und 1,58 Meter Höhe deutlich flacher und länger als der Peugeot 3008 ist, aber standesgemäße 2,9 Meter Radstand bietet.

Der neue Zielwert nach WLTP: Weniger als 13 kWh/100 km

Kurz zu den weiteren Daten: Es gibt zwei Akkugrößen mit 74 oder 97,2 kWh, die bis zu 572 respektive 750 Kilometer Reichweite (beim Long Range) bieten sollen – wovon real im Worst Case knapp 400 respektive knapp 500 bleiben dürften, denn der DS N°8 soll mit 12,9 kWh/100 km respektive 14,21 kWh/100 km sehr sparsam sein. Die E-Maschinen leisten 230, 245 und 350 PS (im Peak kurz eine Idee mehr) und stemmen 345 Nm, beim Allrad sind es 511 Nm. Damit beschleunigen die Fließheck-CUVs in 7,7, 7,8 oder 5,4 Sekunden auf 100 km/h. Abgeregelt wird bei 190 km/h.

Das Laden: Lange mit einer flachen Kurve, aber maximal 160 kW DC

Geladen werden kann DC mit bis zu 160 kW – kein Rekord, aber die sollen zwischen 20 und 55 % SOC anliegen, damit man lange schnell laden kann. Im Idealfall 200 km Reichweite binnen zehn Minuten. Klar gibt es eine Wärmepumpe und ein Thermalmanagement, der Hub von 20 auf 80 % dauert aber auch wegen der 400-Volt-Architektur dann doch 27 Minuten, von den üblichen zehn auf 80 % werden daraus eher 35 Minuten plus x… Am 11-kW-Lader hängt man mit großem Akku 5 Stunden und 55 Minuten, mit der optionalen 22-kW-Lademöglichkeit drei Stunden. Und ja, er kann auch Vehicle-to-Charge und V2L, bezüglich V2X vermeldete man noch nichts. Wäre insofern interessant, als Renault mit The Mobility House in Frankreich schon ein Package am Start hat.

Viele Details bringen viele Kilometer Reichweite

Doch wie gesagt, der DS N°8 soll ja mit Sparsamkeit punkten, weshalb man viel an der Aerodynamik feilte. Man nennt einen cW-Wert von 0,24, dank diverser Maßnahmen: darunter ein glatter Unterboden (+14 km), ein meist geschlossener Aero-Shutter vorn (+18 km), der Heckspoiler (+15 km) sowie Details wie die Aeroskirts vorn und hinten, die nach WLTP je noch 4 Kilometer Reichweite nach WLTP beisteuern sollen. Und dazu trägt natürlich auch ein bisschen die Tropfenform samt stark abfallendem Dach hinten bei.

Im Fond fühlt man sich ein bisschen an den Citroën CX erinnert

Kneift das nicht? Jein… Wir finden: Mit 1,9 Meter Größe und langen Beinen hat man vorn und im Fond gut Platz, vor allem mit dem großen optionalen, nicht zu öffnenden einteiligen Glasdach. Für das es kein Rollo, sondern nur eine Dämmung gibt, oder optional kleine Matten, um einzelne Bereiche abzuschatten. Dank eines schrägeren, stärker geneigten Sitzes im Fond sitzen wir da ganz gut und haben dank der nach unten abfallenden Vordersitze auch einen guten Blick nach vorn – passt für den 1,73 Meter großen Macron also allemal.

Danke dafür! Bisher nicht Gesehenes bei Lenkrad und Sitzen

Vorn sitzt man auf Abt- oder mönchsähnlichem Gestühl und wie die Kapuze bei den Kapuzinern das „Tor der Winde“ im Genick schützt, kann man auch hier sein Genick wärmen! Ein kleiner dreieckiger Luftauslass fächelt bei Bedarf warme Luft zu, ansonsten lassen sich natürlich alle Sitze heizen und kühlen. Man blickt auf ein ungewöhnlich gestaltetes Lenkrad mit x-förmigen Speichen und zwei „Touchprügeln“ - oder sagen wir als Reminiszenz an den Citroën CX lieber „Touchsatelliten“-  an der Seite, das aber genug Durchblick auf die Armaturen gewährt. So soll man am Lenkrad auf langen Strecken mehrere gute Positionen für die Hände finden. Wir haben auch das ausprobiert – könnte klappen – und sieht vogelwild aus, fast ein bisschen wie die großen Holzspeichenlenkräder der Vorkriegsfahrzeuge. Die Anzeigen selbst sind zurückhaltend gestaltet, dazu kommt ein 16-Zoll-Zentralscreen, auch elegant wie die gesamte Armaturenlandschaft, in der DS wieder ganz groß auftrumpft. Zumal man die dezente Hintergrundbeleuchtung an die der Anzeigen anpasst.

Der Innenraum ist wieder ein Fest neuer Ideen und Strukturen

Viel Mühe gab man sich auch bei Details wie den Türverkleidungen, Sitzabsteppungen (Alcantara mit Stoff in der Basis – in dunklem Blau!!!), der alcantaraverkleideten Smartphoneladestation oder der optionalen 690-Watt-Focal-Soundanlage mit 14 Speakern, die tollen Surroundsound bieten soll. Und klar legte man besonderen Wert auf Schalldämmung und Komfort – Punkte, die wir erst bei der Fahrpräsentation final überprüfen können.

 

 

Was uns weniger gefällt: Man sparte bei den Fensterheberschaltern (einfach Kunststoff) und an manchen Details. Der etwas plumpe Heckschriftzug „DS Automobiles N°8“, nun ja, der könnte auch auf einem chinesischen Hongqi stehen, zumal man dort eine ähnliche Rückleuchtengrafik nutzt. Und ja, die Proportionen sind etwas ungewöhnlich – sah man so zuletzt beim Citroën BX. Ein bisschen durften wir auch im Designstudio auf die Rechner schauen, und was wir da bei einem kleineren Modell sahen, war perspektivisch mehr DS denn je: mit rundlich zugespitzter Front samt passenden Scheinwerfern und sanft abfallendem Heck. Könnte sein, dass die Marke nach den ersten optisch eher banalen Gehversuchen doch noch zu sich selbst findet. Der N°8 ist ein erster Schritt dorthin.

Was bedeutet das?

Auch der DS N°8 setzt wieder ungewöhnliche Akzente – noch ungewöhnlichere als der glücklose DS 9 – und rückt damit unserer Meinung nach aber näher an den Markenkern als es je ein DS zuvor tat. Womit die Marke auf dem richtigen Weg ist. Seinen Einsatz als Präsidentenlimousine könnte in unseren jetzigen verqueren Zeiten das „made in Italy“ verhindern. Aber allemal besser als das „made in China“ des DS 9…

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