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Scania LNG Truck in der Flotte: Saubere und rentable Diesel-Alternative

Bei der Spedition Westfalen-Lippe rollt seit Juni 2019 einen LNG-Lkw zwischen Ruhrgebiet und Kopenhagen. Man sieht die Technologie als seriöse Diesel-Alternative. Kürzeren Serviceintervallen und teurerer Wartung stehen staatliche Förderung, günstige Betriebskosten, Mautbefreiung und bessere Umweltbilanz gegenüber.

Kommt gut an: Geschäftsführer Frank Zill (Mitte) übernahm den LNG-Truck von Scania und ist nach einem guten halben Jahr sehr zufrieden mit dem Betrieb. | Foto: Scania
Kommt gut an: Geschäftsführer Frank Zill (Mitte) übernahm den LNG-Truck von Scania und ist nach einem guten halben Jahr sehr zufrieden mit dem Betrieb. | Foto: Scania
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Redaktion (allg.)
von Johannes Reichel

Die Westfalen-Lippe Spedition in Herford hat seit Juni 2019 einen LNG-Lkw des schwedischen Herstellers Scania im Einsatz und eine erste Bilanz gezogen. Geschäftsführer Frank Zill sieht im Liquefied Natural Gas (LNG) den Kraftstoff der Zukunft im Straßengüterfernverkehr. Der Scania R 410 LNG wird im Systemverkehr zwischen dem Ruhrgebiet und Kopenhagen eingesetzt. Der komfortable Wechselbrücken-Zug sei genauso leistungsstark wie ein dieselbetriebener, fuhr bisher fehlerfrei, komme bei den Fahrern gut an und spare im Vergleich zum Diesel-Lkw bei den Betriebskosten, resümiert der Unternehmer.

„Wir haben für den 410 PS starken LNG-Lkw eine Strecke mit vielen Autobahn-Kilometern gewählt. Da lohnt sich sein Einsatz besonders“, versichert der 44-Jährige.

Auch aufgrund der Förderung von 12.000 Euro beim Neukauf, der 100-prozentiger Mautbefreiung bis mindestens Ende 2020 und günstigerer Treibstoffkosten spart er mit dem LNG Scania auf dieser Route bei jedem Kilometer gegenüber einem klassischen Dieselantrieb. Die rund ein Drittel höheren Anschaffungskosten für das LNG-Fahrzeug seien dabei bereits mit eingerechnet.

Teils lange Wartezeiten an der einzigen Tankstelle

Auf der Fahrt nach Dänemark wechseln sich zwei Fahrer jeweils nach der Hälfte der Strecke ab, getankt wird täglich an der Shell-Station Georgswerder Bogen. Das habe sich bewährt. Viele Alternativen für das Nachtanken mit LNG gab es allerdings lange nicht. Erst im Oktober hat das LNG-Servicecenter von Alternoil an der Autobahn A1 in Bakum bei Vechta eröffnet. Es liegt ebenfalls auf der Route und kann jetzt bei Problemen mit dem LNG-Tanken in Hamburg als Ausweichstation dienen.

Für die langen Strecken nach Skandinavien sollten die größten Tanks dienen, die der Hersteller optional anbietet. In die beiden je 550 Liter fassenden LNG-Behälter am 6x2-Fahrgestell passen 440 Kilogramm flüssiges Methangas. Das reiche theoretisch für rund 1.900 Kilometer. Ein Rundlauf auf der Strecke misst knapp 1.500 Kilometer. So bleibe genug Reserve für alle Eventualitäten, argumentiert die Firma. Dafür muss immer zweimal am Tag getankt werden.

„Mit einem Diesel-Fahrzeug müssten wir genauso häufig eine Tankstelle ansteuern. Und das Auftanken mit LNG dauert kaum länger als bei einem Dieseltank“, beteuert Harald Steffen.

Bei der Leistungsentfaltung, beim Fahrverhalten und Fahrkomfort gebe es auch keine Einbußen, mit dem Erdgas-Lkw seien sie genauso flott unterwegs wie mit einem vergleichbaren Diesel-Pendant, erklären die Fahrer. Der Tankvorgang selbst, den Umgang mit der Tanktechnik und der nötigen Schutzausrüstung sei für die Fahrer schnell Routine geworden. Allerdings muss man an der einzigen LNG-Zapfsäule im Norden teilweise lange warten. Deutschlandweit sind bislang erst sieben LNG-Tankstellen in Betrieb. Bis Ende 2020 soll das Netz allerdings auf etwa 40 LNG-Stationen ausgebaut sein. Aus Sicht der Westfalen-Lippe-Fahrer sei das auch dringend nötig.

Die Flüssigerdgas-Lkw sollen dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. Denen fühlt sich auch die Herforder Spedition verpflichtet. Man forciere seit längerem die Anstrengungen beim Umweltschutz. Etwa habe man für jeden seiner Lkw einen Baum gepflanzt, das Firmengebäude wurde unter Umweltaspekten energetisch modernisiert, mehrere Elektro-Pkw angeschafft und Lang-Lkw in Dienst gestellt.

Bei Biomethan fast CO2-neutral

Der LNG-Lkw soll dazu einen weiteren erheblichen Anteil beitragen. Das auf unter minus 160 Grad tiefgekühlte, verflüssigtes Erdgas und besteht zum größten Teil aus Methan. Verglichen mit Diesel verursache LNG bis zu 15 Prozent weniger CO2, bis zu 90 Prozent weniger Stickoxid sowie sehr geringe Schwefel- und Partikelemissionen. Bei Verwendung von Biogas lassen sich bis zu 90 Prozent CO2 einsparen. Die Strecke vom Ruhrgebiet bis nach Kopenhagen bedient die Westfalen-Lippe Spedition seit etwa sechs Jahren mit drei Lastzügen im Linienverkehr, so dass auch ein guter Vergleich zwischen LNG- und Diesel-Lkw möglich sei, wie man skizziert.

Die Anpassung des Scania LNG als Wechselbrückenfahrzeug mit 98 Zentimeter Fahrhöhe und bis 1.020 Millimeter Abstellhöhe gestaltete sich aufgrund der großen LNG-Tanks anfangs schwierig. Doch die SDG Modultechnik in Bielefeld fand für dieses Problem eine Lösung und schuf eines der ersten LNG-Wechselbrückenfahrzeuge in Deutschland. Dem soll bald ein zweiter Greiff-Lkw folgen. Ab Anfang Dezember hofft Zill den nächsten R 410 LNG mit Wechselbrücke auf Dänemark-Tour schicken und dafür einen Diesel-Lkw auf der Route abziehen zu können.

„Das Konzept hat sich bewährt. Unser LNG-Fahrzeug läuft zuverlässig, leise und sparsam. Lediglich zum Service muss der Scania mit Gastechnik etwas häufiger“, bemerkt Zill.

Bereits alle 45.000 Kilometer ist ein Werkstattaufenthalt für den LNG-Truck vorgesehen. Dafür hat der studierte Betriebswirt einen Full-Service-Vertrag abgeschlossen. Der sei zwar deutlich teurer als für den Diesel-Lkw, mache sich aber über die lange Frist dennoch bezahlt. Zumindest solange die Mautbefreiung bestehen bleibt und keine Fahrverbote in Innenstädten und Ballungszentren zu befürchten sind.

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