MIAAS: Hochschule Bonn will Shared Mobility per Dashboard besser erschließen
An Leihfahrrädern und Miet-Elektrorollern scheiden sich wirklich die Geister: Die einen sehen darin smarte und flotte Transportmittel, andere nehmen sie eher als Verkehrshindernisse wahr. Doch für eine Zukunft, in der die Mobilität gleichsam individuell und nachhaltig sein soll, spielen die Shared-Mobility-Angebote eine wichtige Rolle, finden die Wissenschaftler von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Eine Forschungsgruppe will nun dazu beitragen, die Fahrzeuge künftig besser in die nachhaltige Mobilitätsstrategie von Städten und Kommunen einzubinden. Koordiniert wird das Projekt MIAAS (Mobility Intelligence as a Service, deutsch: Intelligente Mobilität als Dienstleistung) von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS).
Shared Mobility hat großes Potenzial, das wenig genutzt wird
Shared-Mobility (geteilte Mobilität) beschreibt im Gegensatz zu Privatfahrzeugen die Fortbewegung mit gemieteten Objekten, skizzieren die Wissenschaftler. Seit einigen Jahren sind Fahrräder, E-Bikes und E-Scooter, die Nutzerinnen und Nutzer per Smartphone-App mieten können, in den Innenstädten allgegenwärtig. Betreiber sind einerseits städtische Verkehrsbetriebe selbst, aber auch verschiedene private Anbieter. Das sorgt für Probleme, konstatieren sie weiter.
„Um die Mobilitätswende hin zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Fortbewegung zu schaffen, brauchen wir vielseitige Angebote. Aktuell haben Städte und Kommunen aber Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten“, ist Projektleiter Paul Bossauer vom Institut für Verbraucherinformatik (IVI) an der H-BRS überzeugt.
So könnten Beschäftigte in den öffentlichen Verwaltungen bisher nicht zentral und in Echtzeit nachvollziehen, wann welche Fahrzeuge an welchem Ort stehen. Das interdisziplinäre Forschungsteam der H-BRS und der Universität zu Köln will das ändern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln ein sogenanntes Dashboard, also eine grafische Oberfläche, auf der die Fahrzeuge aller Anbieter einsehbar sind. Auch Parkverbotszonen für Fahrräder und Roller sollen so einfach am Computer eingezeichnet und an die Anbieter gesendet werden können. Neben einem besseren Überblick und einer nutzerfreundlicheren Bedienung wollen Städte und Kommunen so stärker als bisher auf Bedarfe von Bürgerinnen und Bürgern eingehen.
„Wir möchten besser darüber Bescheid wissen, an welchen Orten und für welche Strecken die Fahrzeuge genutzt werden. So können wir die Mobilitätsangebote in Zukunft besser mit dem ÖPNV verzahnen und steuern“, meint Thomas Bischof, Projektleiter für das Projekt MIAAS bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB), die mit den Wissenschaftlern zusammenarbeitet.
Dashboard an Daten: Alles im Blick für die Kommune
Die Forschenden greifen dazu auf Daten der Anbieter zurück, ohne dabei persönliche Daten der Nutzer zu verwenden. Wird ein Fahrzeug ausgeliehen, verschwindet es von der Karte und taucht erst wieder auf, wenn es abgestellt wurde. Eine erste Version des Dashboards ist bereits fertiggestellt. In den kommenden Monaten werden die Wissenschaftler in Köln, Bonn und Sankt Augustin erste Praxistests durchführen.
„Die Forschung und Entwicklung im Projekt MIAAS unterstützt Kommunen, Verkehrsbetriebe und Mobilitätsanbieter bei einer bedarfsgerechten Planung von Mobilitätsangeboten und einer stärkeren Verzahnung mit dem ÖPNV. Auf lange Sicht profitieren somit auch Bürgerinnen und Bürger von einem bedarfsgerechten und nachhaltigen Mobilitätsangebot“, schildert Bossauer.
Das MIAAS-Dashboard soll als Open-Source-Inhalt frei zugänglich gemacht werden, so dass auch andere Kommunen und Mobilitätsakteure darauf zugreifen können.
Kooperation zwischen Forschung und Verkehrsbetrieben
Das Team Das Projekt MIAAS ist eine Kooperation der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Universität zu Köln mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) und den Bonner Stadtwerken (SWB). Technologiepartner sind die Unternehmen si-automation und highQ, als assoziierte Partner sind das Stadtwerke-Netzwerk ASEW, die Rotterdam School of Management (RSM), das energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) sowie das Unternehmen evemo am Projekt beteiligt.
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