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Mobilitätsgipfel: Das Ende der Legende von E-Fuels für Alle

Den Zahn hat VW-Chef Blume dem FDP-Chef Lindner wohl gezogen: In der Kanzlerrunde soll der Konzernboss klargestellt haben, dass er E-Fuels nur für den Altbestand und Kleinserien, keinesfalls für die Masse an Neuwagen sieht. Und VDA-Präsidentin Müller will keine Grundsatzdebatten mehr, sondern konsequent umgesetzte Elektro-Transformation.

Ende Legende: Trotz der Einweihung einer Pilotanlage mit Windrad von Porsche in Chile, der VW-Konzern setzt für Neuwagen klar auf batterieelektrisch und sieht E-Fuels höchstens für den Bestand und in Klein- sowie Rennserien. | Foto: Porsche
Ende Legende: Trotz der Einweihung einer Pilotanlage mit Windrad von Porsche in Chile, der VW-Konzern setzt für Neuwagen klar auf batterieelektrisch und sieht E-Fuels höchstens für den Bestand und in Klein- sowie Rennserien. | Foto: Porsche
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Johannes Reichel

Im Nachgang des sogenannten Mobilitätsgipfels im Kanzleramt werden immer mehr Details aus den Gesprächen bekannt. So berichtet Spiegel Online, dass es in der Runde wohl auch zu einer Klärung der Frage kam, wie und wo sogenannte E-Fuels am besten eingesetzt werden. Der FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner soll dabei Porsche- und VW-Konzern-Chef Oliver Blume gefragt haben, wie er denn die E-Fuels für den Neuwagenmarkt bewerte. Daraufhin soll dieser lediglich die Potenziale für den Altbestand an Fahrzeugen dargelegt haben - und dem "Wundersprit" eher Beimischungscharakter beigemessen haben. Für Neuwagen sieht Blume, das war auch bisher die Position als Porsche-Chef, E-Fuels eher für Klein- oder Rennserien und setzt klar auf batterieelektrische Technologie. Die E-Offensive des Konzerns hatte sich auch jüngst in den Vertriebsmeldungen niedergeschlagen, die zwar noch einen geringen, aber rasant steigenden Anteil rein elektrischer Fahrzeuge bei allen Marken sehen.

Luft ist raus aus der E-Fuel-Debatte

Damit sei die "Luft raus" aus der Debatte, so die Einschätzung eines Teilnehmers. Die EU hatte in ihrem EU-Beschluss auf heftiges Drängen der FDP lediglich einen Prüfauftrag in Sachen E-Fuels zugestanden, womit das Thema indirekt auf's Abstellgleis verschoben worden sein dürfte. Es ging dabei auch sehr widersprüchlich nur um "Neufahrzeuge außerhalb der Reichweite der Flottenstandards", womit eben nicht die Masse der Pkw und Transporter gemeint sein kann. Im Koalitionsvertrag ist verschwurbelt die Rede von "nachweisbar nur mit E-Fuels betankbaren Fahrzeugen", die neu nach 2035 neu zugelassen werden dürften. Womit man im Prinzip eine neue Gattung der "E-Fuel-Autos" schaffen müsste, ähnlich dem CNG-Antrieb. Damit dürfte der E-Sprit aber auch nicht dem normalen Benzin und Diesel beigemischt werden, was seine Potenziale weiter einschränken würde. Ohnehin sind bei den E-Fuels zahlreiche Details ungeklärt, auch das Pilotprojekt von Porsche in Chile macht klar, dass es sich wohl eher nicht um einen massenhaften Einsatz handeln dürfte. Der Spiegel berichtete, dass der Betreiber und Partner erst jüngst den Antrag für eine zugehörige 325-Megawatt-Windkraftanlage zurückgezogen hatte, mit Verweis auf staatliche Auflagen, die es natürlich auch in Chile gibt. Ob sich die avisierten Millionen Tonnen E-Sprit damit produzieren lassen, ist so höchst fraglich. Zumal der Energie- und Transportaufwand für den E-Kraftstoff enorm ist.

Allenfalls die Beimischung könnte relevant werden

VDA-Präsidentin Hilgegard Müller setzt zwar für den Bestand auch weiterhin auf die Beimischungsoption, sonst seien mit prognostiziert 35 Millionen Verbrennerfahrzeugen bis 2030 im Bestand die Klimaziele nicht zu erreichen. Sie soll dem Medienbericht zufolge aber darauf gedrängt haben, keine weitere Grundsatzdebatte über Antriebstechnologien zu führen, sondern zu handeln. Das Ziel von 15 Millionen E-Autos sei sehr ambitioniert, aber zu schaffen, wenn konsequent vorgegangen werde und kontraproduktive Maßnahmen unterlassen, womit Müller auf die auch von Lindner forcierte Kürzung der E-Auto-Prämie anspielte. Es seien keine konkreten Beschlüsse zu erwarten aber gut gewesen, miteinander zu sprechen. Für echte Fortschritte mahnte sie ein anderes Format an, für ein grundlegendes Konzept zur neuen Mobilität sei das erst recht der Fall.

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