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Renault Zoe und Dacia Spring fallen im Crash-Test durch

Vorzeigestromer erhält null Sterne, auch Dacia Spring versagt. Hersteller rechtfertigt sich. Fiat 500e und MG Marvel zeigen, dass günstige E-Autos NCAP-fest sein können. BMW iX und Mercedes EQS top.

Maue Bilanz für den Strom-Pionier: Der Renault Zoe schnitt mit null von fünf Sternen verheerend ab Crash. | Foto: EuroNCAP
Maue Bilanz für den Strom-Pionier: Der Renault Zoe schnitt mit null von fünf Sternen verheerend ab Crash. | Foto: EuroNCAP
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Johannes Reichel

Mit zwei verheerend ausgefallenen Crash-Test im EuroNCAP steht der Automobilhersteller Renault unter Rechtfertigungszwang für seine preiswerten Elektromodelle. Man erfülle "alle behördlichen Sicherheitsanforderungen", heißt es dazu von den Franzosen. Allerdings reagierte man rasch und will den Zoe ab März 2022 mit einem Notbremsassistenten samt Fußgängererkennung in Serie ausstatten, der aktuell aber nicht standardmäßig an Bord ist. Das hatten die Crash-Tester ebenso moniert, wie den schlechten Seitenaufprallschutz aufgrund fehlender Kopfairbags und die Tatsache, dass Teile des Armaturenbretts in den Fahrgastraum eindrangen. Umso ärgerlicher ist dies, weil der Zoe Jahrgang 2013 noch mit Kopf-Seiten-Airbag ausgestattet war und die von der Marke gewohnten fünf Sterne errang.

Lieber Kamera und Radar statt Kopfairbag

Statt des Kopfairbags - pro Fahrzeug etwa zwei bis drei Euro teuer - habe man mit dem 2019er-Facelifts lieber weitere Sensoren für Kamera und Radar als Basis weiterer Assistenzsysteme verbaut im Gegenwert von 50 bis 70 Euro, rechtfertigte sich der Hersteller gegenüber dem Fachmagazin Auto, Motor, Sport. Der Verzicht sei lässlich erschienen, weil man aus eigenen Unfallanalysen des LAB, die man zusammen mit dem Stellantis-Konzern anstellt, unter damals 300.000 "aktiven" Zoes kein einziger Unfall mit Pfahlaufprall ergeben habe, dafür zahlreiche Kollisionen mit Fußgängern oder Radfahrern, bei denen die Assistenzsysteme wirksamer gewesen seien.

Die Kombination aus Seiten- und Kopfairbag könne zudem unter bestimmten Umständen negative Folgen für den Insassenschutz haben. Ein hilfreicherer Vorhangairbag wiederum erfordere eine komplett andere Karosseriestruktur und würde für das 2013 präsentierte Modell den Kostenrahmen sprengen, argumentiert Renault weiter. Gleichwohl würde man die Entscheidung so heute nicht mehr treffen, vor dem Hintergrund des NCAP-Desasters, gestand der Hersteller gegenüber AMS ein.

 

Fiat 500e und MG Marvel schaffen vier Sterne

Euro NCAP hatte vor kurzem seine letzten Sicherheitsbewertungen für das Jahr 2021 publiziert, die das beste bis schlechteste Ergebnis in allen Fahrzeugkategorien abdecken. Von den elf getesteten neuen Modellen erreichten sieben die Bestnote von fünf Sternen, darunter der BMW iX, der Genesis G70 und GV70, der Mercedes-EQ EQS, der Nissan Qashqai, der Škoda Fabia und der Volkswagen Caddy. Der elektrische FIAT 500e und der Marvel R von MG schnitten ebenfalls gut ab und erhielten jeweils 4 Sterne. Das generell positive Jahresabschlussergebnis enthalte aber einen Wermutstropfen dadurch, dass der Dacia Spring und der überarbeitete ZOE von nur einen bzw. null Sterne erzielten. Sie hätten damit noch schlechter abgeschnitten als erwartet, erklärte die Organisation.

Souveräne Oberklasse: iX und EQS glänzen mit Topwertung

Die 5-Sterne-Gewinner dieses Jahrgangs reichen von erschwinglichen Superminis und kleinen Vans bis hin zu luxuriösen Elektroautos der Oberklasse. Trotz unterschiedlicher Antriebe und Preisklassen schnitten alle Fünf-Sterne-Autos beim Aufprallschutz und der Unfallvermeidung insgesamt sehr gut ab. Herausragend sind die Leistungen des neuen Nissan Qashqai im Bereich der Sicherheitsassistenten und des Mercedes-EQS beim Insassenschutz für Erwachsene und Kinder. FIATs Elektro-Supermini 500e und der neue MG Marvel R zeigten ebenfalls starke Leistungen und erreichten lobenswerte Vier-Sterne-Bewertungen.

"Bravo an diese Hersteller, die den Verbrauchern das Sicherheitsniveau bieten, das sie erwarten. Diese Ergebnisse machen einmal mehr deutlich, dass es bei der Sicherheit auf gute Technik ankommt und weniger auf die Art des Antriebsstrangs oder den Preis an sich", erklärte Michiel van Ratingen, Generalsekretär von Euro NCAP.

Volks-Stromer mit Schattenseiten: Renault Zoe

Da die Verbraucher von allen Seiten dazu gedrängt werden, auf batteriebetriebene Elektroautos umzusteigen, sei es nicht verwunderlich, dass einige Automobilhersteller erschwinglichere Produkte auf den Markt bringen, die ein breiteres Publikum ansprechen können. Renault war unter den ersten, die den Markt mit dem beliebten ZOE, der 2013 auf den Markt kam, erfolgreich erobern konnten. Der "neue" ZOE, ein Facelift, das 2020 eingeführt wurde, erhielt einige Verbesserungen an der Batterie, aber keine zusätzliche Sicherheit.

Airbags runtergestuft - Abzüge in der Benotung

Im Gegenteil, monieren die Crash-Tester: Der Seitenairbag im Sitz, der früher Kopf und Brustkorb schützte, wurde durch einen weniger wirksamen reinen Thorax-Airbag ersetzt, was eine Verschlechterung des Insassenschutzes bedeutet. Der neue ZOE bietet insgesamt einen schlechten Schutz bei Unfällen, einen schlechten Schutz für ungeschützte Verkehrsteilnehmer und keine sinnvolle Technologie zur Unfallvermeidung, was ihn für alle Sterne disqualifiziert, so das harsche Urteil.

Dacia Spring: Budget leider auch beim Crashtest

Leider sehe es bei Renaults schnörkelloser Submarke Dacia nicht viel besser aus, führen die EuroNCAP-Tester weiter aus. Der vollelektrische Spring, der als brandneues Fahrzeug vermarktet wird, basiert stark auf dem in China hergestellten Renault City K-ZE, der wiederum ein Derivat des problematischen Renault Kwid ist, der mehrere Jahre lang in Indien und Brasilien verkauft wurde, erklärt die Organisation. Dacia habe in ganz Europa eine treue Fangemeinde: Autokäufer, die die niedrigen Einstiegspreise zu schätzen wissen und auf "unnütze Features" in ihrem Auto verzichten.

Problematische Leistungen des China-Derivats

Mit dem Spring hätten die "Meister der sparsamen Technik" jedoch ein Produkt auf den Markt gebracht, das mehr ist als nur schnörkellos. Seine Leistungen bei Crashtests seien "geradezu problematisch, mit einem hohen Risiko lebensbedrohlicher Verletzungen für den Brustkorb des Fahrers und den Kopf des Beifahrers bei Frontalcrashtests und einem geringen Schutz des Brustkorbs bei Seitenaufprall", so das Urteil. Die mittelmäßige Crash-Performance und die mangelhafte Crash-Vermeidungstechnologie führen zu einer Ein-Stern-Bewertung für den Dacia Spring.

"Renault war einst ein Synonym für Sicherheit. Der Laguna war 2001 das erste Auto, das fünf Sterne erhielt. Die enttäuschenden Ergebnisse für den ZOE und den Dacia Spring zeigen jedoch, dass die Sicherheit bei der Umstellung des Konzerns auf Elektroautos inzwischen zum Kollateralschaden geworden ist", kritisierte Michiel van Ratingen.

Noch vor ein paar Monaten habe Dacia behauptet, dass man "stets darauf bedacht sei, die Sicherheit für die Insassen zu erhöhen", und dass die Autos des Unternehmens stets über einen verbesserten Insassenschutz verfügten, so die Organisation weiter. Das sei eindeutig nicht der Fall.

"Diese Autos bieten nicht nur serienmäßig keine nennenswerte aktive Sicherheit, sondern ihr Insassenschutz ist auch schlechter als bei allen anderen Fahrzeugen, die wir seit vielen Jahren gesehen haben. Es ist zynisch, dem Verbraucher ein erschwingliches, umweltfreundliches Auto anzubieten, wenn der Preis dafür ein höheres Verletzungsrisiko im Falle eines Unfalls ist", wettert die EuroNCAP weiter.

Fiat 500 e legt top Ergebnis hin

Andere Autos, wie der FIAT 500e, der kürzlich mit 5 Sternen im Green NCAP ausgezeichnet wurde, zeigten, dass Sicherheit nicht für Umweltfreundlichkeit geopfert werden müsse.

Rikard Fredriksson, Berater für Fahrzeugsicherheit bei TRAFIKVERKET in Schweden kommentierte, die Tests von Euro NCAP verdeutlichten die signifikanten Unterschiede, die entstehen, wenn die Entscheidung getroffen wird, das Sicherheitsniveau eines Fahrzeugs, das in Produktion bleibt, nicht zu verbessern. Besonders alarmierend ist aus seiner Sicht die Herabstufung der Airbags durch den Hersteller, wenn sein Fahrzeug in anderen, nicht sicherheitsrelevanten Bereichen überarbeitet wurde.

"In dieser Veröffentlichung sehen wir Beispiele von Elektroautos mit ähnlichem Preisniveau, aber bemerkenswert unterschiedlichen Sicherheitsniveaus", so Fredriksson weiter.

Außerdem hatte Euro NCAP fünf neue Hybrid- und Elektroauto-Varianten von Fahrzeugen geprüft, die in den Vorjahren bewertet wurden. Der Audi A6 PHEV, der Range Rover Evoque PHEV und der Mazda 2 Hybrid teilen sich die 5-Sterne-Bewertung von 2018, 2019 bzw. 2020. Der Mercedes-EQ EQB fällt unter die Fünf-Sterne-Bewertung des GLB für 2019, und der neue Townstar von Nissan, der Zwilling des Renault Kangoo, teilt dessen Vier-Sterne-Bewertung aus diesem Jahr.

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