Werbung
Werbung

Peugeot 308: Löwen-Festspiele in Cannes

Der neue Peugeot 308 wird bei der Löwenmarke das Modell der Wende vom Verbrenner hin zum Stromer sein. Wir sammelten erste Eindrücke mit dem Plug-in-Hybrid.

Der neue 308 zeigt mit dem Säbelzahnthema wieder Charakter. | Foto: S. Rosskothen
Der neue 308 zeigt mit dem Säbelzahnthema wieder Charakter. | Foto: S. Rosskothen
Werbung
Werbung
Thomas Kanzler

Unter der Sonne Südfrankreichs präsentiert Peugeot den neuen 308 und den 308 SW. Nach über 1,3 Millionen verkauften 308 bekommt der Franzosen-Golf einen Nachfolger - und Peugeot legt großen Wert darauf, dass der neue 308 auch wirklich aus Mühlhouse kommet, also „Made in France“ ist. Der 308 darf als erstes Modell das neue Peugeot Logo tragen. Der dreidimensionale Löwe weicht einem Wappen mit Löwenkopf und Peugeot Schriftzug. Hinter dem glänzenden Signet verbergen sich die Sensoren der Fahrassistenzsystem und – ab 2022 – für den Driving Assistant. Eine clevere Lösung, wenn man an die etwas plump wirkenden schwarzen Boxen in der Front manches Mitbewerbers denkt.

Die Verantwortlichen bei Peugeot sind mächtig stolz auf das Design der beiden 308-Modelle. Die Front spielt wieder mit dem bereits bekannten Familiengesicht mit den „Säbelzahn Tiger“ – Tagfahrlicht, am Heckabschluss haben die Designer zwei unabhängige Lösungen entwickelt – Peugeots Entwicklungsingenieur spricht „surprising rear design“ – eher knackig sportlich beim 308, beim 308 SW versehen mit einer anderen Linienführung und angedeuteter Spoilerlippe. Wobei Peugeot beim 308 an Front und Heck ein sehr großzügiges Feuerwerk an verschiedenen Kanten und Linien abbrennt - ein bisschen weniger expressiv hätte vielleicht auch einen eleganten Designansatz ergeben. Zu dieser persönlichen Meinung des Autors muss man aber anfügen, das der neue 308 bei den Probefahrten vielerorts von Passanten gefilmt und Fotografiert wurde – so falsch können die Designer bei Peugeot also nicht liegen…

Bei der Motorisierung hat man die Qual der Wahl, es stehen zwei Plug-in-Hybride mit einer Systemleistung von 180 oder 225 PS zur Verfügung, ein Benziner in zwei Leistungsstufen ( 110 und 131 PS ) und ein Diesel mit 131 PS. Laut Peugeot soll die rein elektrische Variante mit mindestens 500 Kilometer Reichweite 2023 folgen. Leider hat der Neue massiv an Länge zugelegt - die Limousine um 11 Zentimeter, der Kombi um 6 Zentimeter - ist aber dafür etwas flacher geworden (minus 2 Zentimeter ) und verfügt über einen um 8,5 Zentimeter längeren Radstand.

Wir steigen in den Plug-in ein und strömen los. Und stellen erfreut fest: Der Franzose federt sehr geschmeidig und lädt zum entspannten Fahren ein, nur grobe Straßenschäden werden mitunter nicht ganz absorbiert. Die Lenkung ist nicht mehr so direkt wie die des Vorgängers und sorgt damit für ein ruhigeres Fahrgefühl. Aber der 308 kann auch sportlich. Vor allem der nur als GT und GT Pack erhältliche stärkere PHEV kann zu einer sehr flotten Fahrweise verführen. Wenn der Fahrer dann in den Sport – Modus wechselt, schaltet die Achtgangautomatik schneller und der kernige Benziner meldet sich zu Wort – in 7,6 Sekunden ist der Peugeot auf 100 km/h, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 235 km/h erreicht. Wer möchte, kann die Hybrid-Modelle auch im reinen E-Betrieb flüsterleise bewegen. Es gibt zwei Versionen mit 225 und 180 PS Systemleistung. Die Varianz kommt aus dem 150 oder 181 PS leistenden Benziner, während die 110-PS der E-Maschine identisch bleiben.

Das Strömen geht dank der 12,4 kWh-Lithium-Ionen-Batterie und dem 80-kW-E-Motor bis zu 135 km/h schnell. Im Idealfall soll der 308 so bis zu 60 Kilometer weit rein elektrisch fahren, was nach WLTP einen Verbrauch von gut 20,6 kWh/100 km bedeuten würde. Zum Vergleich: Ein Tesla Model Y lässt sich in der Realität mit weniger als 19 kWh/100 km bewegen – hier haben die meisten Plug-ins prinzipbedingt noch Luft nach oben. Aber auf unserer natürlich rund 60 Kilometer langen Testrunde waren mir meist elektrisch unterwegs - und der Akku am Ende leer, womit wir die WLTP-Werte bei dezenter Fahrweise in etwa bestätigen können.

Tägliches Pendeln ist aber gut möglich und er auf den Geschmack gekommen ist, kann ja ab 2023 auf den rein elektrischen 308 umsteigen. Ein 3,7 kW Charger ist an Bord, optional kann man einen 7,4 kW-Lader für 450 Euro erwerben und die Ladezeiten damit erheblich verkürzen. So soll der 308 je nach Lademöglichkeit in zwei bis sieben Stunden wieder aufgeladen sein. So oder so erwartet Peugeot einen erheblichen Plug-in-Anteil.

Der kleine 1,2 Liter Turbo Benziner ist – ebenso wie der Vierzylinderdiesel mit 6 – Gang Handschal-tung oder mit der Achtgangautomatik erhältlich. Während der Benziner mit ordentlichem Durchzug und charismatischem Dreizylinder-Sound auftrommelt, kann der kultivierte und kräftige Diesel mit einem Verbrauch von 4,5l/100 km punkten, der in der Realität unserer Erfahrung nach eher einen Liter höher liegt.

Auch bei den inneren Werten kann der 308 punkten. In allen drei Ausstattungslinien – Active, Allure und GT – ist das Fahrzeug geschmackvoll eingerichtet und die Materialien wirken wertig. Das neue Cockpit mit dem 10 Zoll High Definition Touchscreen hat unserer Meinung nach nochmal gewonnen, obwohl Peugeot sein Direkteinsprungs-Klavier „digitalisiert“ hat: Trotz seiner Eigenständigkeit gehört es zu den einfach bedienbaren Lösungen der Fahrzeugklasse. Mithilfe von fünf sensitiven Tasten und einem Home Button lassen sich viele Funktionen steuern und konfigurieren. Und wenn man die Hände gar nicht vom Lenkrad nehmen möchte, bietet Peugeot die „natural speech connection“ an. Mit einem „Ok, Peugeot“ aktiviert, kann man Funktionen abrufen, das Radio steuern und vieles mehr – was in der Praxis ordentlich funktioniert und den größten Schritt gegenüber dem Vorgänger bedeutet.

Das Ladevolumen des 308 beträgt bei der Limousine 412 bis 1.323 Liter (PHEV: 361 bis 1.271 Liter), der 308 SW bietet mit 608 bis 1.634 Liter (PHEV: 548 – 1.557 Liter ) ein klassenübliches Ladevolumen. Die Preise für die Plug-ins starten bei knapp 31.010 Euro netto, das sind 36.900 Euro brutto. Der Basisbenziner startet ab knapp 19.500 Euro, das sind 23.200 Euro netto.

Was bedeutet das?

Der 308 blieb sich treu und vermeidet die Revolution. Aber er hat in allen entscheidenden Kriterien zugelegt – vor allem bei Bedienung und Fahrassistenz. Und endlich kommt auch er als Plug-in und wird ab 2023 auch als reines E-Modell vorfahren – womit er der 308 in die Geschichte eingehen dürfte, der die Wende vom Verbrenner zum Stromer am aktivsten begleitet. Optisch und in der Bedienung bleibt er sich treu – und Gott sei Dank einer der wenigen Charakterköpfe im Kompaktsegment.

Werbung
Werbung