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Miles wird international und startet in Belgien

Mit Gent macht der unabhängige Carsharer einen Anfang, Brüssel, Antwerpen und weitere Länder sollen folgen. Man sieht große Potenziale zur Reduktion des Autoaufkommens durch geteilte Mobilität. In Deutschland bremsten allerdings verkappte Subventionen wie niedrige Parkgebühren und Dienstwagenprivileg.

Herzlich willkommen! In Belgien habe man den Carsharern den roten Teppich ausgerollt, in Berlin dagegen herrsche ziemliches Desinteresse, beklagt MILES-CEO Oliver Mackprang mit General Manager Robin Gasthuys (re.). | Foto: MILES
Herzlich willkommen! In Belgien habe man den Carsharern den roten Teppich ausgerollt, in Berlin dagegen herrsche ziemliches Desinteresse, beklagt MILES-CEO Oliver Mackprang mit General Manager Robin Gasthuys (re.). | Foto: MILES
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Johannes Reichel

Der unabhängige Carsharinganbieter MILES hat eine Expansion seins Betriebsgebiets nach Belgien bekanntgegeben und bietet ab sofort stationsunabhängiges Carsharing in der Stadt Gent an. Die Expansion unterstreiche die Wachstumsstrategie des Unternehmens. Diese finanziert man im Übrigen aus vorhandenen Mitteln, man ist auch dank schlanker Geschäftsstrukturen bereits aktuell mit Gewinn unterwegs und verweist auf ein 100-Prozent-Wachstum im vergangenen Jahr. Derzeit sei kein weiteres Eigenkapital nötig, erklärte der Anbieter gegenüber der Süddeutschen Zeitung, auch dank Investoren wie dem Start-up-Finanzier Lukasz Gadowski, der an das Carsharing-Konzept und im Gegensatz zu BMW und Daimler, aber auch Sixt auch an dessen profitablen Betrieb glaubt.

Ziel sei es, Menschen im urbanen Raum ein zuverlässiges, bequemes Transportmittel zur Verfügung zu stellen, als Alternative zum eigenen Auto. Es gehe also nicht darum, immer mehr Autos abzusetzen, sondern immer weniger Autos immer besser auszulasten. Die Frequenz von drei Nutzungsvorgängen pro Tag gilt als kritische Marke für die Profitabilität. Langfristig sieht man in Europa einen gewaltigen Markt, der laut MILES-CEO Oliver Mackprang größer sei, als etwa die zehn Milliarden Euro, die die Unternehmensberatung Oliver Wyman jüngst prognostizierte.

In Deutschland ist der vor sechs Jahren in Berlin gegründete Anbieter aktuell mit etwa 7.000, immer mehr auch vollelektrischen Fahrzeugen in acht Städten aktiv, gebucht und gesteuert wird komplett per App, abgerechnet nach Kilometern. In Gent startet das konzernunabhängige Unternehmen mit einer Fahrzeugenflotte im niedrigen dreistelligen Bereich. Weitere Fahrzeuge und Fahrzeugmodelle, darunter auch E-Fahrzeuge, sollen in den nächsten Wochen und Monaten folgen. Eine Expansion nach Antwerpen und Brüssel ist ebenfalls geplant. Sobald ausreichend Fahrzeuge lieferbar und die Vorbereitungen mit den Städten abgeschlossen seien, stehe einer Eröffnung der weiteren Standorte nichts entgegen, heißt es aus dem Unternehmem. Dann könnten auch sogenannte City-to-City-Fahrten stattfinden, sprich One-Way-Fahrten von einer Stadt in die andere.

„Belgien ist ein extrem interessanter Markt und bei unserer Länderanalyse herausgestochen. Anfang 2022 gab es in Belgien bereits 194.000 Carsharing-Nutzer:innen, was 2,5 % aller Bürger:innen mit Führerschein entspricht. Heute teilen sich sieben Mal mehr Belgier:innen ein Auto als noch vor fünf Jahren. Wir sehen großes Potenzial", begründete Mackprang die Expansion.

 

Innerhalb der Analyse wurden verschiedene Kriterien herangezogen, darunter demografische Daten, die Bevölkerungsentwicklung und -dichte, der Digitalisierungsgrad, die Pkw-Besitzquote, der Modal Split sowie wirtschaftliche Indikatoren und politische Rahmenbedingungen. Die Nähe zum Rheinland, in dem der Anbieter ebenfalls in vier Städten Carsharing betreibt sieht man zudem als Plus. Zudem sei man in dem Land willkommen, während der Anbieter gegenüber der Süddeutschen Zeitung etwa in Berlin Desinteresse der Stadtpolitik beklagte - und die hohen Lizenzgebühren von 150 Euro. Die stehen in keinem Verhältnis zu den Anwohnerparkgebühren von lediglich 80 Cent pro Monat. Benachteiligt sieht man sich aber auch durch staatliche Subventionen des Pkw-Besitztes wie das Dienstwagenprivileg. 

„Wir haben mit vielen Städten sehr gute Gespräche geführt und sind begeistert von der Offenheit. Wir freuen uns, nun in Gent zu starten und den Menschen passend an ihre Bedürfnisse eine Mobilitätsoption zu bieten. Familienbesuch? Einkaufen? Ausflug ins Umland? Mit MILES ist das möglich”, warb Robin Gasthuys, der als General Manager Belgium, bei MILES seit Anfang 2021 die Ausweitung nach Belgien verantwortet.

Der Bürgermeister der Stadt Gent, Mathias De Clercq, begrüßte das neue Angebot und sieht Carsharing in Gent stark auf dem Vormarsch. Das wird durch den Wegfall von Parkgebühren für Sharingautos unterstützt.

"Um unser Ziel von 25.000 Carsharern im Jahr 2025 zu erreichen, begrüße ich jede Ausweitung des Angebots an gemeinsam genutzten Autos. Auf diese Weise können wir an der Mobilität der Zukunft arbeiten", meint De Clercq, was etwa jedem zehnten Einwohner entspricht.

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