Neuer Range Rover: XL-Verbrenner mit fixem Ausstiegsdatum
Mit einer kompletten Neuentwicklung auf Basis der Multiantriebsplattform MLA-Flex hat Jaguar Land Rover den neuen Range Rover gelauncht. Zum Start beschränkt sich das Euro 6d-Motorenportfolio des mindestens 2,5 Tonnen schweren, stets von einem intelligenten Allrad angetriebenen Vollformat-SUV in Deutschland allerdings auf einen Mildhybrid-Benziner P400 sowie den Mildhybrid-Dieseln D250, D300 und D350 sowie als Top-Triebwerk ein neuer V8 Twinturbo-Benziner mit dem Kürzel P530, der bei hoher Leistung immerhin 17 Prozent bessere Effizienz als der bisher angebotene Kompressor-V8 bieten soll. Die Verbräuche sollen damit zwischen 7,6 l/100 km beim Diesel und 12,9 l/100 km beim Top-Benziner liegen, entsprechend üppigen 200 bis 295 gCO2/km.
Bevor dann im Jahr 2024 eine vollelektrische Variante kommt, überbrücken ab nächsten Jahr erstmal die Plug-in Hybride mit den Kürzeln P440e und P510e. Sie kombinieren die eigenentwickelten Ingenium Reihensechszylinder-Benziner mit einem ins Getriebe integrierten, 105 kW (143 PS) starken Elektromotor sowie einem Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 38,2 kWh (31,8 kWh nutzbar), so viel wie der Hauptakku eines Hyundai Ioniq Electric.
Größerer Akku soll für 80 EV-Kilometer im PHEV sorgen
Damit soll der in zwei Längen 5,05 und 5,25 Meter lange, 2,04 Meter breite und 1,87 Meter hohe Vollformat-SUV im Zyklus bis zu 100 Kilometer (WLTP) und real laut ehrlicher Herstelleransage eher 80 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein können, was einer WLTP-Emission von weniger als 30 g CO2/km entspräche und auch die aktualisierten PHEV-Föderregularien erfüllen würde. Dank des üppigen und sofort bereitstehenden Drehmoments der E-Maschine soll der Teilzeitstromer P510e in knappen 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und dabei bis zu 140 km/h EV-Höchsttempo erreichen.
Der Hersteller rechnet optimistisch damit, dass der durchschnittliche Range Rover Nutzer bis zu 75 Prozent seiner Strecken ausschließlich elektrisch bewältigen könne, sofern der Akku regelmäßig vor der Fahrt vollständig geladen wird, wie man mahnend anmerkt. Geladen wird im PHEV übrigens in AC Typ 2 oder in DC mit CCS-Anschluss, sodass sich die EV-Tauglichkeit im Alltag weiter erhöhen ließe.
PHEV-Technik ist laderaumneutral verbaut
Die Unterbringung der Batterieeinheit unter dem Fahrzeugboden sowie zwischen den Achsen sorgt dafür, dass weder das Platzangebot für Passagiere und Gepäck noch die Geländetauglichkeit von den Elektrokomponenten beeinträchtigt werden, werben die Briten weiter. Das Hybridsystem greift darüber hinaus auf sogenannte eHorizon-Navigationsdaten zurück, um den Energieverbrauch während der Fahrt zu optimieren. Damit werde zum einen gewährleistet, dass man, falls gewünscht, sein Ziel mit elektrischer Energie erreicht, zum anderen soll der Elektroantrieb für das Befahren von Umweltzonen optimiert werden.
Der Verbrauch der neu entwickelten 3.0 Liter Reihensechszylinder-Diesel und Benziner und ihrer vielen "Pferdestärken" soll im neuen "Range" dank 48-Volt-Mildhybridtechnologie mit sanfter Entfaltung bei üppiger Kraft einigermaßen im Zaum gehalten werden. Das MHEV-System nutzt wie üblich einen Riemenstartergenerator, um die sonst beim Bremsen oder Verzögern verpuffende Energie, und das ist hier einige, zu rekuperieren. Das soll helfen, den schweren Wagen effizienter, aber auch komfortabel und schnell zu beschleunigen. Das Stopp-Start-System soll im Stand für Spritersparnis sorgen.
Fliegendes Dach, gute Aerodynamik für ein SUV
Das in Anlehnung an das reiche Erbe mit dem typischen "Floating Roof" gestaltete Design, soll nicht nur ein modernes, klares Erscheinungsbild liefern, sondern auch einen guten Teil zur Windschlüpfrigkeit der Karosserie beitragen. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von cw = 0,30 will der neue Range Rover zum aerodynamisch günstigsten Luxus-SUV des gesamten Marktes avanciert sein. Erstaunliche Wendigkeit für ein solches "Schiff" soll der britische Geländekreuzer dank einer Allradlenkung an den Tag legen, die ihn in für das Format günstigen elf Meter returnieren lässt.
Aktive Geräuschunterdrückung per Soundsystem
Für leises und gesundes Fortkommen sorgen eine Noise Cancellation Technologie in den Kopfstützen sowie ein Air Purification System, das sogar SARS-Cov2-Viren aus der Luft fischen soll. Die aktive Geräuschunterdrückung der dritten Entwicklungsstufe erkennt dabei Radvibrationen sowie Reifen- und Motorgeräusche, die sich den Weg in die Passagierkabine bahnen wollen. Es übermittelt dann ein Geräuschunterdrückungssignal an die 35 Lautsprecher des Soundsystems. Der Luftfilter wiederum kombiniert im Wesentlichen drei Funktionen: CO2-Kontrolle, PM2.5-Filtration und die Nanoe-X-Technologie zur Reduzierung von Allergenen und Entfernung von Krankheitserregern. Die von Panasonic entwickelte Nanoe-X-Technologie habe ihre Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen, wirbt der Hersteller.
Schaut voraus: Das Fahrwerk wird elektronisch
Das Karosseriesteuerungssystem Dynamic Response Pro oder das präemptive Fahrwerk nutzt übrigens auch die eHorizon-Navigationsdaten, um die bevorstehende Fahrstrecke einzuschätzen und die Aufhängung entsprechend vorzubereiten. Die intelligente Technologie arbeitet im neuen Range ferner mit der adaptiven Geschwindigkeitsregelung mit Lenkassistent zusammen, um von plötzlichen Tempowechseln verursachte Karosseriebewegungen auszugleichen. Interessant ist auch der elektronisch gesteuerte aktive 48-Volt-Wankneigungsausgleich für das adaptive Fahrwerk aus Einzelradaufhängung und Luftfederung.
Intelligenter Allrad steuer einzelne Räder an
Dazu garniert man den für den Range selbstverständlichen Allradantrieb, der zum Intelligent Driveline Dynamics (IDD) avancierte. Die Softwaresteuerung des Fahrdynamiksystems überwacht dabei Haftungsniveau und Fahrereingaben 100-mal pro Sekunde, um das Drehmoment "prädikativ", sprich im "vorauseilenden Gehorsam" zu verteilen. Das funktioniert sowohl zwischen Vorder- und Hinterachse als auch zwischen den beiden Hinterrädern. Mit seinem hohen Gewicht, Motorleistung und Allrad ist der Range aber natürlich auch für Zugaufgaben prädestiniert: Die Anhängelast beträgt standesgemäße 3.500 Kilo. Und der Kofferraum fasst üppige 818 bis 1.841 Liter an feiner Fracht.
EVA bleibt "up to date": Software per Luftschnittstelle
Klar wird der Edel-SUV auch zeitgemäß konnektiv: Auf Basis der neuen, elektrischen Fahrzeugarchitektur "EVA" zieht auch die Fähigkeit zum Software-Update over the Air ein. Außerdem rückt Amazons Alexa für die Sprachbedienung von Infotainment, Navi oder Telefon an Bord. Selbstverständlich sind dann Wireless Carplay/Android Auto sowie induktives Laden des Smartphones.
Und selbstredend digitalisiert der Hersteller auch das Cockpit: Pivi Pro kommt in nochmals aufgewerteter Form mit dem bislang größten Touchscreen: Der gebogene 13,1-Zoll-Bildschirm will quasi über dem Armaturenbrett schweben. Die Ergänzung bildet ein elegantes, beinahe ebenso schwebendes 13,7-Zoll-Instrumentendisplay mit hochauflösender Grafik und dreiteiligem Layout. Für die Gäste an Bord gibt's zwei verstellbare 11,4-Zoll-HD-Touchscreens an den Rückseiten der Vorsitzlehnen.
LED-Leuchten setzen Highlights und eine Marke
Ebenfalls "state of the art" sind die durchweg verbauten, effizienten und lichtstarken digitalen LED-Leuchten mit einer Leuchtweite von bis zu 500 Metern. Sie sollen aber auch designmäßig mit eigener Tagfahrlicht-Signatur ein "Highlight" setzen, inklusive dynamischer Blinker, adaptivem Fahrlicht und Projektionstechnologie beim Start. Zur Ausstattung gehören zudem neuartige Rangierlichter, die beim Manövrieren des großen Wagens in schwach beleuchteter Umgebung helfen sollen, indem sie eine Art Lichtteppich rund ums Fahrzeug legen. Im Zusammenspiel mit der 3-D-Surround-Kamera werden so Fahrmanöver bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich einfacher, so das Versprechen.
Eyecatcher: Einparken per Fernbedienung
Und selbst eine Fernbedienung für den neuen XL-SUV gibt es: Sie hört auf den Namen Remote Park Assist und fungiert über eine Smartphone-App als Fernbedienung zum Ein- oder Ausparken. Damit kann der britische Luxus-Dampfer vom direkt danebenstehenden Nutzer in enge Parklücken bzw. wieder hinaus dirigiert werden - garantiert ein Eyecatcher am Pier. Der einem dann laut 80-seitiger Hochglanzpreisliste aber auch ab 121.200 Euro (Brutto!) wert sein muss, Basispreis, versteht sich. Oh, Lord ... Mitarbeit/Fotos: Michael Frey
Was bedeutet das?
Wer auch immer auf dieser Welt zu den "Happy Few" zählt, die den Kauf eines neuen Range Rover ernsthaft in Erwägung ziehen, man kann ihnen nur raten: Abwarten. Und noch einen Earl Grey trinken. Zumindest bis 2022 der PHEV kommt, mit dessen 80 elektrischen Kilometern und Schnelllader sich im Alltag (sofern man diesem mit einem 5,05-Wagen bestreiten muss) sich etwas anfangen lässt. Bis dahin ist das "Monster aus den Midlands" auch ein ziemlicher Schluckspecht, wenngleich mit dem Diesel halbwegs ökonomisch motorisiert und klar sparsamer als der Vorgänger. Aber das muss ja nichts heißen...
Wer es dennoch eilig hat, weil er/sie es halt eben eilig hat, der sollte wenigstens die vielen Liter fossilen Sprits, die durch die edlen Brennkammern fließen, per CO2-Zertifikat kompensieren. Versteht sich in diesen Einkommensklassen eigentlich fast von selbst. Wem es nicht so pressiert, der sollte lieber bis 2024 warten. Denn jede Wette, der reine E-Antrieb steht dem Range Rover am allerbesten und katapultiert ihn auch technisch in eine Liga, wo er optisch (wenn man denn auf SUV steht) jetzt schon gelandet ist. In der Zukunft.
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