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Porsche & FDP: Platzierte Blume E-Fuels im Koalitionsvertrag?

#Porschegate: Kaum berufen als VW-Konzern-Chef, muss sich der Porsche-CEO Oliver Blume mit Vorwürfen beschäftigen, er habe in einem sehr direkten Draht zu FDP-Chef und Porsche-Fan Christian Lindner das umstrittene Thema E-Fuels im Ampel-Koalitionsvertrag platziert.

Damit der 911er auch morgen noch kraftvoll beschleunigen kann: Der designierte VW-Chef Oliver Blume kommt wegen angeblich im Koalitionsvertrag platzierter Aussagen zum E-Fuel-Betrieb von Verbrennern gleich zu Anfang in Bedrängnis. | Foto: Porsche
Damit der 911er auch morgen noch kraftvoll beschleunigen kann: Der designierte VW-Chef Oliver Blume kommt wegen angeblich im Koalitionsvertrag platzierter Aussagen zum E-Fuel-Betrieb von Verbrennern gleich zu Anfang in Bedrängnis. | Foto: Porsche
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Johannes Reichel

Erst am Freitag war Porsche-CEO Oliver Blume zum 1. September in Personalunion zum VW-Konzern-Chef ausgerufen worden, da holen den Topmanager Vorwürfe aus dem Wahlkampf ein, er habe die Förderung von E-Fuels über einen sehr direkten Draht zu FDP-Chef und Porsche-Fan Christian Lindner im Koalitionsvertrag platziert. Lindner insistierte zuletzt auch auf EU-Ebene auf die Option von E-Fuels und blockierte damit einstweilen einen Kompromiss zum Verbrennerausstieg in der EU. Die EU-Kommission will jetzt zumindest prüfen, inwiefern E-Fuels einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Porsche ist neben BMW einer der wenigen Hersteller die die E-Fuel-Technologie offensiv propagieren, vornehmlich um den großen Altbestand an 911er-Modellen auch in Zukunft betreiben zu können. Aktuell entsteht in Kooperation mit Siemens Energy eine Pilotanlage zur industriellen Produktion von E-Fuel in Chile. Konkret liegen dem ZDF-Satiremagazin Die Anstalt Unterlagen vor, die eine Aussage Blumes auf einer Mitarbeiterversammlung Ende Juni belegen. Hier soll Blume entgegen seiner sonst eher zurückhaltenden Art sein Verdienst bei der Aufnahme eines entsprechenden Passus im Vertrag herausgestrichen haben. Porsche habe hier einen großen Anteil, dass eine weitere Nutzung synthetischer E-Fuels für Verbrenner aufgenommen wurde.

"Da sind wir der Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten", soll Blume laut ZDF-Magazin gesagt haben.

Prompt entschuldigte sich der Porsche-Konzern am Wochenende nach anfänglichen Dementis. Es sei im Rahmen einer internen Veranstaltung "überspitzt formuliert worden". Es habe aber keine Einflussnahme gegeben. Der VW-Konzern bestätigte lediglich "ein kurzes Telefonat zwischen Herrn Blume und Herrn Lindner zu Fragen der Verwendung von E-Fuels", keineswegs aber einen "Live-Ticker". Solche Gespräche hätten auch die übrigen Verhandler der Ampel-Koalitionäre in Spe geführt, verteidigte sich ein FDP-Parteisprecher. Dies sei "angesichts der Bedeutung der deutschen Automobilindustrie, an deren Zukunft direkt und indirekt die Arbeitsplätze von Millionen Beschäftigter hängen, auch richtig", so eine FDP-Mitteilung. Die Position Lindners zu E-Fuels sei darüber hinaus seit Jahren bekannt und stamme noch aus FDP-Oppositionszeiten. Vor der Entscheidung der EU habe es "keinerlei Kontak in der Sache mit Herrn Blume und auch danach keinerlei Versuch einer Einflussnahme auf die lange bestehende Position von Herrn Lindner gegeben".

E-Fuel-Auto: Kaum besser als ein konventioneller Verbrenner

Von Fachleuten werden E-Fuels immer wieder als höchst ineffiziente und teure Methode klassifiziert, Verbrennungsmotoren irgendwie weiter zu betreiben. Zuletzt hatte die Umweltdachorganisation T&E konstatiert, E-Fuels seien in Summe in der Umweltbilanz kaum besser als Verbrenner, ein E-Fuel-Golf etwa benötige fünf Mal mehr Energie als ein vergleichbarer, batterieelektrischer VW ID.3. Schon während der Koalitionsverhandlungen gab es in diesem Punkt heftige Debatten. All das hielt die FDP nicht davon ab, die Sitzung der EU-Umweltminister zu blockieren. Auf Drängen der deutschen FDP, dem sich einzelne andere Länder, die generell eine zögerliche Klimaschutzlinie fahren, anschlossen, wurde ein Passus aufgenommen, dass mit E-Fuels betriebene Verbrenner-Fahrzeuge auch nach 2035 zugelassen werden können. Auch von der VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hieß es damals, man sehe auch mit klimaneutralen Treibstoffen und E-Fuels keine Perspektive für den Verbrenner.

"Dieser Zug ist längst abgefahren. Politisch, gesellschaftlich und in unserer Unternehmensstrategie", gab die oberste Vertreterin der Arbeitnehmenden zu Protokoll, im Einklang mit dem jetzt abberufenen VW-Konzern-Chef und Blume-Vorgänger Herbert Diess, der immer ein E-Fuel-Skeptiker war.

Dagegen setzt Blume als Porsche-Chef auf eine Doppelstrategie, wie er erst am 11. Juli im hauseigenen Online-Magazin erklärte. Die E-Mobilität habe höchste Priorität. Gleichzeitig baue man weiter moderne Verbrenner-Motoren und der 911 sei bei Kunden beliebter denn je. In den nächsten Jahren werde man für den 911 eine sehr sportliche Hybridisierung anbieten, aus dem Motorsport bekannt. 

"Die entschlossenen Schritte für mehr Klimaschutz sind gut. Ich unterstützte den technologieoffenen Kurs der Bundesregierung und den gefundenen Kompromiss der Ampel, der eFuels als Teil der Lösung sieht. Das wurde ja auch im Koalitionsvertrag festgehalten. Technologieverbote bremsen Innovationen. Porsche setzt auf ein Doppel-E: E-Mobilität und eFuels", erklärte Blume damals.

Elektromobilität sei "eine wichtige Fahrspur". Gleichzeitig gebe es weltweit mehr als eine Milliarde an Bestandsfahrzeugen, die noch Jahrzehnte auf den Straßen unterwegs sein würden. e-Fuels hält Blume hier für eine "effektive, ergänzende Lösung". Ottomotoren lieferten dann nahezu CO₂-neutralen Betrieb mit eFuels, als Beimischung oder pur könnten sie an allen Tankstellen angeboten werden. "Wir müssen auch den Besitzern von Bestandsfahrzeugen eine Perspektive bieten", findet Blume.

Bei einer Fertigung im industriellen Maßstab könnten sich perspektivisch Preise von unter zwei Dollar pro Liter bilden, glaubt Blume. Wichtig sei, dass synthetische Kraftstoffe regenerativ und an Orten auf der Welt erzeugt würden, an denen erneuerbare Energie im Überfluss vorhanden ist. Dann spiele aus Blumes Sicht der höhere Energieaufwand zur Herstellung keine Rolle. eFuels aus Wasser und der Luft entzogenem Kohlendioxid für Automobile, Flugzeuge oder Schiffe hätten im Vergleich zu reinem Wasserstoff den Vorteil, dass sie leichter transportiert werden können. Dennoch sollen bis 2030 glatte 80 Prozent des Portfolios vollelektrisch ausgeliefert werden. In diesem Jahr kam der elektrische Sportwagen Taycan auf eine Verdoppelung der Verkaufszahlen und fährt mit 41.000 Exemplaren bereits auf Augenhöhe mit dem 911, wie Blume weiter bilanzierte.

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