ROV Concept: Auch Lexus pilotiert den Wasserstoff-Verbrenner
Die Toyota-Tochtermarke Lexus hat ein Buggy-Konzeptfahrzeug vorgestellt, das wie bereits das Toyota GR Yaris-Konzept von einem Wasserstoffverbrennungsmotor angetrieben wird. Das sogenannte ROV Concept (ROV = Recreational Off-Highway Vehicle) soll dabei äußerst geländetauglich sein, verfügt über eine offene Aufhängung, einen Schutzkäfig und robuste Geländereifen, bei kompakten Abmessungen von 3.120 x 1.725 x 1.800 Millimetern (LxBxH). Der Hersteller sieht das Konzept als emissionfrei an und will CO2-Neutralität mit Fahrspaß verbinden.
Der 1,0-Liter-Wasserstoffmotor, der wie ein herkömmlicher Verbrennungsmotor mit Direkteinspritzung funktioniert, ist mit einem Hochdrucktank für komprimierten Wasserstoff gekoppelt. Er soll lokal fast emissionsfrei arbeiten und verbrauche nur eine geringe Menge an Motoröl. Daneben soll er mit eindrucksvollem Klang und einer kraftvollen Leistungsentfaltung überzeugen, die durch die hohe Verbrennungsgeschwindigkeit von Wasserstoff ermöglicht wird, wirbt der Hersteller.
Spartanische Noblesse
Dank der leichten Karosserie aus einem stabilen Rohrrahmen und der Offroad-Aufhängung mit großem Federweg bietet das ROV Concept ein natürliches Fahrverhalten. Die Abdeckung der Radaufhängung ist mit dem Wasserstofftank im Heck verbunden und schützt die Bauteile. Das einfache Display im Innenraum zeigt alle wesentlichen Informationen an, ohne den Fahrer abzulenken. Trotz des spartanisch anmutenden Buggy-Konzepts soll das Fahrzeug über hohe Verarbeitungsqualität und luxuriöse Anmutung verfügend. Standard sind etwa ein Lederlenkrad und ein ergonomisch geformter Schaltknauf sowie Sitze mit Kunstlederbezug und Federelementen, die Unebenheiten ausgleichen.
„Das ROV Concept ist unsere Antwort auf die wachsende Leidenschaft für die Natur und die Abenteuerlust unserer Kunden“, meint Spiros Fotinos, Chef von Lexus Europa.
Das Konzeptfahrzeug solle ein Lifestyle-orientiertes Produkt darstellen und zugleich einen Schritt weiter in Richtung CO2-Neutralität gehen, wirbt Fotinos weiter.
Was bedeutet das?
Einen Verbrenner nachhaltig betreiben? Das geht längst, nennt sich Bio-CNG und wurde im Pkw leider sträflich vernachlässigt als Brückentechnologie. Nur bei den Trucks schreiben die Biomethan-Antriebe, auch als langstreckentaugliches LNG, derzeit eine Erfolgsgeschichte. Vor dem Hintergrund fragt man sich umso mehr, warum Toyota jetzt noch ein "Fass" aufmacht und nach der im Pkw eher aussichtslosen Brennstoffzellentechnologie, die man wenigstens für Trucks noch verwenden kann, auch noch den Wasserstoff-Verbrenner forciert und das als Zukunftsantrieb sieht. Der Konzern hat zwar jüngst seinen ersten Vollstromer für 2022 avisiert und bei der Nobel-Tochter Lexus war der Kompakt-SUV UX300e der allererste Stromer im Konzern, den man aber eher sporadisch auf den Straßen sieht. Aber so richtig überzeugt scheint man von den BEVs nicht zu sein, eher getrieben. Woran man offenbar wirklich glaubt, ist Wasserstoff, in der Fuel Cell, aber eben jetzt auch als solitäre Lösung H2-Verbrennungsmotor.
Dabei halten Antriebsexperten nicht allzu viel davon: Erstens ist die Erzeugung von H2 enorm energieintensiv und auch nur dann klimafreundlich, wenn dies aus Grünstrom passiert. Aktuell also so gut wie gar nicht, weil blaues H2 aus Erdgas, grauer Wasserstoff gar aus noch schädlicheren fossilen Quellen wie Kohle oder Erdöl generiert wird. Zweitens bleibt die Inneffizienz des Verbrennungsmotors gegenüber einer E-Maschine bestehen, selbst wenn der H2-Motor auf dem Niveau eines sehr guten konventionellen Otto-Verbrenners arbeiten sollte.
Man hat hier also zwei ineffizienze Technologien gekoppelt, während beim Stromer die Energie von der Quelle abgesehen von etwaigen Leitungsverlusten ziemlich straight in die Akkus fließt und dort höchst effizient in Vortrieb verwandelt wird. Keine Frage, wir werden Wasserstoff im Antriebsmix der Zukunft brauchen. Aber als "Champagner" unter den Kraftstoffen - oder in diesem Fall Energieträgern, sicher nicht in Kleinwagen oder schrägen Sonderfahrzeugen wie Buggys. Sondern in Flugzeugen, vielleicht Loks oder Schiffen. Und ansonsten viel dringlicher in der Industrieproduktion, etwa von Stahl. Alles andere wäre Verschwendung. Auch von Zeit.
Seltsam, dass man beim einst so visionären Hybrid-Pionier Toyota so stur am "Geschäftsmodell" Verbrenner festhält, allenfalls hybridisiert, statt alle Energie darauf zu verwenden, die gewaltige Lücke bei batterielektrischen Antrieben nicht noch größer werden zu lassen. Im Jahr 2021 besteht in fast keiner Fahrzeugklasse mehr die Notwendigkeit, einen Verbrenner zu kaufen, der zehn bis fünfzehn Jahre fossile Emissionen verursacht. Selbst Kleinstwagen gibt es heute vollelektrisch, dank großzügiger Förderung auch für jeden erschwinglich. Zudem wächst das Angebot an gebrauchten BEVs. Das wäre mal eine Ansage aus Fernost gewesen: Statt eines Vollformat-SUV bringt Toyota einen preisgünstigen Elektro-Aygo - und zwar schon im nächsten Jahr. In der üppig bestallten Klasse der Elektro-SUV ist der unaussprechliche Bz4X allenfalls "me too".
Das beratungsresistente Festhalten am Verbrenner, den man auch sonst noch munter und unbeirrt weiterentwickeln will, erinnert an die Lernunfähigkeit der Japaner beim Thema Atomkraft, die trotz Fukushima-Katastrophe bis 2030 auf 20 bis 22 Prozent ausgebaut werden soll und als umweltfreundlich gilt. Der Riesen-Konzern muss aufpassen, dass er nicht "Kodaked" wird, wie der Farbfilmpionier beim Aufkommen der Digitalkameras. Irrwege korrigieren, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.
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