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Neueste Studie zur Elektromobilität von Roland Berger: China setzt sich an die Spitze

Der "Index Elektromobilität" vergleicht regelmäßig die relative Wettbewerbsposition der sieben großen Automobilnationen im Bereich der Elektromobilität.
China fährt vor: In Sachen Elektromobilität setzt sich die Nation an die Spitze. | Grafik: Roland Berger
China fährt vor: In Sachen Elektromobilität setzt sich die Nation an die Spitze. | Grafik: Roland Berger
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Gregor Soller

Im neuen "Index Elektromobilität", den Roland Berger und die Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen (fka) für das zweite Quartal 2017 erstellt haben, verliert Deutschland seine Spitzenposition im Ranking Technologie an Frankreich. Im ersten Quartal belegten beide Länder noch gemeinsam den ersten Platz. Das begründet man vor allem mit dem zunehmenden Anteil an Plug-In-Fahrzeugen im Portfolio deutscher Autohersteller. Diese bieten geringere elektrische Reichweiten und nutzen aufgrund der geringeren Batteriekapazität einfachere Ladetechnologien.

Der Index Elektromobilität vergleicht regelmäßig die relative Wettbewerbsposition der sieben Automobilnationen Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea bei der Elektromobilität. Die Länder werden nach den Indikatoren Technologie, Industrie und Markt bemessen. Dabei übernimmt China aufgrund der Topplatzierungen bei Industrie und Markt im zweiten Quartal 2017 zum ersten Mal die Gesamtführung. „Chinas Aufstieg wird durch nationale Fördergelder und Zulassungserleichterungen gestützt“, erklärt Wolfgang Bernhart, Partner von Roland Berger. "Außerdem sehen wir auf dem chinesischen Markt viele technologiestarke Start-Ups, die sich mit ausreichend Kapital Schritt für Schritt im Premiumsegment etablieren." China profitiert im Ranking Industrie von den großen Produktionsvolumina heimischer Hersteller. In den Jahren 2015-2019 stellen diese rund 3,5 Millionen Elektrofahrzeuge her. Die zweiplatzierten amerikanischen Hersteller produzierten im gleichen Zeitraum ein Drittel dieses Volumens. Dabei werden über 90 Prozent der Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Zellen aus lokaler Fertigung bedient. So steigt China auch zum weltweit führenden Anbieter im Bereich der Zellfertigung auf, gemessen am Produktionsumfang. „Die großen deutschen Automobilhersteller produzieren mehr Elektroautos“, sagt Alexander Busse, Consultant bei der fka. „Allerdings ist 2016 die ohnehin niedrige, lokale Zellfertigung in Deutschland komplett weggebrochen.“ Aus diesem Grund befindet sich Deutschland im Industrieranking nur auf Platz vier hinter Japan. „In ganz Europa existiert im Bereich Zellfertigung deutlicher Nachholbedarf gegenüber Asien“, warnt Busse.

 

China bringt die schiere Marktgröße voran - und staatliche Steuerung

Auch im Ranking Markt gibt das Reich der Mitte den Ton an: Der Absatz der neuverkauften E-Autos verdoppelte sich in China im Jahr 2016 - auf rund 350.000 Fahrzeuge. Frankreich hält trotz geringerem Absatzvolumen mit, da es einen höheren Marktanteil von E-Fahrzeugen im Vergleich zum Gesamtmarkt aufweisen kann. Deutschland erreicht hier den vierten Platz mit rund 28.000 neu zugelassenen Plug-In Hybriden und rein elektrischen Autos im Jahr 2016 - das entspricht 0,8 Prozent am gesamten Fahrzeugmarkt. „Das gefährdet die von der Europäischen Union festgelegten Flottenemissionsziele, die Automobilhersteller nach 2021 erreichen müssen“, warnt Stefan Riederle, Experte von Roland Berger. „Stärkere staatliche Anreize und der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in Deutschland könnten hier sicherlich die Marktentwicklung beflügeln.“ Denn auch in China ist eine starke staatliche Förderung und Steuerung Treiber für den Erfolg der Elektromobilität. Allein im Jahr 2015 stellte die chinesische Regierung über eine Milliarde Euro für die E-Mobilität zur Verfügung. Aufgrund von Betrugs- und Missbrauchsfällen kürzte man gegen Ende 2016 die staatlichen Gelder um rund 20 Prozent. Insgesamt hält das Land an seinen Subventionen und ambitionierten Zielen fest: Bis 2025 sollen 15 bis 20 Prozent der verkauften Neuwagen E-Fahrzeuge sein. Bis 2030 sollen es sogar 40 bis 50 Prozent sein.

Um diese Ziele zu erreichen, fördert China auch auf innovative Start-Ups im Automotive-Bereich, die ausschließlich auf Elektroantrieb und autonomes Fahren setzen. „Wir sehen einen richtigen Boom chinesischer Start-Ups“, beschreibt Wolfgang Bernhart die Situation. „Mit kapitalstarken Investoren, erfahrenen Managern aus der Automobilbranche, globalen Entwicklungszentren und innovativen Geschäftsmodellen greifen die Startups das Premiumsegment an.“ Die immer stärkere Präsenz von dynamischen Startups auf dem chinesischen Markt setzt auch die etablierten Automobilhersteller zunehmend unter Druck: „Die großen europäischen OEMs müssen hier flexibler werden, um den Marktanschluss nicht zu verpassen“, warnt Stefan Riederle.

Was bedeutet das für die Kunden?

In China mehr Auswahl und Qualität in Sachen Elektromobilität, was weltweit den Druck auf die OEMs erhöhen wird. Entsprechend dürfte sich auch in Europa das Tempo der Umstellung auf die E-Mobilität erhöhen.

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