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Modellportfolio: Volkswagen setzt weiter massiv auf SUV

Konzern rechnet bis 2025 damit, dass jeder zweite Neuwagen ein SUV ist und rechtfertigt die Offensive mit den hohen Investitionen für die Elektromobilität - eine problematische Strategie.

Alles auf die SUVs: VW baut sein Geländewagen-Portfolio weiter aus und schiebt in der Polo-Klasse den T-Cross nach. | Foto: Volkswagen
Alles auf die SUVs: VW baut sein Geländewagen-Portfolio weiter aus und schiebt in der Polo-Klasse den T-Cross nach. | Foto: Volkswagen
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Johannes Reichel

Im Vorfeld der Vorstellung des neuen Kompakt-SUV T-Cross prognostiziert der Autohersteller Volkswagen weiter starkes Wachstum im Fahrzeugsegment der Geländewagen. "VW treibt die größte SUV-Offensive der Unternehmensgeschichte weiter voran", teilte der Anbieter mit. Im Jahr 2025 werde voraussichtlich rund jeder zweite weltweit verkaufte VW Pkw ein SUV sein, heute sei es bereits jeder fünfte. Besonders starkes Wachstum für ihren SUV-Absatz erwartet die Marke in Nord- und Südamerika sowie in China. Bis 2025 will man weltweit über 30 SUV-Modelle im Angebot haben.

Mit dem neuen T-Cross im Polo-Format rundet die Marke ihre SUV-Produktpalette nach unten ab. Der T-Cross wird am Donnerstag dieser Woche gleichzeitig in Europa, China und Südamerika im Rahmen einer Weltpremiere enthüllt. „SUVs werden weltweit immer beliebter bei unseren Kunden“, so Jürgen Stackmann, Vertriebsvorstand der Marke Volkswagen Pkw. „Die SUV-Offensive trägt entscheidend dazu bei, unser Kerngeschäft zu stärken, so dass wir die notwendigen Milliardeninvestitionen in Elektromobilität und autonomes Fahren tätigen können“, verargumentierte der Vorstand die Modellstrategie.

Der neue Klein-SUV soll über Fahrersssistenz- und Komfortsysteme verfügen, die bisher Fahrzeugen in höheren Segmenten vorbehalten waren. Serienmäßig an Bord ist etwa das Umfeldbeobachtungs-System Front Assist samt Fußgängererkennung und City-Notbremsfunktion, der Spurhalteassistenten Lane Assist, das Proaktive Insassenschutzsystem sowie den Spurwechselassistenten Blind Spot Detection. Gleichzeitig soll der Klein-SUV im Vergleich zum Kleinwagen Polo dank verschiebbarer Rückbank mehr Raum, Variabilität und Individualität bieten. Wie der Polo sind optional ein digitales Cockpit und diverse Connectivity- und Multimediafeatures erhältlich.

Was bedeutet das?

Man weiß ja schon gar nicht mehr, wann das angefangen hat mit dieser SUV-Manie - doch in mehr als einem Dutzend Jahren hat sich der Trend zum Hochsitz-Fahrzeug verfestigt, in Deutschland sind die Geländekreuzer besonders beliebt und haben sogar die "Golf-Klasse" an der Spitze der Zulassungen abgelöst. Die Argumentation, mit den SUV-Verkäufen auch die Elektromobilität finanzieren zu müssen, hört man auch von Ford und sie wird durch Wiederholung nicht stichhaltiger. Die E-Mobilität wurde doch schon in all den Jahren satter Gewinne mit Verbrennungskraftmaschinen verdient, meint man als der neutrale Beobachter. Wenn nicht, dann hat das Management grundlegend etwas falsch gemacht.

Der Verkaufssegen, den VW gerade noch bejubelt, könnte zum Fluch werden, spätestens, wenn die Hersteller mit noch schärferen CO2-Grenzwerten von der EU konfrontiert werden. Schon die 95 g CO2 für 2020 sind mit einem tonnenschweren Geländewagen oder auch einem hochbeinigen Kompakt-SUV nur schwer zu erreichen. Die Physik kann man eben nicht überlisten. Da hilft nur die Elektrifizierung, mit der man jetzt aus der Not eine Tugend machen will - und die Hochbeinigkeit wenigstens für die Unterbringung der reichweitenstarke Akkus nutzt. Das treibt dann das Gewicht weiter in die Höhe, ein Teufelskreis. Und noch so ein Irrweg ...

Der technische Fortschritt verpufft in überbordenden Fahrzeugkonzepten

Unterm Strich wird eine unvernünftige Fahrzeuggattung, kreiert aus reinen Komforterwägungen, dadurch auch nicht vernünftiger. Man muss sich ja nur mal den Umkehrschluss verdeutlichen: Steckten die Hersteller alles Know-How, das sie jetzt aufwenden müssen, um SUVs das systemimmanente Saufen abzugewöhnen, in leichte, clevere und geräumige Kompaktwagen, wir wären längst beim 3-Liter-Auto angelangt. Das bräuchten wir dringend, wollen wir das Weltklima nicht komplett gegen die Wand fahren.

Es ist ähnlich wie mit den Fortschritten in der Motortechnik, die zweifellos vorhanden und beachtlich sind. Doch nützen sie nichts, wenn man sie verwendet, um die Fahrzeuge immer schneller und stärker und luxuriöser zu machen. Wir brauchen einen Primat der Ökonomie der Vernunft, sonst wird das nichts mit der Nachhaltigkeit in der Mobilität. Statt den Trend weiter zu befeuern, sollte ein Leit-Hersteller wie VW ihn lieber einbremsen und die Leute in die vernünftigen Wagen zurückholen, mit denen die Marke stark und groß wurde. Denn auch wenn die Hersteller den schwarzen Peter zu den Kunden schieben, die ja nach SUV verlangen würden: Das verlockende Angebot der komfortablen Großraumwagen schafft natürlich auch eine Nachfrage.

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