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Rightech RT75: So sitzt man im neuen Elektro-Verteiler

Optisch erinnert der Rightech RT75 an Isuzus N-Serie: Auch bei JAC läuft der leichte Verteiler als N-Serie, die wiederum die Basis für den RT75 bildet, aber mit dem Isuzu nichts gemein hat. Zumal er rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei läuft. 

In Großbritannien hatten wir die Möglichkeit, im RT75 Probe zu sitzen. Dazu gibt es erste Daten. | Foto: G. Soller
In Großbritannien hatten wir die Möglichkeit, im RT75 Probe zu sitzen. Dazu gibt es erste Daten. | Foto: G. Soller
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Die Daten lesen sich vielversprechend: Es gibt drei Längen: 6,065 Meter, 7,025 Meter und 7,880 Meter. Die Radstände betragen 3,365 Meter, 3,845 Meter und 4,475 Meter. Der Rightech RT75 wiegt als Chassis mit 100-kWh-Akku von CATL je nach Länge nur 2.990, 3.050 respektive 3.100 Kilogramm. Bei 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht bleiben also 4.500, 4.440 oder 4.390 Kilogramm übrig. Zieht man dann den Aufbau ab, sollte man immer über drei Tonnen Nutzlast landen – ein entscheidender Punkt, wie uns Rightech-CEO Jean-Marc Gales weiß:

„In diesem Segment brauchen Sie mit einem Fahrzeug, das keine drei Tonnen Nutzlast hat, gar nicht anzutreten.“

Vorne rollt er auf einer 3,1-Tonnen-Achse, hinten ist ein 6,2-Tonnen-Aggregat verbaut.

Auf unsere Frage, warum man JAC als Basis wählte, erklärte Gales, dass man viele Hersteller untersucht habe, doch bei JAC habe die Chemie einfach am besten gestimmt. Dort habe man zudem das größte Verständnis für die „Eigenheiten“ Europas gehabt. Es folgten 30.000 Stunden Tests und Homologationen, in denen Rightec den JAC an europäische Standards anpasste. Dazu gehört auch ein eigenes Software-Stack. In der Praxis sollen die Lkw per Fähre angeliefert werden und über die Muttergesellschaft Wrightbus in Nordirland in die einzelnen Märkte gelangen. Das Chassis ist mit der Kabine 2.323 Millimeter hoch und 2.105 Millimeter breit, Die Kabinenbreite misst 1.995 Millimeter.

Bis zu 231 Kilometer Reichweite nach WLTP – in der Stadt mehr

Rightec gewährt auf das Fahrzeug drei Jahre oder 100.000 Kilometer Garantie, auf die Akkus acht Jahre oder 250.000 Meilen, das entspricht gut 400.000 Kilometern. Die Reichweite des 100-kWh-Akkus soll bis zu 231 Kilometer betragen – laut Peter Kuhn, bei Rightec General Manager für Nutzfahrzeuge, handelt es sich dabei um einen "Praxiswert” für Fahrzeuge, die sich mit Aufbau und üblicher Beladung im Zulieferverkehr operieren". Man darf gespannt sein, was davon im kalten Winter übrig bleibt. Das genügt für einen Tag in der Stadt, wo Rightec das Haupteinsatzgebiet sieht. Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 38 km/h – in der Stadt eher viel – sollen auch fast 350 Kilometer möglich sein... Dennoch kann der RT75 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h auch auf die Autobahn. Wer auf steilen Strecken unterwegs ist: Die Steigfähigkeit beträgt bis zu 30 Prozent beziehungsweise 16 Grad.

Laden mit bis zu 100 kW DC, AC leider nur mit 11 kW

Die Zielgruppe sind laut Gales vor allem Kommunen und Lieferbetriebe mit viel Stopp-and-Go-Verkehr. Die Idee dazu kam vom Bushersteller Wrightbus, der auch eine eigene Telematik betreibt und bei der Auswertung von Betriebsdaten feststellte, dass sich Lkw und Busse im innerstädtischen Einsatz stark ähneln: Beide haben feste Routen, keine zu langen Strecken und kehren zu festen Zeiten ins Depot zurück. In einer 45-Minuten-Pause ist auch „Snackladen“ möglich: Von 20 auf 80 Prozent Ladestand soll es beim RT75 rund 50 Minuten dauern. Maximal kann mit 100 kW DC geladen werden.

Umfangreiche Sicherheitsausstattung, komfortables Ambiente

Klettern wir mal in die Kabine, wo wir feststellen: Sie ist komfortabel ausgestattet und sauber verarbeitet – die Weichmacher und Kleber dürften eine Idee weniger ausdünsten, aber das verfliegt ohnehin. Die Bedienung ist super einfach: Ein Drehschalter wird auf „D“, „R“ oder „N“ gestellt, und es kann losgehen. Insgesamt gibt es drei Rekuperationsstufen und eine vollständige Sicherheitsausstattung: ein autonomes Notbremssystem mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, ESC, eine elektrische Parkbremse und Berganfahrhilfe, ein Frontkollisions- und Spurverlassenswarnsystem, eine Rückfahrkamera, Einparksensoren hinten, Zentralverriegelung, Airbags für Fahrer und Beifahrer sowie Gurtstraffer.

Damit ist der RT75 serienmäßig komplett ausgestattet – es gibt keine versteckten Extras, die man noch hinzukaufen muss. Die Sitze sind komfortabel und sollten sich hoffentlich nicht zu schnell durchsetzen. Auch der Ein- und Ausstieg gestaltet sich angenehm.

Schärfste Konkurrenten: elektrische Iveco Daily und Fuso Canter

Die Frontlenker-Sitzposition ist zwar weniger „Pkw-like“ als im konkurrierenden Iveco Daily, spart aber Bauraum. Die direkten Konkurrenten sind der Fuso Canter und der Isuzu N, wobei nur der Canter auch elektrisch verfügbar ist. Er hat den Vorteil, mit AC auch 22 kW laden zu können, muss bei 4.450 Millimetern Radstand jedoch mit einer Fahrgestelltragfähigkeit von 3.740 Kilogramm auskommen. Dennoch nehmen sich beide Fahrzeuge hinsichtlich der technischen Daten nicht viel. Der Canter bietet zwei Akkugrößen sowie mehrere Radstände und Gewichtsklassen – es bleibt abzuwarten, wie flexibel JAC hier im Vergleich sein wird.

Für zusätzlichen Komfort sorgen der gefederte Fahrersitz, ein DAB+-Radio-Tuner mit 8-Zoll-Farb-Touchscreen und Bluetooth sowie ein Tempomat. Viel wichtiger ist jedoch der 24/7-Service, den Wrightbus bietet, sowie die Möglichkeit, die Wrightbus-Telematik zu nutzen. Damit kann man sein individuelles Streckenprofil berechnen und optimieren.

 

Auch die Verkaufsmannschaft bringt Erfahrung mit: Sie stammt teilweise von renommierten Nutzfahrzeugherstellern und kennt sich entsprechend aus. Die Preise starten ab 62.700 Euro netto. Zum Vergleich: Einen elektrischen Canter mit Pritsche und großem 123,9-kWh-Akku findet man im Netz ab 78.900 Euro, einen 4,25-Tonnen-Daily mit Koffer ab 74.900 Euro. Damit positioniert sich Rightech nicht als Billiganbieter.

Ein weiteres Rightech-Extra ist das Unternehmen Ryze, das sich um die Ladeinfrastruktur kümmert. CEO Gabor Beyer versicherte uns bei der Rightech-Präsentation:

„Wenn Sie zum Fahrzeug Ladeinfrastruktur benötigen, können wir sie nach Ihren persönlichen Wünschen spezifiziert aufbauen.“

Was bedeutet das?

Der Erfolg von Rightech wird maßgeblich vom Vertrieb abhängen, denn technisch nimmt sich der RT75 im Vergleich zu seinen Konkurrenten nicht viel – preislich (leider) auch nicht. Seine Stärken sind auf jeden Fall die Kompetenz seines Teams, das hoffentlich gut funktionierende Wrightbus-Servicenetz sowie die Wrightbus-Telematik und Ryze.

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