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Mercedes-Benz Zukunft: Künftig ist weniger mehr

Am Rande einer Fahrveranstaltung sickerten weitere Neuigkeiten zur Mercedes-Benz-Strategie durch. Die wird ein schlankeres Modellprogramm mit weniger Auswahl im Detail bieten.

Planen ein gestrafftes Programm und wollen Ausstattungen stärker paketieren: Harald Wilhelm, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG verantwortlich für Finanzen & Controlling/Mercedes-Benz Mobility und Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG. | Foto: Mercedes-Benz
Planen ein gestrafftes Programm und wollen Ausstattungen stärker paketieren: Harald Wilhelm, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG verantwortlich für Finanzen & Controlling/Mercedes-Benz Mobility und Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG. | Foto: Mercedes-Benz
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Gregor Soller

Mercedes-Benz bleibt unverändert unter Strom: Nach EQS und EQE folgen noch 2022 die beiden gleichnamigen und durchaus kompakt wirkenden (obwohl sie es gar nicht sind) SUV auf der großen EVA-2-Plattform, bevor ab 2024 die kleinere Elektroplattform in Serie geht. Dabei hätte die Studie EQXX laut einem Insider bereits „viele Details“ vorweggenommen, doch ihre aerodynamische Optimierung sei soweit gegangen, dass sie trotz gut 4,9 Meter Länge (zu) wenig Innenraum geboten hätte, vor allem im Fond. Deshalb gab es hier auch keine zu öffnenden Türen und Einstiegsmöglichkeiten. Und deshalb bezeichnet unser Insider den EQXX eher als 2+2-Sitzer.

Viele Details vom EQXX werden in Serie gehen

Trotzdem plane Mercedes-Benz, viele Details zu übernehmen, wenn auch nicht immer bei den neuen Elektro-Kompakten: So sorgen die Schlitze in der Motorhaube für eine bessere Luftströmung, zumal die Luft durch den entstehenden Unterdruck regelrecht „durch“ die Haube gesaugt werde. Entscheidend seien auch stark einziehende Hecks, welche zwar Ladebreite kosten, den Luftstrom aber möglichst lang am Auto anliegen lassen, was ebenfalls der Aerodynamik hilft.

Die neue Kompaktplattform, die jetzt auch „electric first“ entwickelt wurde, wird zwar später auch noch Verbrenner tragen, doch die Priorisierung ändert sich: Kamen A-, B-Klasse und ihre SUV-Derivate noch zuerst als Verbrenner, werden die Nachfolger von EQA, EQB und Co. gleich als Stromer starten.

Verbrenner-Nachfolger der aktuellen C- und S-Klasse dürfte es dagegen keine mehr geben. Die aktuelle E-Klasse der Baureihe 213 steht im Herbst ihres Lebens und dürfte 2023 den letzten Nachfolger erhalten. So dass Mercedes-Benz mittelfristig nur noch EQ-Modelle im Programm haben wird, während die Verbrenner ersatzlos auslaufen.

AMG und Maybach werden ebenfalls elektrisch – starten allerdings mit EQS- und EQE-Derivaten

Die EQ-Modelle kommen aber auch als Maybach (EQS) und AMG (EQE), womit auch die Mercedes-Benz Submarken ins Elektrozeitalter transferiert werden.

Einmal mehr wurde am Rande einer Fahrpräsentation in Frankfurt bestätigt, dass für die aktuelle C-Klasse der Baureihe 206 kein Nachfolger mehr geplant sei. Der Nachfolger könnte stattdessen als Stromer auf die kompakte Elektroplattform umziehen und diese nach oben abrunden.

Bereits in Arbeit: V-Klasse und Vito-Nachfolger

Außerdem in der Pipeline: Ein neuer Van als Vito- und V-Klasse-Nachfolger – auch er könnte bis 2025 auf den Markt kommen. Er dürfte dann auch dem VW ID.Buzz, sowie dem Ford Transit Connect/VW T6.1-Nachfolger die Stirn bieten.

Bis Ende der 2020er Jahre hat Mercedes-Benz dann das komplette Angebot auf Elektromobilität umgestellt und könnte in dem Zuge auch die ausufernde Palette bereinigt haben: Nischenmodelle wie der CLS oder der Viertürer-AMG GT dürften auslaufen. Schwierig wird auch die Zukunft der Markenikonen G (kommt erstmal rein elektrisch, aber abseits jeder Plattform) und SL. Es könnte aber durchaus sein, dass sich Mercedes-Benz hier unter AMG und Maybach Sonderserien in kleineren Stückzahlen zu höheren Preisen traut.

Bereinigt werden sollen auch die „telefonbuchdicken“ Preislisten: Künftig werden mehrere Zusatzausstattungen paketiert und die Auswahl an Farben und Felgen und Details soll massiv zurückgefahren werden. Das dürfte laut einer Insideranekdote nach auch im Sinne von CEO Ola Källenius sein: Als dessen Vater sich einen neuen GLE als Diesel-Plug-Hybrid konfigurieren wollte, verlor er sich regelrecht in den Optionslisten. Der herbeigerufene Sohn musste dann feststellen, dass viele Details des GLE in Schweden anders konfiguriert sind als in Deutschland. Trotzdem kam man am Ende zu einem Traumwagen für Källenius Senior. Doch ob künftige Generationen noch Zeit und Muse haben, sich einer 84-seitigen Preisliste oder stundenlangem Klicken im Konfigurator zu widmen – zumal jedes einzelne Teil allein einen jährlichen vierstelligen Betrag an bloßen „Existenzkosten“ im System verursacht...

Was bedeutet das?

Obwohl bei Weitem nicht der größte Fahrzeughersteller der Welt, gönnt sich Mercedes-Benz doch eine der größten Fahrzeugpaletten – aktuell sind es je nach Leseart 23 Modelle, die zigfach konfiguriert werden können. Sollte da das ein oder andere Modell herausfallen, dürfte das allenfalls eingefleischten Fans auffallen und das Controlling erfreuen. Denn auch bei Mercedes-Benz dürfte künftig weniger wieder mehr sein.    

 

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