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Ölkonzerne verzeichnen Rekordgewinne: Verlängerung für die Fossilen?

Nachdem Exxon Mobil einen Rekordgewinn von 59 Milliarden US-Dollar für 2022 vermeldete, feiert auch Shell einen Rekord-Überschuss von 40 Milliarden US-Dollar, Chevron sackt 35,5 Milliarden US-Dollar ein. Das gefährdet die Klimaziele und verzögert auch den Umbau Richtung Erneuerbare und E-Mobilität.

Die Ölmultis verdienen Rekordsummen - und geben ihren Aktionären Rekord- Dividenden.| | Foto: Amercan Public Power Association
Die Ölmultis verdienen Rekordsummen - und geben ihren Aktionären Rekord- Dividenden.| | Foto: Amercan Public Power Association
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Redaktion (allg.)

Der britische Ölkonzern Shell hat im vergangenen Jahr aufgrund von hoher Öl- und Gaspreise einen Rekordgewinn erzielt und teilte einen Gewinnanstieg auf 39,87 Milliarden US-Dollar (etwa 36,2 Milliarden Euro) mit. Damit hat sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr in etwa verdoppelt. Shell ist nicht der einzige Energiekonzern, der vom Krisenjahr 2022 mit dem Krieg in der Ukraine profitiert. Die massiv angestiegene Nachfrage nach Energielieferungen, um die Lieferungen aus Russland zu kompensieren haben auch beim amerikanischen Ölmulti zu Rekordgewinnen geführt.

Am Dienstag vermeldete der US-Konzern Exxon Mobil einen Rekordgewinn im Jahr 2022 von 59 Milliarden Dollar, was einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von 157 Prozent entspricht. Und auch der dritte Öl-Multi in dem Oligopol-Markt Chevron hat seine Gewinne mehr als verdoppelt und sackte 35,5 Milliarden US-Dollar Gewinn ein. Zusammen dürften die fünf größten Energiekonzerne auf Gewinne von 200 Milliarden Dollar kommen.

Zufallsgewinne und Extraprofite

Die Nachfrage nach schnellen Energielieferungen ist immens, viele Staaten setzten mittelfristig noch auf fossile Energieträger. Die Folge sind weiterhin vergleichsweise hohe Öl- und Gaspreise. Kritiker bemängeln, dass viele Energiekonzerne die Gewinne zum größten Teil an die Aktionäre ausschütten und nicht in die Erschließung neuer, umweltfreundlicherer Energiequellen investieren. Viel Geld würde auch in den Rückkauf von Aktien fließen.

Komplette Wertschöpfungskette fest im Griff

Zur extrem hohen Profitabilität trägt auch bei, dass die Konzern in Oligopol-Markt die komplette Wertschöpfungskette kontrollieren, die von der Förderung, über Handel, Transport und Weiterverarbeitung in Raffinerien bis zum Transport an die Tankstelle reicht. Damit können sie exakt berechnen, wie die Preise zu setzen und welche Margen zu erwarten sind. Zugleich bleiben die Kosten niedrig. Beispielsweise steigerten Shell und Exxon die Gewinnmargen im Raffineriegeschäft deutlich, ebenso wie im wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine schwer gefrage Alternative LNG, mit entsprechender Infrastruktur.

Übergewinnsteuer: Den Bürgern etwas zurückgeben

Einige Staaten haben bereits Abgaben auf Extraprofite angekündigt oder eingeführt. Auch in der EU müssen Mitgliedsländer eine entsprechende Abgabe einfordern. Exxon Mobil hat gegen die neue Steuer in der EU geklagt. Im vierten Quartal koste ihn die Steuer 1,3 Milliarden Dollar. Finanzchefin Mikells nannte eine Übergewinnsteuer "schlechte Politik".

Umbau geht zu langsam - Krise verlängert fossiles Modell

Der von den Konzernen behauptete Umbau geht nach Ansicht von Experten deutlich zu langsam und zaghaft voran, die Gewinne hier sind im Verhältnis zum Öl- und Gasgeschäft noch marginal. So erzielte Shell etwa Gewinne im dreistelligen Millionenbereich im vierten Quartal mit Erneuerbaren, mit Fossilen aber zweistellige Milliardensummen. Vor diesem Hintergrund kritisierte der Umwelt-Ökonom Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum gegenüber der Süddeutschen Zeitung, das "traditionelle Geschäftsmodell ist durch die Krise nochmal verlängert worden". Er warnt, dass die hohen Gewinne den Wandel verzögern könnten und die Firmen noch mit der Nutzung der vorhandenen fossilen Ressourcen rechnen. Das sei allerdings nicht mit dem 1,5-Grad-Ziel kompatibel.

"Erst wenn der Einsatz fossiler Energieträger so teuer ist, dass die Nutzung in der Perspektive nicht mehr rentabel ist, erst dann verhindert das die weitere Förderung aller Ressourcen, die es noch gibt", erklärte Löschel.

Gemeinsam sind die fünf größten westlichen Energiekonzerne für zehn Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, die nicht nur bei der Verbrennung, sondern auch in der Förderung und der Weiterverarbeitung fossiler Brennstoffe anfallen. Die Ölmultis hatten auch zu sehr frühem Zeitpunkt exaktes Wissen über die Folgen der Verbrennung fossiler Rohstoffe, wie jüngst eine Auswertung von Wissenschaftlern ergab. Auch Shell, BP und Total wussten über die physikalischen Zusammenhänge Bescheid, verfolgten dennoch eine Verschleierungs- und Verharmlosungsstrategie. Gegen Shell läuft daher eine Klage der NGO Global Witness wegen Greenwashing und Täuschung der Investoren und US-Behörden. Thomas Kanzler/Johannes Reichel

Was bedeutet das?

Unglaublich viel Geld im Öl- und Gasgeschäft: Rein rechnerisch hat z.B. Exxon Mobile letztes Jahr 6,7 Millionen Dollar pro Stunde verdient. Experten erwarten, dass die großen Energiekonzerne wie BP, Shell und Total zusammen mit Exxon Mobil und Chevron auf einen Gewinn von fast 200 Milliarden Dollar kommen dürften. Das ist nicht nur moralisch fragwürdig, sondern gefährdet auch stark die Erreichung der Klimaziele. Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Energiekrise könnte das fossile Geschäftsmodell verlängert werden. Das Erreichen der Klimaziele würde in noch weitere Ferne rücken.

Auch die Transformation in Richtung Erneuerbare und E-Mobilität im Verkehr wird durch die noch immer relativ zu den verursachten Umwelt- und Klimaschäden viel zu günstigen fossilen Energieträger wird durch diese Entwicklung verzögert. Hier muss die Politik dringend eingreifen und die Konzerne zu rascherem Umbau zwingen. Die theoretisch vorhandenen Ressourcen müssen im Boden bleiben, will die Menschheit die Folgen des Klimawandels noch halbweg beherrschbar halten. Sonst wird es am Ende für Alle sehr teuer - und für Viele existensbedrohend. tk/jr 

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