Mobiscore: MCube launcht Vollkostenrechner für Verkehrsmittel - Rad weit vorn
Das Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (MCube) an der Technischen Universität hat im Rahmen des Projekts SASIM (Smart Advisor for Sustainable Integrated Mobility) mit dem mobiscore einen Vollkostenrechner zu den Kosten der verschiedenen Transportmittel gelauncht. Dieser schafft auch Transparenz über die sogenannten "externen Kosten", die Umwelt und Gesellschaft bei der Nutzung der verschiedenen Verkehrsinstrumente entstehen, wobei externe Kosten auch positiv sein können, wenn etwa durch vermehrten Radverkehr das Gesundheitssystem entlastet oder die Luftqualität verbessert wird. Allerdings sind übrigens die Gesundheitskosten des Fahrrads vergleichsweise hoch, weil man von höherem Unfallpotenzial ausgeht. Das sollte wiederum der Politik zu denken geben, im Hinblick auf die Schaffung sicherer Radinfrastruktur.
"Unser Ziel ist es, die wahren Kosten des urbane Verkehrs darzustellen und zu kommunizieren. Wir möchten Bewusstsein für die Kosten schaffen, die unsere Mobilität hervorruft. Damit wollen wir nachhaltiges und gerechtes Mobilitätsverhalten fördern", erklären die Verantwortlichen um Forschungsleiterin Julia Kinigadner von der TU München.
Der Status Quo sei, dass die Kosten des Mobilitätsverhaltens nicht gerecht verteilt sind. Aktuell zahle man nur die internen Kosten, die jedem selbst entstünden, nicht aber die externen Kosten, die für die Gesellschaft oder Umwelt anfielen, argumentieren die Wissenschaftler.
Mobilitäts-Ampel
Im dem Online-Tool, das als Prototyp läuft, lassen sich also die individuellen Wege eingeben und das jeweilige Verkehrsmittel dazu auswählen, etwa Fahrrad und E-Bike, ÖPNV oder Auto sowie E-Auto. Justieren lässt sich auch Sharing als Option. Anhand einer Scala von A bis F nach dem Vorbild der Effizienzklassen oder des Lebensmittel-Nutriscores lässt sich die eigene Wahl schnell einordnen.
Günstig und umweltfreundlich per Bike oder Pedelec
Interessant sind die Ergebnisse vor allem im Hinblick auf die externen Kosten, die beim Auto deutlich höher liegen als beim ÖPNV und Fahrrad. Das muskelbetriebene "Bio-Bike" ist auf eine exemplarische Pendeldistanz von 14 Kilometer von Süd nach Nord durch München mit 1,09 Euro pro Fahrt das mit Abstand günstigste Verkehrsmittel, auf dem E-Bike sind es auch nur 1,46 Euro. Mit dem Verbrenner-Auto würden 3,41 Euro Vollkosten anfallen, die mit einem BEV immerhin auf 2,75 Euro sinken.
ÖPNV leidet unter teuren Tickets
Drastisch teurer ist der ÖPNV mit 4,74 Euro für die Fahrt, obwohl dieser in den externen Kosten mit 0,84 Euro nur zehn Cent teurer wäre als das Fahrrad. Aber das Ticket schlägt mit 3,90 Euro heftig ins Kontor. Am höchsten sind die externen Kosten beim Verbrenner-Auto mit 1,85, ein BEV läge hier mit 1,65 immerhin etwas besser. Wobei die persönlichen Kosten beim Verbrenner mit 1,56 Euro auch schon hoch liegen, während diese beim BEV nur 1,10 Euro betragen. Beim E-Bike lägen die externen Kosten bei 0,90 Euro. Richtig teuer käme ein Sharingauto mit 10,23 Euro auf die Strecke an persönlichen Kosten sowie 12,07 Vollkosten.
Zeitlich gesehen wäre unter - in München allerdings seltenen - Idealbedingungen das Auto mit 33 Minuten das schnellste Verkehrsmittel, gefolgt vom Fahrrad mit 44 Minuten. Am langsamsten ist der ÖPNV mit 46 Minuten, obwohl auf dieser Strecke viel U-Bahn-Anteil dabei ist.
Externe Kosten in drei Kategorien
Die externen Kosten werden in drei Kategorien eingeteilt: Zeit, Gesundheit und Umwelt. Die Zeitdimension umfasst Staukosten und Zeitverluste durch Zerschneidung (eine Infrastruktur kann auch eine räumliche Barriere sein, wodurch Umwege genommen werden müssen, etwa bei Schienen muss ein Bahnübergang gewählt werden). Die gesundheitliche Dimension umfasst die Kosten, die durch Lärm, Unfälle und Luftverschmutzung verursacht werden. Die Umweltdimension umfasst Kosten durch Klimaschäden und Flächeninanspruchnahme. Aktuell läuft das Tool nur für München, eine Ausweitung auf Bayern ist angedacht. Langfristig wünscht man sich von Seiten der Verantwortlichen sogar eine Integration in Anwendungen wie Google Maps, um standardmäßige Transparenz über die Vollkosten der Mobilität zu schaffen. SASIM ist eines von 14 Projekten im MCube Cluster, das sich mit der Zukunft der urbanen Mobilität befasst.
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