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Renault ElectriCity: Neues altes Werk

Mit einem Augenzwinkern schwärmt der Direktor der ElectriCity Luciano Biondo, von dem Innovations-Cluster im Norden Frankreichs. Dabei ist der Blick auf die schöne, neue E-Welt, die uns der Chef der Werke Douai, Maubeuge und Ruitz so charmant verkaufen will, nur die halbe Wahrheit.

Der Chef der ElektriCity, Luciano Biondo, ist ein charmanter Gesprächspartner.| Foto: Th. Kanzler
Der Chef der ElektriCity, Luciano Biondo, ist ein charmanter Gesprächspartner.| Foto: Th. Kanzler
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Thomas Kanzler

Soziale und ökologische Verantwortung

Die Renault Werke im Norden Frankreichs schrumpften die letzten Jahre, allein sechs Gebäude auf dem Werksgelände wurden mittlerweile abgerissen. Der Neugründung der ElectriCity waren unter anderem Verhandlungen mit den traditionell in Frankreich starken Arbeitnehmervertretungen vorausgegangen. Allein fünf verschiedene Gewerkschaften mussten überzeugt werden. Bereits angestellte Mitarbeiter von Renault wurden in das neue Unternehmen übernommen. Für sie änderte sich wenig. Neu angeworbene Mitarbeiter dagegen erhalten in der schönen, neuen Renault-Elektro-Welt weniger Gehalt. Trotzdem betont Biondo die soziale Komponente. Neue Arbeitsplätze seien entstanden, bei der Auswahl der Bewerber würde Renault älteren und gehandicapten Personen die gleichen Chancen auf einen Job einräumen. Die Zusammenarbeit mit den umliegenden Gemeinden wurde intensiviert, Partnerschaften mit Schulen und Universitäten geschlossen.

Derzeit wird die ElectriCity fast ausschließlich mit Atomstrom betrieben. Bis 2024 will Biondo komplett auf nachhaltige, erneuerbare Energie umsteigen. Auf die Frage, wie er das den schaffen wolle, entgegnete der Fabrik-Chef:

„Wir haben die Bezahlung unserer Mitarbeiter innerhalb von sechs Monaten geändert (also reduziert – Anm. des Redakteurs) – und das in Frankreich! Wir können den Werksstrom bis 2025 ändern! Außerdem wird das Werk bis 2025 natürlich C02 neutral sein!“

Anziehungspunkt für Zulieferer

Dieses Jahr wird die Grundsteinlegung für ein neues Batteriewerk auf dem Werksgelände stattfinden, bis 2024 soll es fertiggestellt sein. Renault möchte auch bei der Batterieproduktion möglichst autark sein und nicht mehr wie bisher auf die Akkus aus einem LG Werk in Polen beziehen. Der Umbau der Werksanlagen hat bisher schon über 500 Millionen Euro verschlungen. Biondo legt großen Wert darauf hinzuweisen, dass alles dafür getan werde, möglichst rentabel produzieren zu können.

Da wären wir wieder bei den Löhnen. All die Änderungen im Lohngefüge sollen ein weiterer Anreiz für Zulieferer sein, die sich am Werksgelände ansiedeln wollen. Ausdrücklich können die Betriebe mit den niedrigeren mit den Gewerkschaften für die ElectriCity ausgehandelten Löhnen arbeiten.

Biondo ist sehr optimistisch

Und wieder das Augenzwinkern. Der neue Megane E-tech sei einfach ein perfektes Auto. Der Zusammenschluss der Werke erzeuge ein viel besseres „Wir-Gefühl“ bei der Belegschaft und überhaupt sei „Renault viel stärker als Tesla. Tesla musste alles von null aufbauen, wir bei Renault müssen nur umbauen!“

 

Megane E-tech läuft noch auf den Bändern mit den Verbrennern mit

Die Produktion des neue Renault E-tech wird seit einigen Wochen langsam hochgefahren. Die gesamte Linie wurde neu aufgebaut, neue japanische Schweißroboter fertigen weitgehend selbstständig die Rohkarosse. Materialien werden im Werk nur noch mithilfe von selbstfahrenden Gefährten verschiedener Größe transportiert. Biondo weist darauf hin, dass durch den Verzicht auf Gabelstapler und sonstigen Fahrzeugen, die von Menschen bedient werden müssen, die Unfallgefahr drastisch reduziert wurde. Momentan werden von einer Schicht 30 Fahrzeuge in der Stunde fertiggestellt, bald soll der Zweischichtbetrieb dann 420 Fahrzeuge pro Tag möglich machen.

Die Batterieplattformen werden im ersten Stock der Werksanlage in Douai zusammengestellt. Die Montage der 40 KW und 60 KW –Einheiten findet noch größtenteils per Hand statt, 50 Plattformen am Tag werden so gefertigt. Ziel sind später 210 Plattformen pro Schicht.

Auf den Bändern treffen alle in dem Werk gefertigten Fahrzeuge wieder aufeinander. Die Verbrenner Scienic und Espace, bis Ende März noch der Talisman reihen sich mit dem neuen Megane E-tech hintereinander auf einer Fertigungslinie ein. Noch hat man das Gefühl, der Umbruch sei noch nicht recht von statten gegangen.

Was bedeutet das?

Der Direktor der ElectriCity hat viel vor, Chef Luca de Meo hat ihm das Hertzstück von Renault anvertraut. Der Werk-Verbund soll einmal das größte Werk für E-Fahrzeuge in Europa werden. Noch ist vieles im Übergang, der glücklose Talisman läuft diesen Monat aus, der Scienic und der Espace werden noch als Verbrenner weiter gebaut. Der nächste große Schritt Richtung E-Mobilität wird der Start der Produktion des neuen R5 im Jahre 2024 sein.

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