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PwC Strategy& Electric Vehicle Sales Review: Deutsche Autobauer holen in China auf

Deutschen OEMs holen global auf und wachsen bei BEVs 2023 in China doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt, auf niedrigem Niveau allerdings. Die Absätze klettern in China erstmals über 2 Millionen BEV, die USA schaffen 1 Million BEV im Gesamtjahr. Dennoch verliert der BEV-Markt weltweit sowie in Deutschland an Fahrt. Gebrauchte BEV drei Jahre nach Kauf 10% günstiger als Verbrenner. Stärkerer Preisdruck und Fokus auf Modelle im zwischen 20.000 bis 30.000 Euro empfohlen.

Kommen allmählich aus den Puschen: Deutsche Autobauer wie VW holen in China bei E-Fahrzeugen auf, allerdings von sehr niedrigem Niveau aus. | Foto: VW
Kommen allmählich aus den Puschen: Deutsche Autobauer wie VW holen in China bei E-Fahrzeugen auf, allerdings von sehr niedrigem Niveau aus. | Foto: VW
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Johannes Reichel

Ausnahmsweise mal gute Nachrichten für die deutschen Autohersteller in China: Zumindest nach der Analyse der PwC-Tochter Strategy& holen die hiesigen OEMs im Reich der Mitte auf und machen Boden gut. Generell setze die E-Mobilität ihren Wachstumskurs fort und habe 2023 wichtige Wegmarken geknackt, gegen Jahresende allerdings weltweit sowie in Deutschland an Dynamik eingebüßt, so das Fazit der Analyse „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts und Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Dabei wertete man die Neuzulassungszahlen in weltweit 20 ausgewählten Märkten aus. In China wurden 2023 demnach erstmals innerhalb eines Quartals mehr als zwei Millionen reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) verkauft. In den USA kletterten die BEV-Absatzzahlen im gesamten Jahr 2023 über 1 Million.

Ende der Prämie hinterlässt sofort Spuren

Trotz der Rekorde schwächte sich das Wachstum insgesamt leicht ab, so die Analysten. So legte der weltweite BEV-Absatz 2023 um 28% zu, 2022 waren die Verkäufe jedoch noch um 60% gestiegen. Nach einem starken dritten Quartal verzeichnete Deutschland zum Jahresende eine leichte Delle. Im Dezember wurden 48% weniger BEVs abgesetzt als im gleichen Monat des Vorjahres. Grund dafür ist laut der Experten vor allem das abrupte Ende der staatlichen Förderung. Auf Jahressicht fiel Deutschland mit 11% BEV-Wachstum sogar hinter den EU-Schnitt mit 21% Wachstum zurück. Vor allem die bisherigen Nachzügler Italien und Spanien legten mit Zuwachsraten von 35% und 66% deutlich zu. Mit Abstand wichtigster Markt für BEVs innerhalb der EU bleibt dennoch Deutschland, mit 42% der europäischen BEV-Absätze.

China: Deutsche OEMs machen Boden gut - absolut niedriges Niveau

Während die BEV-Nachfrage in ihrem Heimatmarkt leicht zurückging, setzten die deutschen Autobauer im internationalen Wettbewerb zur Aufholjagd an und konnten ihre BEV-Verkäufe weltweit sowie im größten Absatzmarkt China deutlich steigern, konstatieren die Analysten. Demnach verkauften die deutschen OEMs im vergangenen Jahr in China 49% mehr BEVs als im Vorjahr, der Gesamtmarkt legte lediglich um 24% zu. Im vierten Quartal 2023 wuchsen die deutschen Hersteller mit einem Plus von 63% sogar fast dreimal so schnell wie der chinesische Markt. Trotz dieser Aufholjagd verharren die absoluten Verkaufszahlen der deutschen Autobauer in China auf niedrigem Niveau. Ihr Marktanteil stieg 2023 um nur einen Prozentpunkt auf 5%. Weltweit erhöhten die deutschen OEMs ihre BEV-Verkäufe um 47%, der Gesamtmarkt schaffte ein Plus von 28%. Der Marktanteil der deutschen Hersteller liegt damit global bei 14%, was einem Zuwachs von 2 Prozentpunkten entspricht.

„Für die deutschen Autobauer war 2023 in vielerlei Hinsicht ein Entscheidungsjahr. Mit wettbewerbsfähigen Modellen auch abseits des Premiumsegments konnten sie sich einerseits eindrucksvoll zurückmelden. Zugleich merken sie immer stärker, dass der E-Auto-Markt endgültig im Mainstream angekommen ist – Preiskampf und Streichungen staatlicher Subventionen inklusive“, meint Felix Kuhnert, Partner und Automotive Leader bei PwC Deutschland.

Obwohl 2024 von geopolitischen Unsicherheiten wie etwa der Wahl in den USA geprägt sein wird, rechnet Kuhnert insgesamt mit neuer Dynamik am Markt. Gerade das abrupte Ende der Förderung in Deutschland setze die hiesigen Hersteller allerdings erst einmal unter Druck, zumal chinesische Hersteller mit innovativen und günstigen Modellen nach Europa drängen.

"Für die deutschen OEMs ist es deswegen entscheidend, ihre Produktpalette zu erweitern und vor allem im Bereich 20.000 bis 30.000 Euro konkurrenzfähige Modelle anzubieten“, mahnt Kuhnert.

 

Gebrauchtwagenmarkt für BEVs gewinnt an Relevanz

Aus Sicht potenzieller Käufer:innen lohnt sich inzwischen auch ein Blick auf den neu entstehenden BEV-Gebrauchtwagenmarkt. Dort werden laut Strategy&-Analyse zurzeit BEVs in Deutschland drei Jahre nach Erstkauf im Schnitt 10% günstiger angeboten als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor. Der Preisvorteil ist dabei bei günstigeren BEVs mit einem Anschaffungspreis unter 55.000 Euro mit knapp 12% fast doppelt so hoch wie bei Premiummodellen mit Neupreisen ab 70.000 Euro. Da allein in Deutschland inzwischen 1,2 Millionen BEVs auf der Straße sind, steigt automatisch auch das Angebot gebrauchter BEVs. Gleichzeitig ziehen Kund:innen gebrauchte BEVs immer häufiger in ihre Kaufentscheidung ein, stellen die Analysten fest. Laut eReadiness Studie 2023 von Strategy& können sich weltweit 60% aller Kund:innen vorstellen, ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen, in Europa sind es sogar 71%.

„Gebrauchte BEVs sind häufig nicht nur deutlich günstiger, sondern angesichts der bisweilen langen Lieferzeiten auch viel schneller verfügbar als Verbrenner. Für das Sorgenkind Batterie, das viele vom Kauf eines gebrauchten BEV abhält, geben inzwischen fast alle Hersteller eine achtjährige Garantie“, schildert Jörn Neuhausen, Senior Director und Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland.

Für die kommenden Jahre erwartet der Experte daher starkes Wachstum im Gebrauchtwagenmarkt. Das schafft einerseits großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle wie etwa die Wertbestimmung der gebrauchten Batterie, verleiht aber auch dem Thema Recycling enormen Schwung, prognostiziert der Analyst. Wenn jetzt ausreichend und an den richtigen Stellen investiert werde, könne Europa in der Batteriezellenproduktion bereits 2035 ein knappes Drittel seines Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt mit recyceltem Material decken, bis 2040 sogar mehr als zwei Drittel.

"Das stärkt nicht nur die wirtschaftliche Souveränität, sondern lohnt sich auch für die beteiligten Unternehmen, die mit dem Recycling von Akkus in Europa bereits vor 2035 ein rentables und nachhaltiges Geschäft machen können", zeigt sich Neuhausen zuversichtlich.

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