Werbung
Werbung

Regierungsplan: PtL-Technologie soll Fliegen sauberer machen

Umwelt- und Verkehrsministerium sowie diverse Verbände legen in einem Fahrplan dar, wie der Flugverkehr klimafreundlicher werden könnte. Zentrale Rolle spielen synthetische Kraftstoffe aus Öko-Strom.

Zu Lande, zu Gleise und in der Luft: Während der bodengebundene Verkehr elektrifizierbar ist, gilt für den Flugverkehr der Einsatz von Synfuels als einzige Option, Langstreckenflüge klimafreundlicher zu gestalten. | Foto: Timematters
Zu Lande, zu Gleise und in der Luft: Während der bodengebundene Verkehr elektrifizierbar ist, gilt für den Flugverkehr der Einsatz von Synfuels als einzige Option, Langstreckenflüge klimafreundlicher zu gestalten. | Foto: Timematters
Werbung
Werbung
Johannes Reichel

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wollen den Flugverkehr umweltfreundlicher machen und haben gemeinsam mit Luftfahrtverband BDL und weiteren Bundes- soiwe Landesministerien einen Fahrplan entworfen, der dabei vor allem auf den verstärkten Einsatz von Power-to-Liquid-Kraftstoffen setzt. Mit der sogenannten "PtL Roadmap" soll die Basis geschaffen werden, bis 2030 mindestens 200.000 Tonnen Synfuels zu produzieren, mit Hilfe regenerativer Stromquellen. Das entspräche der Menge, die ein Drittel das aktuellen innerdeutschen Luftverkehrs verbraucht.

„Strombasierte Treibstoffe sind der Aufwind für den CO2-neutralen Luftverkehr. Denn Flugzeuge für den Alltagsflugverkehr können auf absehbare Zeit nicht elektrisch fliegen. PtL-Kerosin ist daher eine zentrale klimafreundliche Alternative zu fossilem Kerosin. Strombasierte Kraftstoffe sollen möglichst bald ihren Weg aus dem Labor in die industrielle Produktion finden", fordert die Umweltministerin. 

Das BMVI habe das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beauftragt, gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie eine Produktionsanlage zu konzeptionieren, damit wir den Kraftstoff wirtschaftlich produzieren und schneller in den Einsatz bringen können, ergänzte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Ziel sei es, klimaneutral zu fliegen.

„Auch wenn wir durch den Ausbau von Schiene und die intelligente Kopplung von Verkehrsträgern Kurzstreckenflüge in Zukunft vermeiden und andere Verkehre verlagern können – es wird Bereiche geben, in den der Luftverkehr ohne Alternative ist und wir auf ihn angewiesen sind", erklärte der hessische Verkehrs- und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Langstreckenflüge sollen so sauberer werden

Wobei man vor allem auf Langstreckenflüge zielt, denn mit dem Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn sollen Inlandsflüge weitgehend obsolet werden. Die Flugbranche steht nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie unter dem Zwang zu einem Neustart. Der Sektor soll seine Emissionen bis 2050 halbieren, Europas Fluggesellschaften bis 2050 sogar klimaneutral wirtschaften. Neben der CO2-Kompensation spielen dabei die PtL-Kraftstoffe eine wesentliche Rolle. Sie wären auch an aktuellen Flugzeugmodellen mit nur geringen Anpassungen nutzbar. Die derzeitige Verfügbarkeit ist allerdings sehr gering. Laut Lufthansa-Chef Carsten Spohr würde die weltweite Jahresproduktion gerade einmal für eine Woche Flugbetrieb genügen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Batterieelektrische Antriebe gelten wegen der schweren Akkus allenfalls in kleinen Flugzeugen und auf Kurzstrecken als realistische Option.

PtL: Essentiell für klimafreundlicheren Flugverkehr

Strombasierte, nachhaltig produzierte Kraftstoffe sind nach dem Dafürhalten der Initiatoren einer der wichtigsten Bausteine, um CO2-neutrales Fliegen zu ermöglichen. Im sogenannten Power-to-Liquid-Verfahren entstehen aus nachhaltig mit zusätzlichen erneuerbaren Energien gewonnenem Wasserstoff und nachhaltigem Kohlendioxid flüssige Flugkraftstoffe. Der Kohlenstoff kann zunächst entweder aus nicht vermeidbaren CO2-Quellen stammen, etwa aus Bioenergieanlagen und der Industrie, soll aber perspektivisch über technische Verfahren der Atmosphäre entzogen werden. Da beim Fliegen mit PtL-Kerosin nur das zuvor gebundene CO2 emittiert wird, können damit die CO2-Emissionen im Luftverkehr nach und nach drastisch reduziert werden, glauben die Akteure. Die Herstellungsverfahren seien technisch weitestgehend erprobt, doch bislang sind die Kraftstoffe weder in relevanten Mengen noch zu marktüblichen Preisen erhältlich, es fehle an einer Produktion im industriellen Maßstab, so die Analyse.

Pilotanlagen und Nachhaltigkeitskriterien

Hier will man nun Abhilfe und erste Pilotanlagen schaffen. Zudem sollen Nachhaltigkeitskriterien "einheitlich, verbindlich sowie verlässlich ökologisch und sozial" festgelegt werden. Bei der Unterstützung des Markthochlaufs sei außerdem entscheidend, dass verbindliche Ziele für den Ein- und Absatz von erneuerbarem Kerosin festgelegt würden, welche regulatorischen Rahmenbedingungen erforderlich sind und welche staatliche technologieoffene Förderung für einen selbsttragenden Markt notwendig sei, so das Papier.

 

 

Werbung
Werbung