Ottobahn entwickelt autonomes Hochbahnsystem
Das Münchner Startup ottobahn hat sich die Entwicklung eines individuellen Hochbahnsystems zum Ziel gesetzt, das die Vorzüge des ÖPNV mit denen einen flexiblen Transportmittels vereinen soll. Die sogenannte ottobahn, die autonom und elektrisch agiert, soll hohe Transportkapazitäten bieten und vom aktuellen Verkehr vollständig entkoppelt sein. Die Trassen sollen sich zudem nahtlos ins Stadtbild einfügen und zusätzlichen Raum für Fußgänger und Grünflächen schaffen. Bahnhöfe gibt es in dem Konzept nicht, nur individuelle Haltestellen, die Pods rotieren nach dem Schwarmprinzip, so das Ideal. Das 2019 gegründete Jungunternehmen setzt auf leichte und gleichzeitig sehr robuste Materialien. Damit solle das klassisch Rad-Schiene-geführte System auch eine hohe Halbarkeit der Infrastruktur von 100 Jahren erreichen, wie man verspricht. Das patentierte passive Weichensystem kommt dabei ohne bewegliche Teile aus und reduziere den Wartungsaufwand auf ein Minimum, so die Ansage.
Vollautonome und zackig schnelle Gondeln
Die "Gleise", die man aus dem Achterbahnbau ableitet, verlaufen in einer Höhe von fünf bis zehn Metern an gängigen Betonmasten. Mit Hilfe eines integrierten Hebemoduls, bei dem man sich in der Aufzugsindustrie bedient, könnten die Kabinen praktisch überall innerhalb von Sekunden zu Boden gelassen werden, wirbt der Anbieter. Jede Kabine werde mit einer Reihe von präzisen Sensoren ausgestattet, die jede Person und jedes Hindernis im Einstiegsbereich erkennen können sollen.
Damit werde ein sicheres Absenken der Kabine auf den Boden gewährleistet. Mittels Flottenmanagement soll der Verkehrsfluss im gesamten ottobahn Verkehrsnetz mit KI-Unterstützung optimiert werden. Die vollautonomen Gondeln ermitteln dabei selbstständig ihre Route und bringen ohne Zwischenhalte ans Ziel, versprechen die Macher weiter. Auf hochfrequentierten Streckenabschnitten will man mit parallel verlaufenden Schienen die fließende Einbindung des Ein- und Aussteigens in den laufenden Verkehr ermöglichen.
Niedriger Energieverbrauch, modulare Kabinen, auch für Fracht
Das Fahrwerk der Kabinen basiert auf der bewährten und energieeffizienten Kombination von Rad und Schiene. Mit einer elektrischen Antriebsleistung von 2,4 kW liegt der erwartete Energiebedarf bei 1,8 kWh / 100 km im 400-Volt-Wechselstrom-System, was einem Verbrauch von 0,5 l/100 km im Auto entspräche. Für die Energieversorgung will man an der Strecke auf Photovoltaikmodule setzen. Die Höchstgeschwindigkeit ist theoretisch bis 250 km/h ausgelegt, was auch Fernstrecken ermöglichen würde. In der urbanen Realität sind Geschwindigkeiten von etwa 60 km/h angepeilt.
Die laut Hersteller "bionisch inspirierte" Außenform der Kabine werde einen Luftwiderstandskoeffizienten von weniger als 0,2 erreichen. Durch die Kopplung der Kabinen zu Konvois will man den Luftwiderstand noch weiter drücken. Die Kabinen sind modular aufgebaut, sodass sich der Innenraum jeder Kabine individuell gestalten lasse, etwa auch für Cargoanwendungen oder komfortable Einzelfahrten.
Außenteststrecke soll bald in Betrieb gehen
Die ottobahn GmbH wurde im Juli 2019 in München gegründet, benannt nach Otto I, Herzog von Bayern (1120-1183), sie ist privat finanziert und das Team besteht überwiegend aus Softwareentwicklern und Maschinenbauingenieuren. Seit Februar 2020 ist eine erste Teststrecke in den Hallen in Betrieb. GEN II des Fahrwerks und der Kabine seien fertiggestellt, heißt es und der Spatenstich für ein Außenteststrecke werde zeitnah erfolgen und 2022 realisiert werden. Man investiert insgesamt hier fünf Millionen Euro bis 2023. Denkbar wäre auch, die Teststrecke in Taufkirchen bis zum Carl-Preis-Platz in München-Haidhausen zu verlängern, wie der ottobahn-Geschäftsführer Marc Schindler gegenüber der FAZ erklärte. Einen Start für 2024 sieht er als ideal. Das sei ambitioniert für eine Entfernung von rund 15 Kilometer.
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