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Mercedes Drive Pilot: Erstmals US-Zulassung für Level-3-System

Das System für hochautomatisiertes Fahren nach SAE Level 3 ist im US-Staat Nevada zertifiziert. Auslieferungen der ersten Modelle EQS und S-Klasse sollen in der zweiten Hälfte 2023 starten.

Selbst ist der Benz: Erstmals darf in USA ein System auf Level 3 selbstständig das "Ruder übernehmen", was im vollelektrischen EQS natürlich besser ins Konzept passt als in der konventionell angetriebenen S-Klasse. | Foto: Mercedes-Benz
Selbst ist der Benz: Erstmals darf in USA ein System auf Level 3 selbstständig das "Ruder übernehmen", was im vollelektrischen EQS natürlich besser ins Konzept passt als in der konventionell angetriebenen S-Klasse. | Foto: Mercedes-Benz
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Johannes Reichel

Der Stuttgarter Autobauer Mercedes Benz hat als weltweit erster Automobilhersteller die Zertifizierung für hochautomatisiertes Fahren nach SAE Level 3 für den US-amerikanischen Straßenverkehr erhalten, im Bundesstaat Nevada. Der sogenannte Drive Pilot sei damit das einzige serienreife Level 3-System für den Einsatz auf öffentlichen Freeways in den USA. Das System für hochautomatisiertes Fahren erfüllt die Anforderungen der Nevada Chapter 482A für autonome Fahrzeuge. Es ermöglicht dem Fahrer unter bestimmten Bedingungen die dynamische Fahraufgabe an das Fahrzeug zu übergeben. Ziel sei es, das System noch in diesem Jahr auch in Kalifornien einzuführen, sobald eine entsprechende Zertifizierung auch dort vorliegt. Das System wird auf dem US-Markt als Sonderausstattung für die Modelle S Klasse und EQS im Modelljahr 2024 erhältlich sein. Die ersten Fahrzeuge sollen im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2023 an Kunden ausgeliefert werden.

„Zeit ist in der modernen Welt eines der kostbarsten Güter. Unseren Kunden Zeit zurückzugeben, ist daher ein Kernelement unserer Strategie und Drive Pilot bringt uns diesem Ziel einen großen Schritt näher. Die Zertifizierung in Nevada markiert den Beginn der internationalen Markteinführung und damit den Beginn einer neuen Ära beim automatisierten Fahren", wirbt Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Mercedes Benz Group AG, Chief Technology Officer, Entwicklung & Einkauf

Das System ist derzeit bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h in Deutschland, respektive 40 mph in den USA aktivierbar. Sobald die Voraussetzungen für das hochautomatisierte Fahren gegeben sind, zeigt das System die Verfügbarkeit auf diesen beiden Tasten im Lenkradkranz an und regelt Geschwindigkeit sowie Abstand und führt das Fahrzeug innerhalb der Spur. Streckenverlauf, Ereignisse auf der Strecke und Verkehrszeichen werden ausgewertet und berücksichtigt. Das System reagiert auch auf unerwartet auftretende Verkehrssituationen und bewältigt diese eigenständig etwa durch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder durch Bremsmanöver, so der Hersteller.

Aufwändige Sensorik mit redundanten Systemen

Die Lösung baut auf der Umfeldsensorik des Fahrassistenz-Pakets auf und umfasst zusätzliche Sensoren, die Mercedes Benz für einen sicheren Betrieb für unverzichtbar hält. Dazu gehören neben LiDAR auch Mikrofone und eine Kamera in der Heckscheibe zur Erkennung von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radkasten. Verbaut sind zudem redundante Lenk- und Bremssysteme sowie ein redundantes Bordnetz, so dass es auch im unwahrscheinlichen Fall einer Störung manövrierfähig bleibt, verspricht der Hersteller. Wenn die Übernahme-Aufforderung etwa wegen eines medizinischen Notfalls nicht erfüllt werden kann, leitet das System nach zehn Sekunden zeitnah einen Nothalt ein und schaltet die Warnblinkanlage ein.

Hochpräzises Positionierungssystem

Der exakte Standort wird über ein Positionierungssystem ermittelt, das wesentlich leistungsfähiger sein soll als herkömmliche GPS-Systeme. Ergänzend zu den von LiDAR-, Kamera-, Radar- und Ultraschallsensoren erfassten Daten liefert eine digitale HD-Karte ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsbild mit Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen und besonderen Verkehrsereignissen, etwa Unfälle oder Baustellen. Diese hochpräzise Karte unterscheide sich von Karten für reguläre Navigationsgeräte unter anderem durch ihre höhere Genauigkeit im Zentimeter- statt im Meterbereich und ihr detailliertes Kreuzungs- und Streckenmodell, so die Stuttgarter.

Backend im Rechenzentrum

Die Kartendaten werden in Backend-Rechenzentren gespeichert und ständig aktualisiert. Jedes Fahrzeug sichert zudem ein Abbild der Karteninformationen an Bord, vergleicht diese ständig mit den Backend-Daten und aktualisiert gegebenenfalls den lokalen Datensatz. Das alles soll eine stabile und exakte Positionierung durch eine von Faktoren wie Schatten oder verschmutztem Sensor unabhängige Darstellung der Umgebung ermöglichen, werben die Schwaben weiter. Basis ist ein leistungsfähiger Chipsatz in einem zentralen Steuergerät für die wichtigsten Softwarefunktionen, während Algorithmen im Rahmen einer Sicherheitsarchitektur redundant berechnet werden, so der Hersteller.

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