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Öffentliches Laden: Häufig die reine Abzocke!

Mit unserem aktuellen Testwagen, dem Mazda MX-30, stockte uns der Atem: 2,8 kWh kosteten bei Innogy an der Raststätte Fürholzen West 6,40 Euro! E.ON und Co. zocken hier teils kräftig ab.

Allein auf weiter Flur in Fürholzen West an der A9: Bei den Tarifen kein Wunder! | Foto: Jonathan Soller
Allein auf weiter Flur in Fürholzen West an der A9: Bei den Tarifen kein Wunder! | Foto: Jonathan Soller
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Gregor Soller

So wird das nix mit der Elektromobilität! Nachdem auch der Mazda MX-30 unsere 160-Kilometer-Testrunde nicht in einem Rutsch schaffte, blieb uns auf dem letzten Autobahnabschnitt 18,5 Kilometer vor dem Ziel nur der „Nothalt“ am Innogy-Schnelllader in Fürholzen West.

Wir haben uns mittlerweile im ersten Schritt für die Ladekarte von New Motion respektive Shell Recharge entschieden, die ein ziemlich dichtes Netz auch abseits der großen Magistralen bietet und in der Handhabung wunderbar einfach ist. Anmelden, IBAN angeben, Karte aktivieren und läuft respektive fließt! Die App zeigt einam auch immer an, ob die Stationen frei sind und was an Kosten zu berappen ist.

Achtung: Die Anschlusskosten sind teils extrem hoch!

Heißt im Falle Fürholzen West: Teure 0,58 ct/kWh Ladestrom – auch an der lahmen 22-kW-Version des Alpi-Tronic-Schnellladers, der den Mazda auch mit bis zu 50 kW vollgeblasen hätte. Doch wir haben Zeit und nutzen die Standard-AC-Verbindung, die aber nur 4 kW bringt, aber leider auch nicht günstiger ist, denn: 5,80 Euro Anschlusskosten sind gesetzt! Da wir mitten im Test waren und nicht zu lange laden wollten, luden wir in einer guten halben Stunde nur 2,8 kW – genau so viel, um die elf Kilometer Restreichweite wieder auf 25 Kilometer zu erhöhen – was gerade so reichte! Wofür der Energieriese uns dann mit 6,40 Euro zur Kasse bat! Und das für 18,5 Kilometer! Wir haben mal schnell nachgerechnet auf ein Spritäquivalent von 1,30 respektive 1,50 Euro: Hier hätte ein Pkw – oder sagen wir besser – Schwerlastzug 33,52l/100 km (bei 1,30 Euro/Liter) oder gar 38,68 l/100 km verbrauchen dürfen…zum Vergleich: Ein auf 40 Tonnen ausgeladener Standard-Lkw braucht mittlerweile nur noch rund 24 l/100 km. Da wäre sich für unser Geld, bildlich gesprochen, auf dem gefahrenen Autobahnstück auch ein Airbus-Transport mit einer Schwerlastzugmaschine ausgegangen – oder ein zügiger Trip mit einem US-Gas-Guzzler der 1950er oder 1960er-Jahre…bei solch horenden Anschlussgebühren verwundert es nicht, dass die meisten Nutzer einen großen Bogen um Fürholzen West machen und die E.ON-Schnelllader fast immer alle frei sind!

Auch abseits der Magistralen gejht öffentliches Laden schwer ins Geld

Unsere zweite Ladung far from home war nicht viel erquicklicher, wenn auch dezent günstiger: Neuer Ort, neues Szenario: Diesmal luden wir in der Gemeinde Brannenburg, wo die vier öffentlichen Ladepunkte von der Wendelsteinbahn respektive Innogy betrieben werden. Hier bezahlten wir für 22,11 kW dann 16,63 Euro – offiziell verlangt Innogy hier 0,41 Cent/kW, heraus kamen dann aber deren 75 Cent. Rechnet man jetzt die 22,1 kWh/100 km des Mazda auf ein Spritäquivalent um, hätten wir für das Geld 12,73 Liter (bei 1,30 Euro pro Liter) respektive 11,03 Liter (bei 1,50 Euro pro Liter) erhalten – dafür kann man die Strecke rein von den Kosten her auch gut in einem BMW X6 oder Porsche Cayenne fahren…

Nach so viel Kritik auch etwas Lob: Aktuell reicht die Dichte der öffentlichen Lademöglichkeiten zumindest auf unseren Strecken, die hauptsächlich in 200 Kilometern Umkreis um München absolviert werden, locker aus! Man findet in der Regel zu fast jeder Zeit auch in sehr kleinen Gemeinden freie und funktionierende Ladepunkte. Doch die Preise, die dort aufgerufen werden, spotten jeder Beschreibung und machen den Benziner - und noch mehr den Diesel oder das Erdgasauto - zu einer absolut preiswerten Alternative!

Dass muss sich schnellstens ändern, wenn der hoch subventionierte Start der E-Mobilität – die per se ja viel effizienter als das Verbrennen von Erdölprodukten und Erdgas ist – nach Ende der Förderungen nicht wieder abebben soll. Das Problem dabei: Aktuell werden die Spritpreise erhöht, was die Mobilität per se weiter verteuert. Würden wir überall die völlig überhöhten und unverschämten Strompreise bezahlen, die E.ON und Co. an ihren öffentlichen Säulen aufrufen, gingen in Deutschland schon Ende dieser Woche die Lichter aus!

Was bedeutet das?

Die Elektroautos sind da und das Ladenetzwerk steht in seiner ersten Ausbaustufe. Autoindustrie und Energieerzeuger haben geliefert. Danke dafür! Doch das Gesamtpaket ist im öffentlichen Raum viel zu teuer!

Rechnet man die aktuellen Ladetarife auf Spritäquivalente um, darf ein Liter Sprit gerne 1,50 Euro und mehr kosten – und man fährt selbst mit Benziner-SUV noch so viel günstiger als mit reinen Stromern! Und das kann und darf im Sinne des Umweltschutzes einfach nicht sein. Das Bild von den „bösen Energieriesen“ E.ON und Co. kann hier leider nicht revidiert werden – der Ladestrom ist teilweise unverschämt teuer! Und: Kleine umweltfreundliche Akkus sind zwar aller Ehren Wert, schränken die Alltagstauglichkeit eines Autos aber sehr ein: Um nicht öffentlich laden zu müssen, braucht es im Alltag mindestens 300 Kilometer echte Reichweite ohne Nachladen zu müssen. Nur dann sind problemlose Ausflüge ins Umland oder die nächste Metropole möglich, ohne sich jede Reise mit der Suche nach dem nächsten (zu teuren) Ladepunkt vergällen lassen zu müssen.

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