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Power2Drive 2021: Den Turbo für die Energie- und Mobilitätswende zünden

Die Neuauflage der Messe beginnt mit dem dringenden Appell auch an die Verhandler in Berlin, die Energie- und Verkehrswende entschlossen anzugehen und ein rasches Ende des Verbrenners einzuläuten.

Reger Andrang: Die Dringlichkeit der Energie- und Mobilitätswende wurde auch durch eine hohe Zuschauerfrequenz gleich am ersten Tag unterstrichen. | Foto: J. Reichel
Reger Andrang: Die Dringlichkeit der Energie- und Mobilitätswende wurde auch durch eine hohe Zuschauerfrequenz gleich am ersten Tag unterstrichen. | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Mit einer dringenden Aufforderung zum Vollzug der Energie- und Mobilitätswende ist in München die Neuauflage und Zwischenausgabe der Energie- und Mobilitätsmesse The Smarter E/Power2Drive gestartet. Die vergangenen Wochen mit dem extremen Starkregen in Deutschland, den Überflutungen von Teilen New Yorks und den Feuersbrünsten in Südeuropa und Kalifornien seien auch nach Meinung der meisten Klimaexperten ein klares Warnsignal und es müssen so schnell wie möglich geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die schwerwiegenden Folgen der Klimakrise einzudämmen, appellierten die Messemacher dringlich. Weltweit müsse CO2 in großem Umfang eingespart werden und die Energieversorgung noch stärker auf Erneuerbare Energien setzen. Die Lösungen und Technologien dafür seien längst vorhanden.

Erneuerbare Energien als Basis von Allem

Die jetzt nötigen Klimaschutzmaßnahmen machten einen massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien erforderlich. Nur im Mix verschiedener erneuerbarer Energieträger, flächendeckender Speicherinfrastrukturen und einer intelligenten Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr lasse sich die Energiewende umsetzen, so das Plädoyer. Für Deutschland und Europa bedeute das vor allem, den Photovoltaik-Ausbau zu vervielfachen, um eine Stromlücke, die durch einen zu langsamen Ausbau drohen könnte, zu schließen.

Laut einer Analyse von EUPD Research droht diese in Deutschland ab 2022 und könnte sich in den Folgejahren zunehmend ausweiten – im Jahr 2025 auf über 100 Terawattstunden (TWh). Diese Stromlücke kündigt sich aufgrund des steigenden Strombedarfs durch die Elektrifizierung des Verkehrs- sowie von Teilen des Wärmesektors an – bei gleichzeitiger Abschaltung der Atom-und Kohlekraftwerke und dem zu geringen Ausbaupfad für die wesentlichen erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windenergie.

„Wir müssen jetzt den ‚Solar- und Speicherturbo‘ einlegen, um fossile Kraftwerkskapazitäten rechtzeitig zu ersetzen. Konkret heißt das, die Solarisierung unserer Energieversorgung schnellstmöglich mindestens um den Faktor drei bis vier zu beschleunigen. The smarter E Europe ist als zentrale Innovationsplattform in Europa dafür jetzt ein zentraler Katalysator", wirbt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW).

Das Ende der Verbrenner gefordert

Die öffentliche Ladeinfrastruktur in Europa sei 2020 um 35 Prozent gewachsen, das Interesse an privaten Wallboxen in Deutschland ist riesig. Entsprechend steigt die Zahl der Anbieter und Produkte. Der Anteil privater Ladevorgänge werde in den kommenden zehn Jahren weiter überwiegen – und zwar deutlich mit rund 80 Prozent, davon geht die Nationale Leitstelle für Ladeinfrastruktur in Deutschland aus. Lademöglichkeiten zu Hause, beim Arbeitgeber und an Einkaufszentren würden noch stärker gefragt sein. Die deutsche Bundesregierung fördert das und setzt dabei auf zukunftsweisende Kriterien wie die Steuerbarkeit der Ladelösungen und die Verwendung von Strom aus erneuerbarer Energie. Seit dem Start des Programms Ende November 2020 wurden 385.000 Anträge auf die Förderung von 470.000 privaten Ladepunkten gestellt, so die Bilanz.

Tankstellen werden zu Ladestellen

Ähnlich wie Tankstellen heute, würden die Betreiber von Ladeinfrastruktur sowie deren Service Provider in naher Zukunft eine zentrale Rolle in der Mobilität einnehmen – und damit systemrelevant werden. Strom werde idealerweise mit erneuerbaren Energien vor Ort erzeugt. Über den grünen Ladestrom wachsen der Energie- und Mobilitätsektor zusammen. Umso wichtiger sei die sinnvolle und effiziente Verteilung des zur Verfügung stehenden Stroms und damit die Einbeziehung der Netze, Gebäude und Fahrzeuge sowie der Stand- und Ladezeiten. Intelligente Ladesysteme mit entsprechendem Energie- und Lastmanagement, sowie einfache Bezahlfunktionen zur Abrechnung des Ladestroms sind notwendig.

EU setzt den Rahmen für Klimaneutralität

Technische Innovationen und die Digitalisierung spielten auch in der Fahrzeugproduktion eine große Rolle, werben die Messemacher weiter, und verweisen auf das Gesetzespaket „Fit für 55“ der EU, das das Ende der Verbrenner ausgerufen hat. Schon heute treiben E-Fahrzeuge neue Mobilitätskonzepte voran und stellen als flexibler Zwischenspeicher grüner Energie (Vehicle2Grid) einen gesellschaftlichen Mehrwert dar. Die integrierte Fachmesse Power2Drive Restart 2021zeigt dafür Ladelösungen und Technologien und will so die Wechselwirkung zwischen Elektrofahrzeugen und einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieversorgung darstellen. 

Grüner Wasserstoff ein wichtiger Faktor

Doch damit die Energiewende und die neue Energiewelt funktionieren könne, seien neben dem Ausbau der Solar- und Windenergie auch effiziente Stromspeicher für diese Systeme gefragt. Vor allem für die kurzzeitige Stromspeicherung werden Batteriespeicher in Zukunft von zentraler Bedeutung sein, insbesondere angesichts der aktuellen Ausweitung von Produktionskapazitäten und der damit einhergehenden weiteren Kostensenkung, so das Plädoyer. Laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), wurden allein im privaten Bereich in Deutschland im vergangenen Jahr rund 88.000 neue Heimspeicher installiert und damit nahezu jede zweite PV-Anlage mit einem Batteriespeicher kombiniert. Der geplante deutliche Ausbau der Kapazitäten zur Produktion von grünem Wasserstoff komme jetzt hinzu und trete als ein weiteres Schlüsselelement der Energiewende immer stärker in den Fokus.

Grüner Wasserstoff wird damit zu einer wichtigen Option, um die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr über regenerative Energien enger aneinander zu koppeln. Mit grünem Wasserstoff lassen sich zudem Anwendungen in der Industrie, bei Schiffs-, Schwer- und Flugverkehr dekarbonisieren, die nicht direkt elektrifiziert werden können.

„Die Kombination aus erneuerbarer Energie und Wasserstoff könnte bald das neue Traumpaar der Energiewende werden“, glaubt Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes DWV.

Das habe auch die Europäische Union erkannt: Mit ihrer Wasserstoffstrategie will sie in den kommenden drei Jahrzehnten mindestens 470 Milliarden Euro in die vorzugsweise erneuerbare Wasserstofferzeugung investieren, davon 340 Milliarden Euro in Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Mit dem während der Messe stattfindenden „The smarter E – Green Hydrogen Forum“ widmet die Messe dem wichtigen Thema in diesem Jahr erstmal einen eigenen Bereich.

Digitalisierung für intelligente Steuerung des Energiesystems
Machine Learning, künstliche Intelligenz (KI) und Big Data könnten neue Möglichkeiten für das Design von Energiesystemen, die Anlagenkonfiguration, vorausschauende Wartung, Monitoring und Ertrags- und Wetterprognosen (Forecasting) schaffen. All das diene letztlich der Reduzierung der Stromgestehungskosten und damit der Rentabilität der Anlagen, so die Messemacher.

Wirtschaft weiter als die Politik

Auch die Wirtschaft habe die Zeichen der Zeit erkannt. Immer mehr Firmen versorgen ihren Betrieb kostengünstig und umweltfreundlich mit Elektrizität und betreiben ihre Produktionsprozesse klimaneutral.

"Um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, wird ein niedriger Carbon Footprint in Zukunft essenziell sein", glauben die Veranstalter.

Nachhaltigkeitsratings führen nicht nur immer mehr Kapitalgeber für ihre Investitionsentscheidungen ein, sondern auch große Konzerne für die Auftragsvergabe an Zulieferer. Der Weg zum klimaneutralen Unternehmen sei eines der Fokusthemen der EM-Power Europe, der internationalen Fachmesse für Energiemanagement und vernetzte Energielösungen.

Brückenlösung: The smarter E Europe Restart 2021 
The smarter E Europe, die Innovationsplattform für die neue Energiewelt, war ursprünglich für den Juli 2021 geplant. Sie findet jetzt, bedingt durch die Corona-Pandemie, erstmals als The smarter E Europe Restart außerplanmäßig in einer kompakten Ausgabe statt. Mit 4 Messen, 45.000 qm Ausstellungsfläche, rund 450 Ausstellern, sowie 2 Konferenzen (Intersolar Europe Conference und ees Europe Conference) und 3 Messeforen überbrückt die aktuelle Veranstaltung die kurze Übergangszeit bis zur nächsten regulären The smarter E Europe am 11.-13. Mai 2022.

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