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Mercedes: Erste Genehmigung für Fahrautomat in S-Klasse und EQS

Hersteller erhält erste international gültige System-Genehmigung für hochautomatisiertes Fahren bis 60 km/h. Das basiert auf komplexer Technologiefusion von LiDAR, GPS und HD-Karten.

Selbst ist der Benz: In bestimmten Situationen bis 60 km/h übernimmt der Drive Pilot in EQS und S-Klasse das Steuer und "Nebenbeschäftigungen" erlaubt. | Foto: Daimler
Selbst ist der Benz: In bestimmten Situationen bis 60 km/h übernimmt der Drive Pilot in EQS und S-Klasse das Steuer und "Nebenbeschäftigungen" erlaubt. | Foto: Daimler
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Johannes Reichel

Als weltweit erster Automobilhersteller hat Mercedes-Benz jetzt die anspruchsvollen gesetzlichen Anforderungen für ein Level-3-System. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte die Systemgenehmigung auf Basis der technischen Zulassungsvorschrift UN-R157 und gab somit den Weg frei, grundsätzlich ein solches System international anzubieten. Vorausgesetzt, die jeweiligen nationalen Gesetzgebungen erlauben es. Deutschland hat mit der Öffnung des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) für Level-3-Systeme im Jahr 2017 dabei eine Vorreiterrolle eingenommen. Die technische Zulassungsvorschrift, mit der ein solches System zertifiziert werden kann, ist erst Anfang 2021 in Kraft getreten. Seither kann sie in Europa umgesetzt werden – eine Chance, die Mercedes-Benz schnell und als erster Hersteller genutzt hat.

S-Klasse wird autonom, der EQS auch

Deshalb werden erste Kunden noch in der ersten Jahreshälfte 2022 eine S-Klasse mit sogenanntem Drive Pilot kaufen können und so bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahnabschnitten in Deutschland bis 60 km/h hochautomatisiert fahren können, warb der Hersteller. Die Sonderausstattung soll den Fahrer entlasten und ermöglicht ihm Nebentätigkeiten auf dem Zentraldisplay wie beispielsweise Onlineshopping oder im In Car-Office E-Mails zu bearbeiten. Die Systemgenehmigung gilt auch für den vollelektrisch angetriebenen EQS. Mercedes-Benz bietet DRIVE PILOT zunächst in Deutschland auf 13.191 Autobahnkilometern an. Umfangreiche Testfahrten des Systems beispielsweise in den USA und in China laufen bereits.

„Mit diesem Meilenstein leiten einen radikalen Paradigmenwechsel ein. Denn erstmals in 136 Jahren Automobilgeschichte übernimmt das Fahrzeug unter bestimmten Voraussetzungen die dynamische Fahraufgabe. Zugleich freut es uns, dass Deutschland mit dieser Genehmigung seine Vorreiterrolle beim automatisierten Fahren fortsetzt", erklärt Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und Mercedes-Benz AG, Chief Technology Officer. 

Auf geeigneten Autobahnabschnitten und bei hohem Verkehrsaufkommen übernimmt das System die Fahraufgabe zunächst bis zu den gesetzlich erlaubten 60 km/h. Aktiviert der Fahrer, regelt das System Geschwindigkeit und Abstand und führt das Fahrzeug souverän innerhalb der Spur. Streckenverlauf, auftretende Streckenereignisse und Verkehrszeichen werden ausgewertet und berücksichtigt, auch unerwartet auftretende Verkehrssituationen, die etwa durch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder durch Bremsmanöver bewältigt werden.

Sensoren, GPS und Karten ergänzen sich

Das System baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die Mercedes-Benz unerlässlich für sicheres hochautomatisiertes Fahren hält. Dazu gehören LiDAR sowie eine Kamera in der Heckscheibe und Mikrophone, insbesondere zum Erkennen von Blaulicht und anderen Sondersignalen von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radkasten. Ergänzend zu den Sensordaten erhält das System Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen sowie besonderen Verkehrsereignissen (z.B. Unfällen oder Baustellen) von einer HD-Karte. Diese wird über eine Backend-Anbindung zur Verfügung gestellt und aktualisiert.

Wo sich die S-Klasse exakt befindet, wird mit einem hochgenauen Positionierungssystem ermittelt. Dieses soll viel leistungsfähiger als übliche GPS-Systeme sein. Zudem werden die von der Satellitennavigation ermittelten Daten mit Sensordaten und Daten einer HD-Karte abgeglichen. Sensordaten, die mittels LiDAR, Kamera, Radarsensoren erfasst werden, liefern Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Landmarken oder Verkehrszeichen. Die HD-Karte liefert ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsabbild. Ein leistungsstarkes Zentralsteuergerät realisiert die fürs hochautomatisierte Fahren notwendigen, anspruchsvollen Software-Funktionen. Im Rahmen der modernen Sicherheitsarchitektur werden wichtige Algorithmen redundant gerechnet.

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