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Ridepooling: MOIA-Start in Hamburg wird zum Politikum

In der Hansestadt gibt es nach der Genehmigung durch den Senat Proteste der Taxibranche gegen den Fahrdienst. Betrieb unter Auflage, den ÖPNV nicht zu beeinträchtigen.

In VW-Diensten: Der Konzern hatte das Start-Up MOIA übernommen und will in Hamburg mit dem Ridepooling starten. Auch auf der Hannover Messe war VW mit dem MOIA+6, ein nobel ausstaffierter VW e-Crafter, präsent. | Foto: VWN
In VW-Diensten: Der Konzern hatte das Start-Up MOIA übernommen und will in Hamburg mit dem Ridepooling starten. Auch auf der Hannover Messe war VW mit dem MOIA+6, ein nobel ausstaffierter VW e-Crafter, präsent. | Foto: VWN
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Johannes Reichel

Der Start des Ridepooling-Anbieters MOIA, eine Tochter des VW-Konzerns, in Hamburg wird zum Politikum. Schon bevor am Donnerstag vom Hamburger Senat die Genehmigung für den Fahrdienst ab dem vierten Quartal 2018 erteilt worden war, hatten sich Taxi-Fahrer zu einem Protestkorso durch die Innenstadt versammelt. Der App-basierte Fahrdienst, der Passagiere mit dem gleichen Ziel bündeln will, soll im Testbetrieb maximal 30 Cent pro Kilometer kosten und im Realbetrieb teurer als der ÖPNV aber billiger als ein Taxi sein.

Von den beantragten 1.000 Modellen, aufwändig auf Shuttle-Betrieb umgerüstete, elektrisch angetriebene Transporter vom Typ VW e-Crafter, sollen aber vorerst nur 500 zum Einsatz kommen, wie Spiegel Online berichtet. Die übrige Zahl soll erst starten, wenn sichergestellt ist, dass der ÖPNV nicht beeinträchtigt wird. Vorerst wird auch nur eine geringere und ausgewählte Zahl registrierter Nutzer den Dienst in Anspruch nehmen können. In Hannover sind die MOIA-Shuttle bereits unterwegs, hier allerdings noch Diesel-betriebene Modelle in geringer Zahl von 30 Fahrzeugen. Diese soll allerdings auch 250 Fahrzeuge aufgestockt werden.

Was bedeutet das?

Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es so schön. Dass die Taxi-Branche gegen "Disruptoren" wie MOIA von VW oder Via von Daimler Sturm läuft, ist ebenso verständlich wie es bei den Protesten gegen Uber der Fall war, deren Berechtigung im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen bei dem US-Fahrdienstleister außer Zweifel steht und ja auch höchstgerichtlich bestätigt wurde. Uber ist demnach eben nicht nur Vermittler, sondern Fahrdienstleister und muss diesselben strengen Regularien erfüllen wie alle Taxi-Dienste. Dennoch sollten sich die Verantwortlichen überlegen, warum sie nicht selbst mit einem solchen Pooling-Dienst an den Start gehen, der der jungen, hippen und urbanen Klientel mehr entgegenkommt. Wobei es ja auch bereits "coole" Dienste wie MyTaxi gibt, die sich irgendwo zwischen "spießigem" Taxi und Newcomern wie MOIA platziert. Und für die man keine Zig-Millionen-Investitionen tätigen muss, wie VW das "im Kreuz" hat.

Eine ganz andere Frage ist, ob diese hippen und bequemen neuen Dienste nicht kontraproduktiv im Hinblick auf eine Verkehrsreduzierung wirken. Erste Studien aus den USA legen nämlich genau diesen Verdacht nahe: Statt weniger Verkehr, gibt es jetzt mehr, statt dem Bus oder dem Fahrrad ordert man sich jetzt einen Fahrdienst. Schlicht weil es so einfach, billig und bequem geworden ist. Auch die Hansestadt Hamburg sollte bei aller Euphorie für neue Mobilität genau hinsehen, ob es den gewünschten Effekt für den sogenannten Umweltverbund wirklich gibt. Und notfalls gegensteuern. Denn selbstredend - und auch das ist legitim - wollen Konzerne wie VW mit solchen Geschäftsmodellen vor allem eines machen: Ein Geschäft.

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