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Piëch und Incari wollen Maßstäbe für User Experience setzen

Das Berliner Tech-Unternehmen Incari und Piëch Automotive haben eine Entwicklungspartnerschaft geschlossen, um gemeinsam neue Maßstäbe bei der Entwicklung einer maximal bedienungsfreundlichen Mensch-Maschine-Schnittstelle (Human Machine Interface, HMI) zu setzen.

Auf dem Techday präsentierten Piëch und Incari den fahrfähigen Prototypen des GT. | Foto: Remy Steiner
Auf dem Techday präsentierten Piëch und Incari den fahrfähigen Prototypen des GT. | Foto: Remy Steiner
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Gregor Soller

In nur sechs Monaten hat Incari das digitale Cockpit sowie das gesamte HMI für den Piëch GT entwickelt – jetzt wurde erstmals das Interieur des fahrbereiten Piëch-GT Prototypen gezeigt, der 2024 in Serie gehen soll. Dabei haben Designer und Entwickler laut Incari von Anfang an zusammengearbeitet. So konnte die oft zeit- und kostenintensive Anpassung aufgrund einer festgestellten Nicht-Umsetzbarkeit entfallen.

Interessant dabei: Die Software von Incari verfolgt zudem einen 3D-first-Ansatz, was ganz neue Möglichkeiten im Bedienkomfort bieten soll – gerade in Verbindung mit Augmented Reality (AR). Deshalb verspricht Incari hier auch eine Reduzierung der Entwicklungszeiten im HMI-Bereich von bis zu 70 Prozent bei gleichzeitig geringerem Personalbedarf und höherer Qualität. Toni Piëch, Co-Founder und CEO von Piëch Automotive, erklärt dazu:

„Die User Experience ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg unseres Fahrzeugs. Aus unternehmerischer Perspektive möchte ich aber auch den revolutionären Charakter unseres effizienten und hoch performanten Entwicklungskonzepts hervorheben. Durch die Partnerschaft mit Incari ist es uns gelungen, woran die allermeisten – gerade die ganz großen und etablierten – Hersteller bislang scheitern: eine smarte, softwarebasierte Zusammenarbeit von Designern und Ingenieuren in bereits sehr frühen Phasen.“

 

Für die HMI-Entwicklung des Piëch GT hat das Berliner Tech-Unternehmen Incari die selbstentwickelte Lösung „Incari Studio“ eingesetzt. Das ist eine Software-Plattform mit intuitiv-visueller Bedienoberfläche. Sie soll ermöglichen, komplexe Interfaces in 3D ohne Programmierkenntnisse zu gestalten. Außerdem bietet Incari eine gemeinsame Software-Umgebung für Entwickler und Designer schon in der Prototyping-Phase. Das bringt Flexibilität und spart Zeit. Osman Dumbuya, Gründer und CEO von Incari, erklärt stolz:

„Das digitale Cockpit des Piëch GT ist in jeder Hinsicht beeindruckend und markiert eine neue Benchmark in der Branche. Wir sind aber genauso stolz auf den Prozess: Die extrem schnelle, schlanke und effiziente Entwicklung des gesamten HMI-Systems hat alle Vorteile unserer Software-Lösung bestätigt. “

Die Designänderung von nur einem einzigen Element koste laut Dumbuya mit klassischen Entwicklungsmethoden bis zu 14 Tage Zeit und eine fünfstellige Summe – mit Incari Studio lasse sich eine solche Änderung innerhab von Minuten vornehmen. Er rechnet vor:

„Eine Entwicklung wie die des HMI für den Piëch GT hätte ohne den Einsatz von Incari Studio etwa zehn Experten aus unterschiedlichsten Bereichen über zwölf Monate gebunden. Mit unserer Software konnte das Piëch GT-Projekt von drei Kreativen in nur sechs Monaten abgeschlossen werden.“

Flexible und modulare Fahrzeugarchitektur für drei Karosserievarianten

Der Prototyp des zweitürigen GT ist dabei nur der Vorbote einer ganzen Produktfamilie, die um ein SUV und eine Limousine erweitert werden sollen. Rea Stark Rajcic, Co-Founder und Creative Director von Piëch Automotive, erklärt mit Blick auf die Zukunft des jungen Schweizer Unternehmens:

„Unser modulares Konzept ermöglicht uns nicht nur Freiheiten im Design, um möglichst attraktive Fahrzeuge zu entwerfen, es sind auch alle Karosserieformen möglich. Wir haben uns zunächst auf den zweisitzigen Sportwagen Piëch GT festgelegt. Für das nötige Volumen sorgt danach das sportliche Piëch SUV, bevor die viersitzige Piëch Sportlimousine unsere Produktpalette abrundet.“

 

Die Brennstoffzelle ist nicht vom Tisch

Dabei sei man nicht nur im Hinblick auf Design und Karosserieformen flexibel, sondern auch beim Thema Antrieb, wo man sich alle Optionen offen halten möchte: „Den Anfang machen Elektro-Fahrzeuge, aber sollte dem Wasserstoff-Antrieb und der Brennstoffzelle ein Durchbruch gelingen, können wir dank unserer modularen Fahrzeug-Architektur flexibel reagieren“, unterstreicht Toni Piëch, der sich freut:

„Wir sind trotz aller globalen Umstände wie COVID-19-Pandemie und Lieferengpässen voll auf Kurs Richtung Markteinführung. Der erste fahrbare Prototyp ist ein extrem wichtiger Meilenstein und zeigt, dass wir unsere Vision mit dem Piëch GT erfolgreich auf die Straße bringen und dabei neue Maßstäbe setzen – sowohl mit dem Design und der Funktionalität des Fahrzeugs selbst als auch mit dem Interieur.“

Piëch-USP: 80 Prozent Ladung in weniger als fünf Minuten

In der ersten Erprobungsphase hat sich das technische Konzept laut Piëch bestätigt: Der Piëch GT bietet eine Reichweite von 500 Kilometern nach WLTP und soll dank neuester Batterietechnologie in acht Minuten zu 80 Prozent an jeder CCS2-Schnellladesäule aufgeladen werden - mit einem eigens entwickelten Schnelllader sogar in weniger als fünf Minuten. Außerdem beschleunigt der Piëch GT in weniger als drei Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Was bedeutet das?

Die Präsentation war ein Befreiungsschlag für das Start-up. Denn bei Piëch gingen einige Gründungsväter bereits wieder von Bord. Darunter auch Matthias Müller, Ex-VW-CEO und zuvor Porsche-Boss -  Aufsichtsratschef bei dem Unternehmen. Laut "Business Insider" gab es unterschiedliche Auffassungen über die gesellschaftsrechtliche und betriebswirtschaftliche Ausrichtung . Laut dem Wirtschaftsmagazin soll s Differenzen mit Co-Gründer Rea Stark Rajcic gegeben haben, der im Mai 2021 mit seiner Quantum-Gruppe ein Angebot für Lamborghini abgab über 9,5 Milliarden Euro – obwohl der VW-Konzern die Marke gar nicht verkaufen wollte. Neben Müller verpflichtete Piëch auch Andreas Henke, der ebenfalls seine Posten als Geschäftsführer und Chief Marketing Officer aufgab. Henke teilte sich den CEO-Posten mit Klaus Schmidt, der zuvor schon als Chief Technology Officer für Piëch gearbeitet hat. Aktuell steht Schmidt mit Toni Piëch als Verantwortlicher im Impressum, Rajcic hat sich auf den Posten des „Creative Director“ zurückgezogen. Die Sales-Aktivitäten soll Jochen Rudat, einst bei Tesla als Vertriebschef für Europa aktiv, leiten. Vielleicht auch deshalb war jetzt etwas Druck auf dem Kessel, den man jetzt mit dem fahrfähigen Prototypen wieder abließ. Mittlerweile plant man sehr konkret für 2024. Dazu trug auch Incari bei: Das im April 2021 von Osman Dumbuya und Alexander Grasse gegründete Unternehmen ging aus den CGI Studios hervor, hat seinen Sitz in Berlin und Büros in Frankreich und Polen. Aktuell arbeiten etwa 50 Personen für das Start-up.

 

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