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Paris Mondial De L'Auto 2024: Renault Emblème – mit Akku UND Brennstoffzelle

Optisch interessant, aber nicht revolutionär – so stellt Renault die Studie Emblème vor –die inhaltlich trotzdem revolutionär ist: Die Franzosen wollen damit nicht weniger, als eine „neue Art“ zu zeigen, Fahrzeuge zu entwickeln und zu bauen.

Auch optisch schlägt Renault mit der Studie Emblème ein neues Kapitel auf. | Foto: Renault
Auch optisch schlägt Renault mit der Studie Emblème ein neues Kapitel auf. | Foto: Renault
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Gregor Soller

Laut Renault ist der Emblème „die Vision eines Familienfahrzeugs mit kombiniertem batterieelektrischem und Brennstoffzellenantrieb – und ein Labor für umweltverträgliche Technologien und Innovationen, die Renault und Ampere gemeinsam mit ihren Partnern entwickelt haben.“

Dafür warf man Einiges in die Waagschale: Denn der Emblème soll die Treibhausgasemissionen (CO2-Äquivalente) im Vergleich zu einem gleichwertigen Fahrzeug um 90 Prozent senken: Von der Produktion bis zum Ende des Lebenszyklus werden laut Renault nur 5 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Womit man schon sieht, wie differenziert hier gerechnet wird: Polestar nennt allein für die Produktion des neuen Polestar 4 rund 19,9 Tonnen CO2e…

Dabei helfen soll der Einsatz recycelter Materialien mit geringem CO2-Ausstoß, die Verwendung natürlicher Materialien, Produktionsprozesse, die vollständig auf erneuerbaren Energien beruhen, die Nutzung von wiederverwendeten Teilen und natürlich Kreislaufwirtschaft. Das gleiche gilt für die technischen Entscheidungen, einschließlich des Antriebsstrangs – Renault gibt sich hier sehr kryptisch.

Renault plant wieder einmal eine neue Designsprache

Der Renault Emblème soll außerdem für einen neuen, ganzheitlichen Ansatz der Fahrzeuggestaltung stehen. Renault fabuliert hier: „Das Außendesign vermittelt durch sinnliche Kurven und grafische, technische Charakterlinien Sportlichkeit, Eleganz und Emotionen und macht das Fahrzeug zu einem begehrenswerten Objekt.“

Kameras in den Radkästen ersetzen die Außenspiegel

Und natürlich wurde die Aerodynamik massiv optimiert. Die Außenspiegel wurden durch zwei in die Radkästen integrierte Kameras ersetzt, die Scheibenwischer sind wie bei den US-Straßenkreuzern der späten 1960er- und 1970er Jahre unter der Motorhaube verborgen und die elektrischen Türgriffe sind in die Karosserie eingelassen.

Und natürlich hat man auch aktive Aerohilfen geplant: Zwei Lamellen auf der Motorhaube und zwei Lüftungsschlitze im Stoßfänger leiten den Luftstrom zur Windschutzscheibe und hinter die Räder. Bei den Rädern handelt es sich um Vollscheibenräder, die den Luftstrom an der Karosserie entlangleiten.

Aerodynamik aus der Formel 1

Auch die Formel-1-Erfahrungen, wo man mit Alpine allerdings gnadenlos hinterherfährt (Rang neuen von zehn Teams), nutzt man: Denn das glatte Unterboden-Design wird durch einen aktiven Diffusor ergänzt, der sich nach unten und hinten neigt, um den Luftwiderstand zu minimieren. Die Feinabstimmung des Designs erfolgte mit Hilfe der Digital-Twin-Technologie und modernster digitaler Simulationstechnik, die im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Renault und Ampere vom BWT Alpine F1 Team zur Verfügung gestellt wurde. Durch die Bündelung des Know-hows konnte die passive und aktive Aerodynamik optimiert und ein sehr guter cW-Wert von 0,25 erreicht werden.

Der Antrieb: Spannender und teurer Zwilling

Der elektrische Antrieb wird auf zwei Arten gespeist: durch einen Akku für die alltägliche Nutzung und durch eine Wasserstoff-Brennstoffzelle für längere Fahrten. Die auf der Plattform AmpR Medium basierende Architektur mit Hinterradantrieb beherbergt die verschiedenen Komponenten des Antriebsstrangs (Elektromotor, Batterie, Brennstoffzelle und Wasserstofftank) und sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt und eine ideale Gewichtsverteilung.

Dank Brennstoffzelle soll ein 40-kWh-Akku genügen. Dazu kommt ein 2,8-kg-H2-Tank

Der 160-kW-Elektromotor mit gewickeltem Rotor des Emblème kommt ohne seltene Erden aus. Der Strom für den Elektromotor wird in einer kleinen NMC-Batterie mit 40 kWh gespeichert, die leichter, günstiger, kompakter und umweltfreundlicher ist als die eines Familien-Elektrofahrzeugs mit großer Reichweite. Die Reichweite beträgt mehrere hundert Kilometer, mehr als genug für alltägliche Fahrten. Die für längere Fahrten erforderliche Energie liefert eine 30-kW-PEMFC-Brennstoffzelle, die mit CO2-armem Wasserstoff aus einem 2,8-Kilogramm-Tank betrieben wird; der maximale Wirkungsgrad beträgt etwa 60 Prozent.

Langstrecke mit Wasserstoff – wenn es immer funktionierende Tankstellen dafür gäbe

Eine Strecke von bis zu 1.000 Kilometern soll er genauso schnell zurücklegen wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor: ohne Aufladen, mit nur zwei Stopps zum Betanken mit Wasserstoff – im Idealfall in jeweils unter fünf Minuten – für 350 Kilometer Reichweite. Auf einer Fahrt zwischen Paris und Marseille werden 75 Prozent des Stroms, den das Fahrzeug verbraucht, von der Brennstoffzelle erzeugt, wobei außer Wasser keine Emissionen entstehen.

Renault holte über 20 Partner ins Entwicklungsboot

Neben Renault und Ampere waren nicht weniger als 20 Partner involviert, allesamt Experten auf ihrem Gebiet. Jeder trug mit seiner Technologie oder seinem Know-how dazu bei, die CO2-Äquivalent-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs um 90 Prozent zu senken. Dieser kollektive horizontale Ansatz fördert laut Renault Innovationen ohne Barrieren zwischen den Beteiligten: der Gruppe, ihren Marken, Einheiten, Partnern und Lieferanten. Dadurch ließ sich die technologische Vielfalt und Komplexität nutzen, um die hohen Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

Gute Idee: Eine auf der Lebenszyklusanalyse basierende Methodik

Die Lebenszyklusanalyse (LCA) ist eine wissenschaftliche Methode, um die Umweltauswirkungen eines Fahrzeugs über den gesamten Lebenszyklus hinweg zu messen. Sie berücksichtigt die Materialgewinnung und die Herstellung von Komponenten sowie die Montage, den Transport, die Nutzung, die Wartung und das Recycling von Fahrzeugen. Es handelt sich um ein globales, standardisiertes Multi-Kriterien-Tool, das von der Renault Group verwendet wird. Eine der wichtigsten Anwendungen ist die Berechnung des Treibhauspotenzials auf Basis der Treibhausgasemissionen, gemessen in CO2-Äquivalenten (CO2-Äq.) pro verkauftem Fahrzeug. Die Renault Group berechnet den tatsächlichen Verbrauch ihrer Fahrzeuge über 200.000 Kilometer. Die Renault Group und Ampere unterstützen auch den Vorschlag der französischen Automobilindustrie, die Auswirkungen des gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu messen.

Über die Lebenszeit ist ein Stromer laut Renault effizienter als ein Verbrenner

Für einen Megane E-Tech Electric Stromverbrauch kombiniert (kWh/100 km): 15,4-14,9; CO2-Emission kombiniert (g/km): 0; CO2-Klasse: A) belaufen sich die Gesamtemissionen auf der Grundlage der Lebenszyklusanalyse auf 24 Tonnen CO2-Äq. Das ist praktisch die Hälfte der Emissionen eines vergleichbaren, mit fossilen Brennstoffen betriebenen Modells (49 Tonnen CO2-Äquivalent bei einem Captur mit Benzinmotor). Die vollelektrische Mobilität ist also in Bezug auf die CO2-Äquivalent-Emissionen vorteilhafter. Das Ziel des Emblème Projekts sind 5 Tonnen CO2-Äquivalente über den gesamten Lebenszyklus, das wäre eine Reduktion von etwa 90 Prozent!

Was bedeutet das?

Renault geht den nächsten Schritt – wobei der viele Fragen offen lässt. Denn über Preis und Realisierbarkeit schweigt man sich aus und viele Details werden nur am Rand gestriffen. Das neue Design? Spannend, aber nicht so charakterstark, wie es R4, R5, Espace oder Twingo einst waren. Womit Renault das ganz große Zeichen, das man zuletzt mit dem Ur-Twingo 1993 setzte, weiter schuldig bleibt.  

 

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