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On-Demand-Dienste: VDV warnt, „Saat droht zu vertrocknen“

Damit das Erfolgsmodell Linienbedarfsverkehr weiter wächst, fordert der Branchenverband eine Regelfinanzierung sowie Begleitmaßnahmen wie Parkraumbewirtschaftung, Carsharing, Förderung des Rad- und Fußverkehrs und ÖPNV-Vorrang.

Schließen bestehende Lücken und verdichten den Takt: On-Demand-Verkehre bieten sich gerade im ländlichen Raum und in Stadtrandlagen als ernstzunehmende Konkurrenz zum eigenen Auto an – barrierefrei, preiswert, umweltfreundlich und komfortabel bringen sie Fahrgäste zum gewünschten Ziel. Im Bild: „Friedrich“, das neue On-Demand-Angebot in Greifswald. (Foto: Stadtwerke Greifswald/Cordula Feck)
Schließen bestehende Lücken und verdichten den Takt: On-Demand-Verkehre bieten sich gerade im ländlichen Raum und in Stadtrandlagen als ernstzunehmende Konkurrenz zum eigenen Auto an – barrierefrei, preiswert, umweltfreundlich und komfortabel bringen sie Fahrgäste zum gewünschten Ziel. Im Bild: „Friedrich“, das neue On-Demand-Angebot in Greifswald. (Foto: Stadtwerke Greifswald/Cordula Feck)
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Johannes Reichel
von Martina Weyh

Das ÖPNV-Angebot durch On-Demand-Verkehre attraktiver zu machen, ist eine Erfolgsgeschichte – gerade in ländlichen Gebieten und Stadtrandlagen gibt es immer mehr Angebote. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) können flexible Kleinbusse in Tageszeiten schwacher Nachfrage klassische Linienbusse ersetzen. Der Bund hatte 2021 in einer wegweisenden Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes die dauerhafte Genehmigungsmöglichkeit eines ÖPNV-integrierten On-Demand-Angebots geschaffen.

Lücken werden geschlossen, Angebote verdichtet

Der Branchenverband VDV weist in diesem Zusammenhang auch auf die entscheidende Rolle hin, die On-Demand-Verkehre für den Klimaschutz spielen können:

„Man kann wirklich sagen, dass die Saat des Bundes und der Branche aufgeht – ob in den Städten, Mittelzentren und gerade auf dem Land. Anfang 2019 hatten wir nur eine Handvoll Rufbus-Angebote in Deutschland, eine klassische Nische. Derzeit haben wir mehr als 80 On-Demand-Projekte im Land, die öffentliche Mobilität dorthin bringen, wo bisher oft keine war. Dauerhaft droht diese Saat jedoch zu verkümmern, weil die meisten App-buchbaren Kleinbusse als zusätzliche Pilotprojekte aufgesetzt worden sind“, befürchtet VDV-Vizepräsident Werner Overkamp.

Dem Erfolgsmodell droht Gefahr durch mangelnde Finanzierung

Es fehle, konstatiert der Branchenverband – verstärkt durch die Kostensituation bei Personal, Energie, Kraftstoffen und Material – die nachhaltige Finanzierungsgrundlage für den Regelbetrieb. In seinem Positionspapier unter der Überschrift „Linienbedarfsverkehr: zukunftsgerecht, integriert und nachfragegesteuert – Warum eine ÖPNV-Angebotsoffensive im Linien- und Linienbedarfsverkehr notwendig ist“ weist der VDV nachdrücklich darauf hin, dass die Verkehrsunternehmen in diesen Zeiten enorme Schwierigkeiten haben, die neuen Angebote, die ja zusätzlich zu finanzieren sind, dauerhaft im Markt zu halten.

„Das tut natürlich weh, da wir von den Kundinnen und Kunden positive Rückmeldungen bekommen. Akzeptanz und Nachfrage für die flexiblen, kleinen Rufbusse sind da“, so der VDV-Vize.

Der Verband fährt eindrucksvolle Daten auf

Nach einer Branchenstudie würden 380.000 On-Demand-Busse ausreichen, um sämtliche Zweit- und Drittwagen in Deutschland – rund 12 Mio. Pkw – zu ersetzen.

„Das ist freilich das Szenario ohne Begleitmaßnahmen. Sinnvoller ist es, dass On-Demand-Angebot zu erhöhen und mit Push- und Pull-Maßnahmen, also etwa Parkraumbewirtschaftung, Verminderung von Pkw-Flächen, Carsharing, ÖPNV-Vorrangschaltungen, Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur etc. zu begleiten.“ (Werner Overkamp)

Der Branchenverband weist darauf hin, dass im ÖPNV-Leistungskostengutachten der Unternehmensberatung Roland Berger „ein Aufwuchs von heute 400 auf etwa 20.000 Linienbedarfsverkehrs-Fahrzeugen mit einem bis 2030 steigenden Bedarf von 110 Mio. Euro 2023 auf 3,8 Mrd. Euro jährlich ab 2030 ermittelt worden ist, um die Klimaschutzziele zu erreichen“.

„Der Linienbedarfsverkehr ist für Nutzerinnen und Nutzer barrierefrei, preiswert, komfortabel und holt Fahrgäste zur gewünschten Zeit dort ab, wo sie sind, um sie dort hinzubringen, wo sie hinmöchten. Er ist in allen kundenrelevanten Bestandteilen in den ÖPNV integriert: beim Informieren, beim Buchen per App und Bezahlen im ÖPNV-Tarif mit oder ohne Komfortzuschlag. Hier müssen wir für die angestrebte Mobilitätswende ansetzen“, so Overkamp abschließend.

Das VDV-Positionspapier „Linienbedarfsverkehr: zukunftsgerecht, integriert und nachfragegesteuert – Warum eine ÖPNV-Angebotsoffensive im Linien- und Linienbedarfsverkehr notwendig ist“ kann unter vdv.de/positionen oder im Downloadbereich unter dieser Meldung abgerufen werden.

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