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Renault-Nissan-Mitsubishi treiben Elektrifizierung und Vernetzung voran

Mit einer Leader-Follower-Strategie und Invest von 23 Milliarden Euro wollen die drei Partner in die Offensive kommen - mit Fokus auf Elektrifizierung und Vernetzung. Fünf Plattformen, Akkukosten sollen um 65 Prozent, Ladezeit um ein Drittel sinken. Feststoffakkus im Blick. Zugang zu Ionity-Netz.

Elektrisch und elektronisch: Die Allianz will Zukunftstechnologien forcieren. | Foto: Renault
Elektrisch und elektronisch: Die Allianz will Zukunftstechnologien forcieren. | Foto: Renault
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Johannes Reichel

Die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi hat sich vorgenommen, das Tempo in Sachen Elektro- und vernetzte Mobilität deutlich zu erhöhen. Dazu präsentierte der französisch-japanische Autokonzern einen gemeinsamen Fahrplan bis 2030. In den nächsten fünf Jahren wolle man 23 Milliarden Euro in die Elektro-Offensive der Marken stecken, bis 2050 klimaneutral sein und bis 2030 die Emissionen der Fahrzeuge über die gesamte Wertschöpfungskette um dreißig Prozent reduzieren, wie Jean-Dominique Senard, Vorsitzender der Allianz, bei einer Web-Konferenz vor Investoren ankündigte. Das sind die Kernpunkte der Strategie:

  • Der Fahrplan 2030 konzentriert sich auf reine Elektrofahrzeuge und vernetzte Mobilität.
  • Die Allianz investiert 23 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren für die Offensivstrategie im Bereich der Elektrifizierung.
  • Ziel ist, die Nutzung gemeinsamer Plattformen auf 80 Prozent im Jahr 2026 zu steigern. Mitsubishi stärkt seine Präsenz in Europa mit zwei neuen Modellen auf Basis von Renault Modellen.
  • Mit 35 neuen Elektroautos im Jahr 2030 bietet die Allianz das weltweit größte Angebot an Elektroautos, basierend auf fünf Elektroauto-Plattformen.
  • Nissan stellt ein neues Elektroauto vor, das auf der Plattform der CMF-BEV-Allianz basiert und den Micra in Europa ersetzen soll; das Fahrzeug soll in Renault ElectriCity, dem Elektroindustriezentrum in Nordfrankreich, hergestellt werden.
  • Verstärkung der gemeinsamen Batteriestrategie der Allianzpartner mit dem Ziel, bis 2030 eine weltweite Produktionskapazität von 220 GWh zu erreichen.
  • Nissan wird die Entwicklung einer neuen Festkörperbatterietechnologie steuern, von der alle Allianz-Mitglieder profitieren werden.
  • Renault wird die Entwicklung einer gemeinsamen elektrischen und elektronischen Architektur leiten und bis 2025 das erste vollständig softwaredefinierte Fahrzeug auf den Markt bringen.

Eineinhalb Jahre nach der Ankündigung ihres neuen Geschäftsmodells für die Zusammenarbeit zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität der Partner stehe die Allianz nun auf einem soliden Fundament, profitiere von einer effizienten operativen Governance-Organisation und einer intensiveren und flexiblen Zusammenarbeit, schilderte der Konzern des Status Quo. Man woll dabei das 2020 definierte "Leader-Follower-Schema" anwenden. Bei dem werden ausgewählte Technologien von einem führenden Team mit Unterstützung der Follower entwickelt, so dass jedes Mitglied der Allianz Zugang zu allen Schlüsseltechnologien habe, skizziert der Konzern weiter.

„Unter den weltweit führenden Automobilherstellern ist die Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi ein bewährtes und einzigartiges Modell. Seit 22 Jahren bauen wir auf unseren jeweiligen Kulturen und Stärken zum gemeinsamen Nutzen auf“, erklärte Senard weiter.

Es handle sich um massive Investitionen, die keines der drei Unternehmen allein tätigen könnte. Die Allianz wird bis 2050 klimaneutral, versprach Senard.

Fünf gemeinsame EV-Plattformen

Auf Basis einer gemeinsamen Plattform für das C- und D-Segment stehen fünf Modelle: Nissan Qashqai und X-Trail, Mitsubishi Outlander, Renault Austral und ein künftiger siebensitziger SUV. Die Allianzpartner kündigten an, die Nutzung gemeinsamer Plattformen in den kommenden Jahren von heute 60 Prozent auf über 80 Prozent ihrer insgesamt 90 Modelle im Jahr 2026 zu erhöhen. In diesem Zusammenhang werde Mitsubishi Motors seine Präsenz in Europa mit zwei neuen Modellen verstärken, darunter der New ASX, der auf den Bestsellern von Renault basiert.

Der Konzern sieht sich aktuell weiter als Pionier auf dem Markt für Elektrofahrzeuge und hatte mehr als zehn Milliarden in die Elektrifizierung investiert. In den wichtigsten Märkten (Europa, Japan, USA, China) werden in 15 Werken der Allianz heute Teile, Motoren und Batterien für zehn Elektroauto-Modelle hergestellt. Bislang wurden mehr als eine Million Elektroautos verkauft und 30 Milliarden E-Kilometer zurückgelegt, bilanziert man weiter. Auf der Grundlage sollen in den nächsten fünf Jahren weitere 23 Milliarden Euro in die Elektrifizierung investiert werden. Bis 2030 will man 35 neue E-Automodelle entwickeln.

90 Prozent dieser Modelle werden auf fünf gemeinsamen EV-Plattformen basieren, die die meisten Märkte in allen wichtigen Regionen abdecken:

  • CMF-AEV als Basis für den Dacia Spring
  • KEI-EV (Mini-Fahrzeug-)Plattformfamilie für ultrakompakte Elektrofahrzeuge
  • LCV-EV Family als Basis für den Renault Kangoo und den Nissan Townstar
  • CMF-EV als globale, flexible EV-Plattform – unter anderem Basis für den Nissan Ariya EV Crossover und den neuen Renault Megane E-Tech Electric. Bis 2030 werden mehr als 15 Modelle auf der CMF-EV-Plattform basieren, wobei bis zu 1,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr auf dieser Plattform produziert werden.
  • CMF-BEV als neue kompakte Elektroauto-Plattform mit Start 2024. Sie bildet die Basis für jährlich 250.000 Fahrzeuge pro Jahr der Marken Renault, Alpine und Nissan. Zu den Fahrzeugen gehören der künftige Renault R5 und das neue kompakte Elektrofahrzeug, das den Nissan Micra ersetzen wird. Das neue Modell, das von Nissan entworfen und von Renault entwickelt wurde, soll in Renault ElectriCity hergestellt werden: dem Industriezentrum für Elektrofahrzeuge in Nordfrankreich.

Gemeinsame Batteriestrategie, Produktionskapazität von 220 GWh

Einen zentralen Pfeiler der gemeinsamen Elektrostrategie soll auch die neue, gemeinsame Batteriestrategie der Allianz bilden. Dazu zählt unter anderem die Auswahl eines gemeinsamen Batterielieferanten für Renault und Nissan in den Kernmärkten. Ziel sei, die Batteriekosten bis 2026 um 50 Prozent und bis 2028 um 65 Prozent zu senken. Damit wird die Allianz bis 2030 an den wichtigsten Produktionsstandorten weltweit über eine Batterieproduktionskapazität von insgesamt 220 GWh für Elektrofahrzeuge verfügen.

Feststoffakkus fest im Visier

Darüber hinaus liege ein Schwerpunkt auf der Entwicklung einer gemeinsamen Feststoff-Batterietechnologie. Nissan werde die Enticklung in diesem Bereich anführen. Ziel sei es, eine doppelt so hohe Energiedichte wie derzeitige Flüssig-Lithium-Ionen-Batterien. Die Ladezeit soll sich auf ein Drittel verkürzen. Die neue Batterietechnologie soll bis Mitte 2028 in Serie produziert werden und Kostengleichheit mit Verbrenner-Fahrzeugen erreicht werden, indem die Kosten weiter auf 65 Dollar pro kWh gesenkt werden.

Eigenes Batteriemanagement

Beim Batteriemanagementsystem hat sich die Allianz entschieden, ihre Hard- und Software zu 100 Prozent selbst zu steuern. Man hofft darauf, damit Vorhersagedaten, die die Überwachung des Zustands der Batterie und die Verbesserung der Technologie ermöglichen, zu generieren. In Sachen öffentliches Laden der E-Fahrzeuge arbeitet die Allianz mit strategischen Partnern zusammen. Die Tochter Mobilize Power Solutions bietet B2B-Kunden einen kompletten End-to-End-Service, der die Projektplanung, die Installation, die Wartung und das Management einer optimierten Ladeinfrastruktur sowie alle damit zusammenhängenden Dienstleistungen umfasst.

Renault erschließt sich das Ionity-Netz - zu Plug-Surfing

Ein kürzlich abgeschlossenes Abkommen mit Ionity über den Alliance Emobility Service Provider Plug Surfing ermöglicht Kunden den Zugang zum ultraschnellen Ionity-Ladenetz in Europa zu Vorzugspreisen. Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung in der Elektromobilität-Geschäft verfügten die Allianzpartner über hohe Kompetenz in Sachen Batterie-Wiederverwertung und insbesondere bei Second-Life-Batterieanwendungen.

Automatisiertes Fahren auf Basis Nissans ProPilot

Bei der Vernetzung sieht man die 25 Millionen mit der Alliance Cloud verbundene Autos bis 2026 als wichtige Grundlage. Die Intelligente und vernetzte Mobilität seien entscheidende Bereiche für mehr gemeinsame Innovationen. Man verweist auf 20 Jahren Erfahrung in den Bereichen ADAS (fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme) und autonomes Fahren, etwa das ProPILOT-System von Nissan. Dank gemeinsamer Plattformen und Elektronik planen die Partner, bis 2026 mehr als zehn Millionen Fahrzeuge in 45 Modellen der Allianz mit autonomen Fahrsystemen auszustatten. Bereits heute seien mehr als drei Millionen Fahrzeuge mit der Alliance Cloud verbunden.

Bei Renault soll eine elektrisch-elektronische Architektur entstehen

Unter der Führung von Renault soll eine gemeinsame zentralisierte elektrische und elektronische Architektur entstehen, die Elektronikhardware und Softwareanwendungen zusammenführt. Bis 2025 will die Allianz ihr erstes vollständig softwaredefiniertes Fahrzeug auf den Markt bringen. Mit diesem Fahrzeug werde die Allianz die Over-the-Air-Leistung ihrer Fahrzeuge während ihres gesamten Lebenszyklus verbessern, so das Versprechen. Darüber hinaus sollen softwaredefinierte Fahrzeuge in der Lage sein, mit vernetzten Objekten, Nutzern und der Infrastruktur zu kommunizieren. Man hofft hier auf neue Geschäftsfelder.

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