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So will sich Renault gesund sparen

Binnen drei Jahren sollen die Fixkosten gesenkt und mehr als zwei Milliarden Euro gespart werden.

Vor Renault liegt ein langer und steiniger Weg in die Zukunft. | Foto: Renault
Vor Renault liegt ein langer und steiniger Weg in die Zukunft. | Foto: Renault
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Gregor Soller

Nach den Ankündigungen, die Allianz mit Nissan und Mitsubishi neu aufzustellen, präsentiert Renault jetzt den Plan, wie die eigene Marke saniert werden soll. Hauptpunkt ist eine höhere Effizienz der Aktivitäten. Dazu sollen Abläufe vereinfacht, die Komponentenvielfalt der Fahrzeuge reduziert und die industriellen Kapazitäten angepasst werden. Die geplanten Maßnahmen werden in Abstimmung und im engen Dialog mit den Sozialpartnern und den lokalen Behörden umgesetzt.

Dabei soll das Unternehmen in Frankreich rund um die strategischen Geschäftsfelder Elektrofahrzeuge, leichte Nutzfahrzeuge, Kreislaufwirtschaft und Innovationen mit hoher Wertschöpfung aufgestellt werden. Diese großen, regionalen Exzellenzzentren in Frankreich sollen das Herzstück der Wiedererstarkung bilden. Im Werk Flins und im Technik- und Entwicklungszentrum in Guyancourt sollen die Aktivitäten neu organisiert werden. Die Restrukturierung soll sich über drei Jahre erstrecken und knapp 4.600 Stellen in Frankreich betreffen, dazu käme der Abbau von mehr als 10.000 weiteren Stellen im Rest der Welt. Dabei helfen sollen Freiwilligenprogramme und Umschulungen.

Das Projekt umfasst laut Renault folgende Schwerpunkte:

  • Senkung der EngineeringKosten um etwa 800 Millionen Euro
  • Straffung der Fahrzeugkonstruktion und entwicklung: Verringerung der Komponentenvielfalt, verstärkte Standardisierung, Leader-Follower-Prinzip der Allianz mit Mitsubishi und Nissan
  • RessourcenOptimierung: Konzentration der Entwicklung strategischer Technologien mit hohem Mehrwert an den Ingenieurstandorten von Ile-de-France; verbesserte Nutzung von F&E-Zentren im Ausland; erhöhter Einsatz von digitalen Tools.
  • Reduzierung der Produktionskosten um 650 Millionen Euro
  • Verstärkter Einsatz von Industrie 4.0 in den Werken
  • Prozessverbesserung bei neuen EngineeringProjekten: schnellere Digitalisierung und "Design to Process"

Außerdem sollen die Kapazitäten nach unten korrigiert werden, heißt konkret dass die weltweite Produktionskapazität von vier Millionen Fahrzeugen im Jahr 2019 auf 3,3 Millionen Einheiten bis 2024 zurückgefahren wird. Entsprechend soll auch die Mitarbeiterzahl in der Produktion sinken. Bitter für die ärmeren Staaten Marokko und Rumänien – in dem Fall die Produktionsstandorte der Marke Dacia: Hier sollen geplante Projekte zu neuen Produktionskapazitäten ausgesetzt werden dazu kommt eine Untersuchung der Anpassung der Produktionskapazitäten der Gruppe in Russland und eine Untersuchung von Möglichkeiten der Rationalisierung der Getriebefertigung.

In Frankreich werden vier Projekte zur „Produktionsanpassung“ beraten, insbesondere mit den Sozialpartnern und den lokalen Behörden: So startet man ein Projekt zu den Werken Douai und Maubeuge, um die Schaffung eines Kompetenzzentrums für Elektrofahrzeuge und leichte Nutzfahrzeuge in Nordfrankreich zu untersuchen. Außerdem soll es zu einer „offenen Betrachtung eines Umbaus“ des Werks Dieppe am Ende der Produktion der Alpine A110 kommen, deren Produktion eigentlich erst 2017 gestartet ist. Außerdem will man die ein Kreislaufwirtschafts-Ökosystems am Standort Flins schaffen, einschließlich der Verlagerung der Aktivitäten von Choisy-le-Roi. Und es kommt zu einer „strategischen Untersuchung“ der Gießerei in der Bretagne. So hofft man, bis zu 700 Millionen Euro sparen zu können.

Dazu soll eine Optimierung der allgemeinen Kosten und der Marketingkosten kommen: Dabei setzt Renault auf stärkere Digitalisierung, Rationalisierung der Organisation und Kostensenkung im Zusammenhang mit Supportfunktionen. In China will Renault künftig als reine E-Marke agieren und überträgt den Anteil des Joint Ventures an der Dongfeng Renault Automotive Company Ltd (DRAC) in China an die Dongfeng Motor Corporation und stellt damit Aktivitäten mit Verbrennungsmotoren der Marke Renault auf dem chinesischen Markt ein. Diese Pläne werden den Arbeitnehmervertretungen gemäß den geltenden Vorschriften vorgelegt. Die geschätzten Kosten für die Umsetzung dieses Plans liegen in der Größenordnung von 1,2 Milliarden Euro. Womit in Summe 3,2 Milliarden Euro gespart werden müssen, damit am Ende nicht nur 800 Millionen Euro Einsparpotenzial übrig bleiben.

Was bedeutet das?

Renault spart massiv: Die Anpassung der Kapazitäten nach unten lässt wie bei Nisan den Schluss zu, dass der „Peak Auto“ erreicht sein könnte – zumal auch bei (fast) allen anderen Autoherstellern der Welt über keinerlei große Expansionspläne mehr zu berichten ist, abgesehen von Einzelprojekten wie der Tesla-Fabrik in Grünheide. Entsprechend ist auch die Ausweitung der Fertigung in den Billiglohnländern Marokko und Rumänien auf Eis gelegt worden. Zusätzlich hat man sich mit dem Einstieg bei Lada das riesige russische Werk in Toljatti ans Bein gebunden, das ohnehin immer mit Auslastungsproblemen zu kämpfen hat. Auch hier muss Renault sich etwas überlegen, was im russischen Filz nicht ganz so einfach sein dürfte. In China zieht sich Renault aus der Kooperation mit Dongfeng zurück und überträgt das Verbrennergeschäft auf den chinesischen Partner. Die Marke Alpine, die gerade erst zu zögerlich in Kleinserie wieder neu belebt wurde, dürfte schon wieder Geschichte sein, zumal das Alpine-Werk in Dieppe nie auf Großserie ausgelegt war und wurde. Auch die Gießerei in der Bretagne könnte am Ende sein, da Schwerindustrie viel Energie und Kosten verursacht – weshalb immer weniger Autohersteller sich eigene Gießereien gönnen. Auch die Verlagerung der Elektroauto-Aktivitäten nach Nordfrankreich spart Kosten, da die Löhne dort niedriger sind als im Großraum Paris. Man darf gespannt sein, ob diese Maßnahmen genügen, um die Marke wieder auf Kurs zu bringen, die ihre Stärken richtig einschätzt: Es sind Elektromobilität und Vans samt letzter Meile.

 

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