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Renault Ampere plant preisgünstige Stromer

Die Tochter Ampere plant ein preisgünstiges Elektroauto unterhalb von R5 und R4. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf drei mit der Angelegenheit vertraute Quellen und nach dem Kapitalmarkttag des Konzerns. Helfen soll auch eine regional ausgerichtete Produktion und per Cloud verkürzte und verbilligte Entwicklung.

Das Ampere-Logo zitiert den Renault-Rhombus und dezent die Mitsubishi-Diamanten. | Foto: Ampere
Das Ampere-Logo zitiert den Renault-Rhombus und dezent die Mitsubishi-Diamanten. | Foto: Ampere
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Gregor Soller

Nachdem Stellantis und zuletzt auch der Volkswagen-Konzern Stromer für unter 20.000 Euro vorgestellt haben, zieht auch die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz nach – unter dem Label „Ampere“. Unter dieser Marke soll ein Citycar entstehen, das deutlich unter Renault R4 und R5 (samt dem von Letzterem abgeleiteten Nissan Micra) positioniert werden soll. Basis dürfte wohl die CMF-B-EV-Plattform werden, die auch R4 und R5 trägt. Produziert werden könnten die neun Modelle im slowenischen Novo Mesto, wo bisher der Twingo gebaut wird. Der könnte dabei durch das neue Modell ersetzt werden. Denn der R5 löst den oder die Zoe und perspektivisch auch den Clio ab und der R4 wird als CUV offroadiger neu positioniert.

Am Kapitalmarkttag will Ampere exemplarisch ein entsprechendes Modell präsentieren. Unter „Ampere“ bündelt der Konzern seine Elektro- und Software-Aktivitäten: Ampere soll die künftigen E-Autos des Konzerns entwickeln und bauen. Dabei sollen möglichst große Synergien zum Tragen kommen, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Dabei werden die meisten Modelle weiter als Renault auf den Markt kommen, später auch als Mitsubishi und Nissan denn auch die Japaner beteiligen sich an Ampere, um dort vor allem ihre Stromer für Europa zu fokussieren.

Bis 2026 sollen pro Jahr 600.000 dann bereits von Ampere konstruierte Elektroautos produziert werden, 2031 will man die Millionenmarke knacken. Bis 2030 sollen deshalb sechs neue Elektroauto-Modelle präsentiert werden, darunter das eingangs erwähnte Citycar, dessen Preise bisherigen Medienberichten zufolge bei etwa 23.000 Euro starten sollen. Aber vielleicht speckt Ampere hier nochmal etwas ab…

Käufer im B- und C-Segment angepeilt

Das Unternehmen spricht nach eigener Definition Käufer und Käuferinnen im B- und C-Segment an, die zusammen bis 2030 voraussichtlich 75 Prozent des europäischen Elektromarktes ausmachen werden. Für diese Segmente wird eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von rund 25 Prozent zwischen 2023 und 2030 prognostiziert. Ampere zielt darauf ab, Elektromobilität in Europa zu demokratisieren, indem das Unternehmen die Preisparität von Elektroauto und Fahrzeug mit Verbrennungsmotor in den B- und C-Segmenten vor dem Wettbewerb erreicht. Ampere hat bereits heute einen großen Wettbewerbsvorteil durch seine beiden kosteneffizienten und zweckmäßigen EV-Plattformen:

  • AmpR Small-Plattform für das B-Segment (früher CMF-B EV)
  • AmpR Medium-Plattform für das C-Segment (vormals CMF-EV)

Über diese Plattformen hinaus arbeitet die Renault-Tochter nach einem klaren Fahrplan, um die Kosten mit einem ganzheitlichen EV-Systemansatz zu senken. Bis 2027/2028 werden die variablen Kosten zwischen der ersten und zweiten Elektrofahrzeuggeneration im C-Segment um 40 Prozent sinken. Die beruht auf drei wichtigen Hebeln:

  • EV-Antrieb und Batterie:
    • 50-prozentige Reduzierung der Batteriekosten pro Fahrzeug bei gleicher Reichweite
    • 25-prozentige Kostenreduzierung für den E-Antrieb pro Fahrzeug
  • Plattform und Aufbau:
    • 25-prozentige Reduzierung der Plattformkosten pro Fahrzeug
    • 15 Prozent geringere Kosten für den Karosserieaufbau pro Fahrzeug
  • Operative Effizienz für 50 Prozent geringere Herstellungs- und Lieferkettenkosten

Als Ergebnis der kontinuierlichen Kostensenkungen habe etwa der neue Scenic E-Tech Electric bereits das Niveau der Gesamtbetriebskosten (TCO) von Hybridfahrzeugen erreicht. Die Preisparität zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor wird voraussichtlich bis 2027/2028 mit der zweiten Generation von Megane E-Tech Electric und Scenic E-Tech Electric bei gleichbleibenden Margen erreicht, so der Konzern. Im B-Segment startet Ampere mit dem Renault 5 im Jahr 2024 zu einem Startpreis von rund 25.000 Euro. 2025 folgen der Renault 4 sowie der „Legend“, ein neues Elektroauto für weniger als 20.000 Euro.

Made in France: Lokale und Regionale Wertschöpfung

Zudem legt man Wert auf eine stark lokal ausgerichtete Produktion. Der Produktionspol von Ampere besteht aus vier Fabriken, die vom ersten Tag an einsatzbereit sind und eine Kapazität von 400.000 Fahrzeugen pro Jahr aufweisen, die sich bis 2028 auf 620.000 Fahrzeuge pro Jahr erweitern lässt, so der Konzern.  

  • ElectriCity:
    • Douai und Maubeuge, zwei Montagewerke für die Fahrzeuge von Ampere und seiner Partner
    • Ruitz für die Produktion von Batteriegehäusen und elektrischen Komponenten,
  • Cléon, das zu einem der größten und wettbewerbsfähigsten europäischen Produktionsstandorte für E-Antriebe umgebaut wird

ElectriCity sei ein kompaktes Ökosystem mit 75 Prozent der Lieferanten in einem Umkreis von 300 Kilometern. Dies ermögliche 40 Prozent geringere Logistikkosten. Die Fertigung von Ampere soll mit neun Stunden für die Montage eines Autos die klassenbeste Produktivität bieten. Den Beginn markiert der neue Renault 5. In Bezug auf die Kosten wird ElectriCity bis 2025 genauso wettbewerbsfähig sein wie osteuropäische Werke. Der Kohlenstoff-Fußabdruck von ElectriCity (Industriebereich 1 und 2) soll bis 2025 bei netto null liegen. Dies will man durch einen klaren Dekarbonisierungspfad erreichen, der auf einer optimierten Auslastung, der richtigen Dimensionierung, einem optimierten Energiemanagement dank eines Fertigungssystems nach den Prinzipien der Industrie 4.0 und digitalen Tools in Kombination mit kohlenstoffarmer Energie beruht.

Entwicklungskosten wie die Chinesen

Zeit und Geld sparen will man auch in der Entwicklung selbst: Durch eine zentrale elektronische, cloudbasierte Architektur, die über hohe Rechen- und Konnektivitätskapazitäten verfügt, soll das sogenannte "softwaredefinierte Fahrzeug (Software-Defined Vehicle = SDV)" die permanente Aktualisierung des Fahrzeugs ermöglichen. Zudem reduzieren sich die Chipkosten signifikant, der Restwert des Fahrzeugs und die Kundenbindung steigen. Ampere beschäftigt 1.800 Software- und Systemfachleute, die 50 Prozent der gesamten Ingenieursbelegschaft ausmachen. Durch die Übernahme von Intel Europe im Jahr 2017 verfügen sie über ein Know-how, das die gemeinsame Entwicklung mit führenden Technologieunternehmen wie Qualcomm Technologies und Google ermöglicht, wirbt der Konzern.

Das Team habe mit Google bereits eine Lösung entwickelt, die schon heute im Megane E-Tech Electric und Scenic E-Tech Electric integriert ist: OpenR Link. Die Kooperationen sollen helfen, Zeit und Kosten zu sparen und das Entwicklungsrisiko zu verringern. Neben der gemeinsamen Nutzung von Investitionen und der Sicherung wettbewerbsfähiger Kosten verkürzt sich die Entwicklungszeit um 50 Prozent. Dadurch ziehen die Entwicklungskosten mit denen chinesischer Anbieter gleich und betragen bis zur Hälfte der Kosten westlicher OEMs, verspricht Renault. Das erste Software Defined Vehicle soll voraussichtlich im Jahr 2026 auf den Markt kommen.

Was bedeutet das?

Ampere bündelt die Elektroaktivitäten der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz für Europa. Dass Japaner für andere Märkte anderes im Sinn haben, demonstrierten sie auf der Japan Mobility Show. Man darf gespannt sein, ob Ampere auch als Eigenmarke auftritt, denn unter Renault gibt es ja bereits „Mobilize“.

 

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