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Meinungsbeitrag

Mini Akku - maxi öko!

Der Trend geht zu immer größeren Akkus bei E-Autos. Dabei haben die einen gewaltigen CO2-Fußabdruck, sind ressourcenfressend und im Alltag meist überdimensioniert. Machen wir den gleichen Fehler wie bei den Verbrennern? Und wäre weniger nicht mehr?

Ok, drei Mal laden auf einer Tour München-Stuttgart-München, ist viel. Aber dafür hat der kleine Akku des E-Mini eine "grüne Weste" - und das schönste im Leben sind doch die Pausen, findet VM-Redakteur Johannes Reichel (auch nicht immer). | Foto: J. Reichel
Ok, drei Mal laden auf einer Tour München-Stuttgart-München, ist viel. Aber dafür hat der kleine Akku des E-Mini eine "grüne Weste" - und das schönste im Leben sind doch die Pausen, findet VM-Redakteur Johannes Reichel (auch nicht immer). | Foto: J. Reichel
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Johannes Reichel

Eigentlich hat BMW ja recht: Ein kleiner Akku schont die Umwelt. Diese Grundthese des bisher in seiner "from cradle to cradle" gedachten Gesamtkonzeption intelligentesten (vielleicht zu intelligenten?!) aller Elektroautos, des BMW i3, scheint sich am derzeit offenbar endlich wirklich boomenden E-Auto-Markt aber nicht durchzusetzen. Allenfalls Hersteller aus dem Land des traditionellen Mikro-Movements Japan wie Honda oder Mazda tendieren in diese Richtung mit ihren verbauten "Bonsai-Speichern", also vergleichsweise.

Die Leute wollen eben immer mehr als sie wirklich brauchen. Und dabei werden im Alltag kaum jemals Strecken über 80 Kilometer Länge absolviert.

Man könnte ketzerisch die Frage stellen, wozu manche Menschen einen dieser unfassbar vielen dicken SUV, sagen wir vom Kaliber BMW X5 oder gar X7 fahren, obwohl sie kein Förster oder Bauunternehmer sind. Und den sie allenfalls einmal im Jahr bei der Familienfahrt in den Urlaub mit Wohnanhänger wirklich gemäß seiner zweifellos beeindruckenden, aber doch meist überdosierten Kompetenzen auslasten. Doch das nur am Rande.

Jedenfalls ist klar: Ein kleinerer Akku bedeutet auch einen kleineren CO2-Rucksack, sprich eine bessere Umweltbilanz, weniger kritische Rohstoffe, weniger Gewicht etc pp. Zumal im Falle des jüngst getesteten Mini Cooper SE das für einen Stromer relativ leichte Fahrzeug gut mit der wenigen Energie haushaltet. Der "energetisch gelbe" Mini dürfte, abgesehen von den "Cross-Punch"-Tierledersitzen, also deutlich schneller in den "grünen" Bereich fahren, als die in Seligweiler vis-a-vis parkierenden Tesla mit ihren lithium-kobalt-wasser-raubenden Monsterakkus. Den Fahrzeugen sieht man den "wahren Preis der Elektromobilität" nicht unbedingt an. Sie gelten als Heilsbringer und Hoffnungsträger einer "grünen Avantgarde".

Und mal ganz ehrlich: 150 oder gar 200 kW Ladeleistung, so schnell kann man ja kaum einen Kaffee herunterstürzen, wie man da wieder auf Stand ist. Jedenfalls empfanden wir die noch vor kurzem als irre rasant geltenden 50 kW, die der Mini auch wirklich realisiert, als zügig genug.

Die grundsätzliche Frage stellt sich, ob wir nicht bei den E-Autos den gleichen Fehler machen, wie bei den Verbrennern: Immer weiter, immer höher, immer größer, immer schwerer. Oder: Was ist eine - im wahrsten Sinne - gesunde Größe und (für die Umwelt) bekömmliche Mischung bei den Batterien? Ob es nicht klüger wäre, im Alltag statt einem rollenden Riesen-Konjunktiv mit dreivierteltonnenschwerem 90-kWh-Akku ein flottes kleines E-Fahrzeug mit alltagstauglichem Akku zu pilotieren. Und dann für die seltene Urlaubsfahrt eben beim Hersteller, wie dies manche schon anbieten, eben einen sparsamen Diesel-Van, einen Erdgas-Kombi oder einen Fernstreckenstromer zu buchen. Schon Meister Goethe meinte: Eines tauget nicht für alle. Muss es ja auch nicht.

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