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Renault Talk #1: So will Luca de Meo die Marke in die Zukunft führen

Renault hat sich selbst das Motto „Nouvelle Vague“ (neue Welle) ausgegeben. Damit soll die Marke moderner, grüner und nachhaltiger werden und sich noch stärker auf Technologie, saubere Energien und nachhaltige Mobilitätslösungen fokussieren.

Im ersten Talk erklärten di Meo und sein Führungsteam, wie Renault in die Zukunft blickt. | Foto: Renault
Im ersten Talk erklärten di Meo und sein Führungsteam, wie Renault in die Zukunft blickt. | Foto: Renault
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Gregor Soller

Die „nouvelle vague“ beschreibt eigentlich eine Stilrichtung des französischen Kinos, die in zwei Phasen verlief: Weniger beachtet schon nach 1918 und dann ab den späten 1950er-Jahren. Und jetzt, Anfang 2021 bei Renault. Wofür man ganz mutig auch einen Fuego Turbo wieder reaktiviert, um im Film für den tollen Renault-Service zu werben. So hatte Luca de Meo anlässlich der Präsentation der „Renaulution“ erstmals eine neue Strategie für die Marke Renault vorgestellt. Neben einer umfassenden Modelloffensive mit dem Schwerpunkt Elektromobilität positioniert sich Renault dabei stark in Richtung Technologie, Service und saubere Energie. Dazu gibt es mal wieder ein neues Logo, dass sich eher wieder an der Version von 1972 bis 1992 orientiert, außerdem setzt man wieder stärker auf die Strahlkraft der Marke, die nach Meinung der Renault-Verantwortlichen zuletzt neben der Nissan-Mitsubishi-Allianz etwas unterging.

Interessant ist auch, dass mit Gilles Vidal als Design-Direktor, Gilles le Borgne als technischem Entwicklungschef und Arnoud Belloni im Marketing zwei hochrangige PSA-Männer bei Renault an Bord kamen. Renault möchte nicht weniger als seine „Führungsrolle bei der Energiewende durch Elektro- und Wasserstofflösungen zu stärken und den grünsten Antriebsmix aller Hersteller in Europa anzubieten.“ Dazu starte man laut de Meo zwar nicht aus der „Pole Position“, doch immerhin aus einer vorderen Reihe. Interessant ist, das Renault bei der Präsentation immer wieder die Formel 1 als „Bild“ benutzt, obwohl man dort jetzt unter dem Markennamen der wiederbelebten Tochter alpine antritt und das Formel-e-Engagement schon vor Jahren an Nissan übertrug.

Bis 2025 wird Renault 14 neue Modelle einführen, sieben davon vollelektrisch. Exemplarisch für die neue Ausrichtung steht der ikonische Renault 5 Prototype. Das neue Logo und ein neuer visueller Stil sollen die neue Ausrichtung sichtbar zum Ausdruck bringen. Luca de Meo bekräftigte die Neuausrichtung der Marke Renault als Kern des Strategieplans Renaulution und erklärte:

„Als Branchenführer der Energiewende wird die Marke Renault ab 2030 die grünste Marke in Europa sein. Dann sollen 9 von 10 verkauften Autos elektrifiziert sein.“

Große Anstrengungen unternimmt man mit der „Software Republique“. Hier werden mehr als 2.000 Ingenieure aus fünf branchenführenden Unternehmen ihr Know-how in den Bereichen Cybersicherheit, künstliche Intelligenz, Datenverarbeitung, Software und Mikroelektronik einbringen. Das sind laut Renault „schlüsselfertige Mobilitätslösungen für Städte und Gemeinden“.

In einer Re-Factory sollen im großen Stil gebrauchte Produkte aufbereitet werden

In der Renault Re-Factory, Europas erstem Zentrum für Kreislaufwirtschaft, sollen jährlich bis zu 120.000 Fahrzeuge (einschließlich Elektromodelle) recycelt oder aufbereitet werden. Etwa 80 Prozent der recycelten Materialien werden in neuen Batterien wiederverwendet. Bis 2030 will Renault führend sein in Bezug auf den Anteil an recycelten Materialien in neuen Fahrzeugen. Außerdem strebt man mit neuen, größeren Modellen Richtung bessere Margen, wenngleich Renault sich aktuell schon in der Mittelklasse mit Espace und Talisman schwer tut. Bis 2025 werden sieben elektrifizierte Modelle im C- und D-Segment auf den Markt kommen. Den Beginn markiert der neue sportliche Crossover Arkana. Weiteres Highlight wird im kommenden Jahr der neue, vollelektrische Mégane E-Tech Electric. Zudem wird Renault die E-Tech-Hybridtechnologie gezielt weiterentwickeln, insbesondere mit Blick auf Effizienz und Fahrspaß bei den künftigen Fahrzeugen des C- und D-Segments.

Im Rahmen des Renault Talk #1 zeigte Renault Brand Design Director Gilles Vidal erstmals die Darstellung des Logos am Heck des neuen Mégane E-Tech Electric. Zudem präsentierte Vidal auch neue Fotos des Innenraums. Sie zeigen innovative Bordsysteme und neue Bildschirme ebenso wie ein großzügiges Raumangebot mit mehr Platz und mehr Ablagefächern. Klar erkennbar ist auch das moderne Innenraumdesign mit neu gestalteten und hochwertigen Materialien. Das soll nach und nach auf alle neuen Renault-Modelle übertragen werden.

Neue Ära, neue Werbung – ausgerechnet mit dem Fuego Turbo, der in einem Trailer für den Service wirbt

Laut Arnaud Belloni, Vice President Global Marketing Renault, spiegelt sich die „Nouvelle Vague“ auch in der Werbung der Marke wider. Die neue Markenidentität wird bereits in den aktuellen Kampagnen eingesetzt. Ab Juni wird sie auch auf den Websites der Marke eingeführt. Eine Werbefilm für den Renault Service nutzt ausgerechnet den Renault Fuego Turbo als Botschafter. Ein Auto, dass außerhalb Frankreichs eher total in Vergessenheit geriet und für dass die meisten Ersatzteile schon seit Mitte der 1990er Jahre eher gar nicht mehr oder viel schwieriger zu bekommen sein dürften als für jeden Mercedes dieser Ära. Aber vielleicht gründet Renault ja doch noch eine Klassiker-Sparte wie zuletzt VW oder Fiat, wo zumindest zeitlich befristet wichtige Teile immer mal wieder nachgefertigt werden. Die Fuego-Fahrer würde es wie die R4 bis R30-Besitzer freuen….

Ab 2022 wird auch der neue Renault Kangoo in einer vollelektrischen E-Tech-Version erhältlich sein, übrigens zeitgleich mit dem dann auf den Markt kommenden Mercedes-Benz EQT, der sich wieder sehr viele Komponenten mit dem Kangoo teilt. Gilles Le Borgne, Executive Vice President Engineering der Renault Group, kündigte im Rahmen des Renault Talk #1 den weiteren Ausbau der Technologie an. So wird in den höheren Fahrzeugsegmenten – insbesondere im C-SUV-Segment– ein neuer 1.2 Liter-3-Zylinder-Motor in Kombination mit einem Elektromotor zum Einsatz kommen, der ab 2022 200 PS im HEV und ab 2024 dann 280 PS im Plug-in-Hybrid mit Allradantrieb leisten wird.

Anteil elektrifizierter Modelle soll massiv steigen

Ebenfalls vorgestellt wurden im Rahmen des Renault Talk #1 die kommerziellen Prioritäten der Marke Renault. Fabrice Cambolive, Senior Vice President Renault Sales and Operations, betonte dabei die bereits erzielten Erfolge. So seien bereits heute 25 Prozent der verkauften Renault Modelle elektrifiziert. In Frankreich sind 30 Prozent der neu zugelassenen Clio mit Hybridantrieb ausgestattet. Ziel ist, auf Basis der erneuerten Produktpalette in Europa Marktanteile im C-Segment zu steigern und die Qualität der Verkäufe sowie die Preispositionierung zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist der neue Arkana: hier liegt der Umsatz pro verkaufter Einheit bei über 30.000 Euro und damit deutlich über dem durchschnittlichen Umsatz der Renault Modelle – aktuell ist Renault vor allem bei Twingo und Clio und mit dem Zoe sehr stark – alles Modelle im B-Segment, das eher um die 15.000 Euro liegt.

Auf internationaler Ebene investiert die Marke Renault in ihre historischen Märkte mit hohem Potenzial und starker lokaler Präsenz, darunter Brasilien, Russland, die Türkei und Indien. Dazu kommt ein Ausbau des Angebots in Südamerika. Wobei man hier gern Dacia-Modelle wie den Duster als Renault verkauft, was wiederum die Höherpositionierung der Marke etwas konterkarriert - wobei Dacia in vielen preissensiblen Märkten gar nicht verkauft wird.

Was bedeutet das?

Renault hat große Ziele. Die sind teils gut zu erreichen, teils erfordern sie aber große Kraftanstrengungen. Wenig problematisch dürfte der Ausbau der E-Mobilität und die Präsenz bei den leichten Nutzfahrzeugen sein. Bei ersterem kann man auf die Allianzplattform zurückgreifen, die schon beim Nissan Ariya viel verspricht, bei Letzterem bleibt man zumindest beim Kangoo mit Daimler liiert, auch wenn Renault und Nissan ihre Anteile am Stern zuletzt verkauft haben. Perspektivisch böten auch Trafic/Master Perspektiven für das Duo V-Klasse respektive Vito/Sprinter, um hier gemeinsam höhere Stückzahlen zu erzielen.

Schwerer wird sich Renault mit der Höherpositionierung tun: Zwar hat die Marke immer wieder mal Anläufe unternommen, blieb aber nie konsequent dabei. Und betreibt eiter Bedge-Engeneering mit Dacia: Auf preeissensiblen Märkten wird der Dacia Duster als Renault und teils sogar als Nissan verkauft! Den großen Limousinen seit dem R30 folgte nach dem Vel Satis nichts mehr und auch das Van – und SUV-Angebot endet derzeit eher in der Mittelklasse. Man darf gespannt sein, was hier dem Espace und Koleos folgt. Und wie Renault seinen Service verbessern will: das Netz ist zwar dicht genug und teils für E-Mobilität vorbereitet, doch vor allem nach Auslaufen der 10-Jahres-Ersatzteilgarantie wird es immer sehr schnell sehr duster beim Nachschub – wovon Besitzer älterer Renault-Modelle allesamt ein Lied singen können. Wann haben Sie zuletzt einen Fuego live gesehen?

 

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