Mobilitätsbarometer: Jeder Dritte wünscht sich bessere Öffi-Anbindung
Jede dritte Person in Deutschland ist unzufrieden mit der Erreichbarkeit von Bus und Bahn am eigenen Wohnort. Das hat eine repräsentative Studie unter 2.000 Bürger*innen durch das Forschungsinstituts KANTAR im Auftrag von Allianz pro Schiene, BUND und Deutschem Verkehrssicherheitsrat ergeben. Die Befragten wünschen sich mehrheitlich eine deutlich bessere Taktung von Bus und Bahn. Unzufriedenheit gibt es auch mit der Infrastruktur und der Sicherheit von Rad- und Fußverkehr. Im bundesweiten Ranking stechen Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Bayern als Schlusslichter hervor. An der Spitze sind – neben den drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg – Thüringen, NRW und Hessen.
Bei der Zahl der Abfahrten hapert es
Immerhin sprächen 70 Prozent der Befragten von einer grundsätzlich guten Anbindung an den ÖPNV. Für den Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, zeigte sich daran, dass eine große Mehrheit der Deutschen das 49-Euro-Ticket nutzen kann und vom Angebot am eigenen Wohnort profitieren wird. Außerdem werde deutlich, dass die Menschen mehrheitlich nicht die Entfernung zur nächsten Haltestelle als Problem empfinden, sondern die als zu selten empfundenen Abfahrten an einer Haltestelle.
„Damit haben wir die klare Erkenntnis, dass nicht die Entfernung, sondern die Taktung die Menschen unzufrieden macht. Hier haben wir einen wichtigen verkehrspolitischen Hebel identifiziert, wie Bund und Länder im Rahmen der bestehenden Infrastruktur das Angebot für die Menschen direkt verbessern können", konstatierte Flege.
Befragte beklagen Stillstand beim Angebot
Ein Großteil der Befragten (78 Prozent) gibt an, dass sich die Zahl der Abfahrten innerhalb der vergangenen fünf Jahre nicht verbessert oder sogar verschlechtert hat.
„Für das Gelingen der Mobilitätswende bedarf es dringend einer Angebotsoffensive im ÖPNV. Stattdessen herrscht aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger vielerorts Stillstand. Hier muss sich vor allem Bundesverkehrsminister Wissing bewegen und den Umweltverbund stärken. Den Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr zu stärken, bedeutet die Klimaziele ernst zu nehmen", forderte die Geschäftsführerin beim BUND, Antje von Broock.
Rad & Fußverkehr: Eher unsicherer geworden
Befragt wurden die Menschen auch danach, ob sie sich auf dem Fahrrad und zu Fuß sicherer fühlen als noch vor fünf Jahren. 38 Prozent der Befragten beklagen, dass sich nichts verändert habe, 28 Prozent empfinden das Radfahren sogar als unsicherer als noch vor fünf Jahren. Fußgänger geben in fast allen Bundesländern mehrheitlich an, dass sich ihr Sicherheitsgefühl nicht verbessert hat. Fast ein Drittel der Befragten ist der Meinung, dass ihnen keine ausreichend sicheren Fahrradwege zur Verfügung stehen. Jede fünfte Person fährt demzufolge nie Fahrrad. Besonders unzufrieden sind Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer mit den Radwegen in Hamburg, Thüringen und Rheinland-Pfalz.
„Das Unfallrisiko ist für Bahn- und Busreisende um ein Vielfaches geringer als für Pkw-Insassen. Jedoch müssen die Menschen erst einmal zum Abfahrtsort gelangen. Wenn weniger als die Hälfte, nur 47 Prozent der Befragten angeben, dass ihnen ausreichend sichere Fahrradwege zur Verfügung stehen, muss unbedingt nachgebessert werden. Das Ziel muss sein, eine sichere Infrastruktur zu schaffen, die die Sicherheit der Zufußgehenden und Radfahrenden ernst nimmt", appellierte Prof. Dr. Walter Eichendorf, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats.
Bayern als trauriges Schlusslicht
Die Befragten aus Bayern bemängeln insbesondere die niedrige Taktung. So sind lediglich 56 Prozent mit der Anzahl der Abfahrten an ihrer nächstgelegenen Haltestelle zufrieden. 77 Prozent geben an, dass sich die Taktdichte in den vergangenen Jahren nicht verändert oder sogar verschlechtert hat. Nur 75 Prozent der Befragten gaben an, dass sie mit der Entfernung zur nächstgelegenen Haltestelle zufrieden sind; der zweitschlechteste Wert im Bundesländervergleich, lediglich Mecklenburg-Vorpommern schneidet noch schlechter ab.
„Es ist wichtig, hier deutliche Verbesserungen zu erreichen und damit mehr Menschen in den ÖPNV zu bekommen. Nur mit einem guten Angebot kann der ÖPNV zum Rückgrat der Mobilitätswende in Bayern werden", kritisierte der BN-Bayenr-Vorsitzende Richard Mergner.
Ministerpräsident Markus Söder und Verkehrsminister Christian Bernreiter müssten begreifen, dass immer mehr Straßenbau unsere Verkehrsprobleme nicht lösen werden. Auch die Konzentration auf einige wenige Prestigeprojekte, wie die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München, sei ein Fehler.
"Wir brauchen den Mobilitätsturbo vor allem in der Fläche", appellierte Mergner.
Der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe erklärt dazu, bei der Radinfrastruktur in Bayern müsse dringend nachgebessert werden, um mehr Menschen aufs Rad zu bekommen. Dazu habe man vergangene Woche das Radvolksbegehren für ein eigenes bayerisches Radgesetz auf den Weg gebracht und in einem ersten Schritt 100.000 Unterschriften übergeben, verwies Geilhufe.
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