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Nissan: Mit hohen Ambitionen zurück in die Spur

Gemessen am frühen Erfolg des Leaf, sind die Japaner ziemlich aus dem Tritt geraten. Bis 2030 will man mit großen Schritten die Lücke schließen, mit CO2-neutraler Fertigung, eigener Akku-Aufbereitung und neuen elektrischen Modellen. Concept Chill-Out gibt Vorgeschmack.

Elektrisches Trio: Auch ein E-Pick-up, ein Kompaktwagen sowie ein Sportwagen sollen zum künftigen Line-up gehören. | Foto: Nissan
Elektrisches Trio: Auch ein E-Pick-up, ein Kompaktwagen sowie ein Sportwagen sollen zum künftigen Line-up gehören. | Foto: Nissan
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Johannes Reichel

Die japanische Renault-Allianz-Schwester Nissan Motor Co., Ltd. hat ihren Fahrplan bis 2030 vorgestellt und will mit dem „Nissan Ambition 2030“ eine langfristige Mobilitätsvision realisieren, in der Europa eine zentrale Rolle spielt. Man wolle sich als "nachhaltiges Unternehmen für eine sauberere, sicherere und integrativere Gesellschaft einsetzen", so der hehre Anspruch. Neben einem "neuartigen Kundenerlebnis" solle ein "intelligentes Ökosystem für integrierte Mobilität" aufgebaut werden. Das in Großbritannien entstehende EV-Kompetenzzentrum „EV36Zero“, im Sommer präsentiert, soll dabei als Blaupause für ähnliche Standorte auf der ganzen Welt dienen. Das vollständig integrierte Ökosystem für die Produktion von Elektrofahrzeugen erhebt den Anspruch, Mobilität mit Energiemanagement zu verbinden und soll damit einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur CO2-Neutralität des Unternehmens leisten. Das nahe der Fertigungsstätte in Sunderland entstehende Zentrum schließt auch eine neue Gigafactory ein, die wie das gesamte Projekt zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom betrieben werden soll. Hierfür investiert der Hersteller insgesamt eine Milliarde Pfund (rund 1,17 Milliarden Euro).
 

Wachsender E-Anteil durch neue Modelle

Die AMIEO-Region (Afrika, Naher Osten, Indien, Europa und Ozeanien) nehme damit eine Führungsrolle in der Umsetzung des Plans ein, heißt es weiter. Das Unternehmen will bis 2050 über den gesamten Lebenszyklus klimaneutrale Produkte anbieten. In Europa wird es schon bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023 für alle Pkw eine elektrifizierte Antriebsoption geben, drei Jahre später sollen elektrifizierte Modelle mehr als 75 Prozent des Gesamtabsatzes in der Region ausmachen. Eine entscheidende Rolle spiele dabei der sukzessive Ausbau des Produktportfolios. Einen Vorgeschmack soll das jetzt vorgestellte Konzeptfahrzeug Chill-Out geben, das die nächste Generation eines vollelektrischen Crossover-Modells andeutet. Aufbauend auf der CMF-EV-Plattform der Renault-Allianz, soll es hohe Performance mit ebenso mit hoher Fahrstabilität und Kontrolle verbinden. Weitere Merkmale sind ein elegantes und modernes Design, ein praktischer Innenraum, eine außergewöhnliche Aerodynamik sowie zahlreiche fortschrittliche Technologien, die Sicherheit und Effizienz auf ein neues Niveau heben sollen. Daneben wurden drei weitere Konzeptfahrzeuge vorgestellt, die die nächste Generation der elektrifizierten Modelle verkörpern sollen, ein elektrischer Pick-up, ein Kompaktwagen sowie ein offener Sportwagen. 

Anknüpfen an den frühen Erfolg des Leaf

Anknüpfend an den Erfolg des Nissan Leaf, dem weltweit ersten Elektroauto für den Massenmarkt, will der japanische Automobilhersteller demnächst seinen sogenannten e-Power-Antrieb für die Crossover-Modelle Qashqai und X-Trail präsentieren. Mit der Markteinführung des vollelektrischen Coupé-Crossovers Ariya sowie dem vollelektrischen Ableger der kompakten Transporter-Baureihe Townstar komme man dem Ziel einer elektrifizierten europäischen Produktpalette immer näher. Zusätzlich zu den bestehenden Batteriewiederaufbereitungs-Anlagen in der Heimat sind weitere Standorte außerhalb Japans geplant, bereits zum Geschäftsjahr 2022 in Europa. Darüber hinaus will der Hersteller seine Vehicle-to-Everything- und Home-Batteriesysteme Mitte der 2020er Jahre vollständig kommerzialisieren.

„In den letzten zehn Jahren war Europa führend bei der Umstellung auf Elektromobilität. Im Rahmen unserer Vision für das nächste Jahrzehnt wollen wir diese Entwicklung mit neuen Produkten und Technologien beschleunigen und das Fahrerlebnis für Nissan Kunden aufwerten“, erklärt Guillaume Cartier, Vorsitzender der Nissan AMIEO-Region.

Er verspricht nicht nur eine elektrifizierte Version für alle Pkw-Modelle in Europa, sondern auch die Versorgung des "EV-Hub" in Großbritannien zu 100 Prozent mit erneuerbarem Strom und in Europa neue Anlagen zur Batterieaufbereitung. Der europäische Arm soll hier als Vorreiter auf dem Weg zur vollständigen Elektrifizierung und CO2-Neutralität die Teams und Produkte in anderen Märkten weltweit unterstützen, skizzierte Cartier weiter.

23 E-Modelle bis 2030, davon aber nur 15 reine Stromer

Bis zum Geschäftsjahr 2030 sollen insgesamt 23 neue elektrifizierte Modelle eingeführt, darunter 15 reine Elektroautos. Die elektrifizierten Fahrzeuge sollen dann mehr als 50 Prozent des weltweiten Gesamtabsatzes von Nissan und Infiniti ausmachen. Mit der Einführung von 20 neuen Modellen mit Elektro- bzw. e-POWER-Antrieb will Nissan den E-Anteil bis zum Geschäftsjahr 2026 in allen wichtigen Märkten steigern, in Europa auf mehr als 75 Prozent des Gesamtabsatzes, in Japan mehr als 55 Prozent, in China will man mehr als 40 Prozent und in den USA ebenfalls mehr als 40 Prozent bis zum Geschäftsjahr 2030 elektrifiziert haben.

„Wir sind stolz auf unsere langjährige Innovationsgeschichte und auf unsere Rolle bei der vollelektrischen Revolution. Mit unserer neuen Vision treiben wir den schnelleren Umstieg zu Elektroautos weiter an: Wir wollen Kunden durch ein attraktives Angebot begeistern, die Akzeptanz für E-Autos fördern und so eine sauberere Welt schaffen“, erklärte Nissan COO Ashwani Gupta.

Lithium-Akkus ohne Kobalt

Der japanische Automobilhersteller will zudem die Lithium-Ionen-Batterie weiterentwickeln und eine kobaltfreie Technologie einführen, um die Kosten bis zum Geschäftsjahr 2028 um 65 Prozent zu senken. Bis dahin sollen die Elektrofahrzeuge der Marke auch mit den firmeneigenen Feststoffbatterien (All-Solid-State-Batteries – ASSB) auf den Markt rollen. Ein Pilotwerk soll bereits zum Geschäftsjahr 2024 unweit der globalen Firmenzentrale im japanischen Yokohama entstehen. Die ASSB verbessern nach dem Dafürhalten des Herstellers Leistung und Reichweite und verkürzen die Ladezeit um ein Drittel, was die Attraktivität von Elektrofahrzeugen weiter steigert – und sie in allen Fahrzeugsegmenten realisierbar macht.

Kostengleichheit zu Benzinern in greifbarer Nähe

Die Japaner erwarten, dass auch die Kosten für Batteriepacks durch ASSB bis zum Geschäftsjahr 2028 auf 75 US-Dollar (rund 67 Euro) pro Kilowattstunde (kWh) sinken. Perspektivisch strebt das Unternehmen sogar eine Reduzierung auf 65 US-Dollar (rund 58 Euro) pro kWh an, um in Zukunft Kostengleichheit zwischen Elektrofahrzeugen und Benzinern zu erreichen. Um die wachsende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen zu befriedigen, will man zudem ein globales Batterieliefersystem aufbauen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern soll die globale Batterieproduktionskapazität bis zum Geschäftsjahr 2026 zunächst auf 52 GWh ausgebaut werden, um innerhalb von vier weiteren Jahren auf 130 GWh zu steigen.

Fahrerassistenz: Auf dem Weg zum autonomen Fahren für alle

Im Zuge des Plans weiterentwickelt werden auch Fahrerassistenzsysteme. Der sogenannte ProPILOT zum teilautomatisierten Fahren kommt bis zum Geschäftsjahr 2026 voraussichtlich in mehr als 2,5 Millionen Nissan und Infiniti Modellen zum Einsatz. Fortschritte sollen auch durch Lidar-Systeme entstehen, über die bis zum Geschäftsjahr 2030 alle neuen Modellgenerationen verfügen werden. Um den unterschiedlichen Transportbedürfnissen in den verschiedenen Ländern gerecht zu werden, werde man mit mehreren, für die verschiedenen Bedürfnisse am besten geeigneten Partnern zusammenarbeiten, heißt es weiter. Neue Dienste sollen eine effizientere Mobilität in den Städten und eine nachhaltigere Mobilität auf dem Land ermöglichen.

 

 

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