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Mike Johnstone, VP & CCO, Group Lotus: Dienstwagen? Sind sehr interessant!

Mit dem Eletre beschenkt sich Lotus zum 75. Geburtstag selbst. Und wagt sich mit dem elektrischen Hyper-SUV und den noch folgenden Modellen in ganz neue Marktsegmente, darunter auch Flotten und Dienstwagen. Und man zeigt sich überrascht über ganz neue Kunden. Welche das sind und wie man die Zukunft plant, verriet uns Mike Johnstone, Vice President & CCO, im Interview.

 

 

Mike Johnstone ist Vice President & CCO, Group Lotus verzeichnet großes Interesse im Dienstwagenbereich. | Foto: Lotus
Mike Johnstone ist Vice President & CCO, Group Lotus verzeichnet großes Interesse im Dienstwagenbereich. | Foto: Lotus
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Gregor Soller

Mit dem Eletre spricht Lotus ganz neue Kunden an. Welche sind das und von wo kommen die?

Johnstone (lächelt): Es stimmt, wir adressieren mit dem Eletre ein ganz neues Marktsegment, in dem wir bisher gar nicht präsent waren. Überraschenderweise sind viele Kunden tatsächlich Lotus-Fahrer und Fahrerinnen – diese Loyalität hat uns echt beeindruckt. Aber natürlich haben wir auch Kunden, die vorher deutsche Premiummarken gefahren haben, darunter auch Porsche. Und einige, die von Tesla kommen – in der Regel legen sie alle Wert auf Sportlichkeit und Fahrdynamik. Was uns dabei besonders freut: Die Eletre-Besteller sind ist eher jünger und wir haben viel mehr weibliche Kundinnen als bisher!

Was werden die Hauptmärkte des Eletre sein?

Johnstone: Wir starten in acht EU-Märkten plus UK, bis Jahresende wollen wir in elf europäischen Märkten vertreten sein. Dazu kommt China und ab 2024 die USA. International ist das immer noch der größte Markt für Premium-SUV. Und nicht zu vergessen: Die arabischen Staaten, perspektivisch auch Ozeanien und Südkorea.

Südkorea? Tatsächlich?

Johnstone (lächelt): Tatsächlich – was viele nicht wissen: Südkorea ist der zweitgrößte Markt für SUV im E-Segment.

Wie werden sich die Verkäufe verteilen?

Johnstone: Exakte Prognosen sind zum aktuellen Zeitpunkt schwierig, aber ganz grob würde ich sagen: Je 30 Prozent werden wir in China und den USA verkaufen, rund 25 Prozent in Europa und die restlichen 15 Prozent in den arabischen Märkten, Ozeanien und Südkorea.

Und welches sind in Europa die Kernmärkte?

Johnstone: Klar, wir kommen aus Großbritannien – also UK und Deutschland – wegen der Größe und dem Anteil der Fahrzeuge im hochpreisigen Segment. Außerdem Skandinavien, da dort die Ladeinfrastruktur schon sehr gut ausgebaut ist.

Die bisherigen Lotus-Modelle waren eher leichte Sportwagen für Privatleute. Nehmen sie mit dem Eletre und den künftigen Modellen (einer Limousine im Taycan-Format und einem kompakteren SUV im D-Segment, Anm. d. Red) auch Flotten ins Visier?

Johnstone: Definitiv – wir haben starkes Interesse und eine hohe Nachfrage im Dienstwagensegment.

Planen Sie hierfür auch spezielle Angebote wie All-in-Leasing oder Mietangebote?

Johnstone: Natürlich müssen wir für Flotten und Dienstwägen spezielle Angebote entwickeln und prüfen hier bereits mehrere Optionen – teils auch gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort, um individuell auf die dortigen Gegebenheiten eingehen zu können. Was uns freut: Bereits jetzt ist das Interesse sehr groß und unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt.

„Gut gefüllt“ heißt bis wann?

Johnstone: Bis 2024 – das wird dann das erste volle Verkaufsjahr.

Wie teilt sich der Modellmix bis jetzt auf?

Johnstone: Das hängt von den einzelnen Ländern ab und variiert teils stark. Grundsätzlich haben bisher rund 35 Prozent den R, 40 Prozent den S und die restlichen 25 Prozent die „Basis“ bestellt.

Gibt es typische R-Märkte?

Johnstone (lacht): Klar, UK und die USA. In beiden Märkten sind Autos hochemotionale Statements.

Könnte es eines Tages auch einen Über-1000-PS-Eletre geben? Mit dem „R“ seid Ihr ja schon ziemlich nah dran an dieser magischen Zahl und elektrisch wäre so etwas doch vergleichsweise einfach darstellbar?

Johnstone (grinst wieder verschmitzt): Natürlich gibt es Kunden, die sich so etwas wünschen und wenn sich die Technik bezüglich der Akkus und E-Maschinen so weiterentwickelt, wäre das auch darstellbar. Über konkrete Projekte in diese Richtung möchte ich mich jedoch nicht äußern. 

Wie groß ist der Einfluss von Geely auf Lotus?

Johnstone: Geely hat all das überhaupt erst möglich gemacht – und seit 2017 konnten wir gemeinsam diese Riesenschritte gehen. Aber Lotus bleibt Lotus mit britischen Wurzeln, wenngleich wir uns internationalisieren: Das Design des Eletre kommt aus UK, das Engineering größtenteils von unserem Lotus Tec Innovation Center in Raunheim in Deutschland, die Produktion erfolgt in einem ganz neuen Werk in Wuhan, das Kapazität für 150.000 Einheiten jährlich bietet. Unsere Plattform ist eine komplett eigene, aber bezüglich Einkauf, Supply Chain oder Software profitieren wir natürlich von der Partnerschaft mit Geely.

Wie viele Märkte möchte Lotus mit dem Eletre perspektivisch besetzen?

Johnstone: Wir sind ja bereits auf 45 Märkten vertreten, mit denen wir 95 Prozent Abdeckung im Luxussegment erreichen. Das ist aktuell eine stimmige Perspektive.

Braucht man mit mehreren Produkten und höheren Stückzahlen nicht auch mehr Präsenz und Händler?

Johnstone: Auch das schauen wir uns genau an und steuern hier bei Bedarf entsprechend nach. Und tatsächlich brauchen und planen wir in manchen Regionen eine stärkere Abdeckung. Doch wir müssen dabei immer sicherstellen, dass unsere Partner profitabel sein können und dass wir mit ihnen gemeinsam expandieren können. Doch das wichtigste ist immer die bestmögliche Kundenerfahrung. Dazu gehört auch, dass wir Testmöglichkeiten anbieten, bei Bedarf auch beim Kunden zu Hause. Wichtig ist immer, dass man einen Lotus erfahren kann – denn das Fahrerlebnis ist unsere DNA!

das Interview führte Gregor Soller

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