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Meinungsbeitrag

Plugsurfing-Sprecher Maxwell Philp: E-Fuels sind Greenwashing

Der Kommunikations- und Public-Affairs-Chef des im vergangenen Jahr von Fleetcor übernommenen Ladenetzpioniers hat zur 180-Grad-Wende Deutschlands eine klare Meinung und zeigt sich empört: "Meine Wahlheimat Deutschland blockiert EU-Normen. Das ist ein politischer Schachzug. Wir müssen Druck auf die Politik ausüben, damit sie über ihre Rolle bei der Sicherung der Zukunft Europas nachdenkt." E-Fuels sind für ihn "ein Stolperstein für die Mobilitätswende. Ein Gastkommentar.

Hält E-Fuels für Greenwashing und einen Stolperstein der Mobilitätswende: Maxwell Philp Head of Communications and Public Affairs beim Ladenetzbetreiber Plugsurfing. | Foto: Plugsurfing
Hält E-Fuels für Greenwashing und einen Stolperstein der Mobilitätswende: Maxwell Philp Head of Communications and Public Affairs beim Ladenetzbetreiber Plugsurfing. | Foto: Plugsurfing
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Johannes Reichel

Nach langem Ringen haben sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union Ende März endlich auf die CO₂-Emissionsreduktionsziele für neu zugelassene PKWs geeinigt. Ab 2035 dürfen nun keine Autos mit Diesel- oder Benzinmotor mehr zugelassen werden. Doch das vollständige Aus des Verbrennungsmotors bedeutet das Gesetzesvorhaben nicht: Auch nach 2035 dürfen Verbrenner zugelassen werden, solange sie lediglich sogenannte E-Fuels tanken. Eine Bestimmung, die die deutsche Regierung als Kompromiss und in Verhandlung mit den anderen Staaten in das Gesetzesvorhaben  integrieren konnte. Doch was genau sind E-Fuels? Warum setzt die Bundesregierung mit diesem Kompromiss  ein völlig falsches Zeichen? Und weshalb wird diese Technologie den Fortschritt in der Mobilitätsbranche bremsen? Wichtige Fragen, auf die Maxwell Philp, Head of Communications and Public Affairs von Plugsurfing, dem 2012 gegründeten und 2022 vom US-amerikanischen Business-Payment-Anbieter Fleetcor Technologies übernommenen Ladenetzpionier, klare Antworten hat.

E-Fuels sind eine Form von Greenwashing

Bei E-Fuels handelt es sich um mithilfe erneuerbarer Energien synthetisch hergestellte Kraftstoffe. Bei ihrer Herstellung wird mit Strom hergestellter Wasserstoff mit Kohlenstoff zu Kohlenwasserstoff synthetisiert. Dieser bildet den Grundbaustein von flüssigen Kraftstoffen, die als CO₂-neutral eingestuft werden, weil in der Summe bei der Herstellung genauso viel CO₂ gebunden wird, wie bei der Verbrennung in die Atmosphäre abgegeben wird. Hieraus ergeben sich zwei grundlegende Probleme: Zum einen sind E-Autos deutlich stromeffizienter – für die gleiche Strecke brauchen E-Fuels fünfmal so viel Strom wie bei der direkten Nutzung. Zum anderen ist es das Ziel, CO₂-negative statt CO₂-neutrale Technologien  stärker zu fördern.

E-Fuels sind so eine Form von Greenwashing – und eine teure noch dazu. Zudem müsste für die Produktion von E-Fuels erstmal die dafür notwendige Infrastruktur aufgebaut werden. Es steht sogar zur Diskussion, ob die deutsche Nachfrage an E-Fuels bis 2035 überhaupt gedeckt werden kann, so eine Analyse des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Das politische System ermöglicht mit der Integration von E-Fuels in die Mobilitätsvorhaben von morgen eine Technologie, die den Fortschritt bremsen wird. Denn nur durch das grundsätzliche Verbot von Verbrennungsmotoren kann eine harte Deadline ab 2035 für Autohersteller und Nutzer:innen entstehen. 

Viele Autohersteller sehen keinen Nutzen in dem Gesetzesvorhaben – Mehrheit der Deutschen schon

Wie wenig ausgereift der Kompromiss ist, zeigt auch die Tatsache, dass selbst Autohersteller größtenteils gegen die Nutzung von E-Fuels nach 2035 sind. Sie sehen im Verbrennungsmotor schlichtweg kein zukünftiges Geschäftsmodell, denn zwei verschiedene Motoren (einen Verbrenner und einen E-Motor) weiterzuentwickeln, kann sich kein Hersteller auf lange Sicht leisten. Vielmehr müssen die Autohersteller ihren Rückstand gegenüber asiatischen Anbietern von E-Autos aufholen, damit sie konkurrenzfähig werden können. Selbst  die Autohersteller, denen mit dem Kompromiss geholfen werden soll,  sehen in großen Teilen also keinen wirklichen Nutzen von E-Fuels. Mehr als zwei Drittel der Deutschen sind allerdings gegen ein Verbrennerausstieg. Dies liegt auch daran, dass 72 Prozent der Befragten mit dem Verbrenner-Aus die Wettbewerbsfähigkeit deutsche Autohersteller im internationalen Vergleich in Gefahr sehen. Zudem werden synthetische Kraftstoffe als mehrheitlich umweltverträglich eingeschätzt.

Hier muss noch ein hohes Maß an Aufklärungsarbeit erfolgen und die beschriebenen Auswirkungen von E-Fuels aufgezeigt werden. Für die Nutzer:innen von Autos, die mit E-Fuels angetrieben werden können, wird es am Ende aber auch um die Wirtschaftlichkeit der Technologie gehen. Derzeit liegen allein die Produktionskosten von E-Fuels bei circa zwei Euro pro Liter. Sie sind also rund viermal so hoch wie der Großhandelspreis von fossilem Benzin.

Reduktion von CO₂-Emissionen nur mit E-Mobilität

Ein steht fest: Die Zulassung von E-Fuels nach 2035 ist ein zusätzlicher Stolperstein für eine erfolgreiche  Mobilitätswende und  gefährdet die anvisierten Ziele der deutschen Regierung nachhaltig. Auch für das „Fit for 55” EU-Klimaschutzpaket hat das Gesetzesvorhaben weitreichende Folgen. Denn eine wirkliche Reduktion von CO₂-Emissionen  lässt sich nur mit E-Mobilität erreichen – und auf diese kommt es am Ende an. Auch wenn die Europäische Union E-Fuels nach 2035 erlaubt, wird hier der Markt gegen die Durchsetzung der Technologie arbeiten. Denn E-Fuels sind nicht zwangsläufig klimaneutral, ineffizient und werden auch in Zukunft nicht rentabel sein.

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