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Mercedes-Benz plant Fabrik für Akku-Recycling ab 2023

Weltweite Strategie für Recycling von automobilen Batteriesystemen mit hochergiebiger Hydrometallurgie. CO2-neutrale Recyclingfabrik in Kuppenheim geplant. Pilotprojekt mit Primobius soll 2023 starten.

Am Werk in Kuppenheim soll das Muster einer Anlage für Batterierecycling entstehen, das später skaliert werden soll. | Foto: Mercedes-Benz
Am Werk in Kuppenheim soll das Muster einer Anlage für Batterierecycling entstehen, das später skaliert werden soll. | Foto: Mercedes-Benz
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Johannes Reichel

Der Automobilhersteller Mercedes-Benz hat den Aufbau einer eigenen Batterierecyclingfabrik auf Basis der Hydrometallurgie-Technologie in Deutschland angekündigt. Zusammen mit Partnern in China und den USA will man einen geschlossenen Wertstoffkreislauf darstellen. Das nachhaltige Batterierecycling sei dabei ein wesentlicher Faktor, meint Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Produktion und Supply Chain Management. Mit der neuen Recyclingfabrik am Standort Kuppenheim steigere man die Recyclingquote auf mehr als 96 Prozent und baue die eigenen Kompetenzen im Bereich der Batteriewertschöpfung aus. Zudem will man durch Kooperationen in China und den USA die Batterierecyclingstrategie globalisieren. 

Ein wichtiger Meilenstein dafür stellt der Aufbau einer Pilotfabrik zum Recycling von Lithium-Ionen-Batteriesystemen dar. Dafür wurde eigens die LICULAR GmbH, als hundertprozentiges Tochterunternehmen, gegründet, die für die Konzeptionierung sowie den Aufbau der Anlagen mit dem Spezialisten Primobius zusammenarbeitet. Das Unternehmen hat Joint Venture des deutschen Maschinenbauunternehmens SMS group sowie des australischen Projekt-Entwicklers Neometals das notwendige technologische Know-how inklusive entsprechender Voruntersuchungen, so die Schwaben. Für die Kooperation wurde bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet.

Wissenschaftliche Begleitung durch KIT und TU Clausthal und Berlin

Wissenschaftlich soll das Projekt von den renommierten Forschungsinstituten des Karlsruher Instituts für Technologie sowie der Technischen Universitäten Clausthal und Berlin begleitet werden. Zudem will man in puncto Batterierecycling unter ökologischen Gesichtspunkten Maßstäbe setzen Durch die Prozessgestaltung der patentierten Hydrometallurgie mit Rückgewinnungsquoten von mehr als 96 Prozent soll eine "holistische Kreislaufwirtschaft von Batteriematerialien" ermöglicht werden, wie es heißt.

Der Hersteller investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau der CO2-neutral betriebenen Pilotfabrik im süddeutschen Mercedes-Benz Werk Kuppenheim. Dem Projekt wurde im Rahmen des Batterie-Innovationsförderprogramms des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz eine Förderung in Aussicht gestellt.

„Die Pilotfabrik am Standort Kuppenheim markiert für die Mercedes-Benz Group den Einstieg in das wichtige Thema Batterierecycling und macht das Unternehmen perspektivisch unabhängiger von Rohstofflieferungen. Gleichzeitig sammeln wir beim Thema Kreislaufwirtschaft Know-how und schaffen neue zukunftsfähige Arbeitsplätze, die bei einem erfolgreichen Betrieb weiter ausgebaut werden können", meint Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender der Mercedes-Benz Werke Gaggenau und Kuppenheim und damit auch der LICULAR GmbH, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Mercedes-Benz Group AG.

Zur Nachhaltigkeit gehörten nach seinem Dafürhalten auch die Menschenrechte. Brecht verweist auf die Grundsatzerklärung für Soziale Verantwortung und Menschenrechte.

Gesamte Prozesskette

Die neue Pilotfabrik soll künftig die gesamte Prozesskette des Batterierecyclings abbilden, angefangen von der Entwicklung von Logistikkonzepten, über das nachhaltige Recycling der wertvollen Rohstoffe bis hin zur Reintegration von Rezyklat in die Herstellung neuer Batterien. Grundlage der neuen Recyclingfabrik ist ein innovatives mechanisch-hydrometallurgische Verfahren, welches vollständig auf energieintensive sowie materialverbrauchende pyrometallurgische Prozessschritte verzichtet. Die direkte Integration der Hydrometallurgie in das Gesamtkonzept einer Recyclingfabrik stelle dabei europaweit eine Premiere dar, so der Anbieter.

Komplexe Materie: Zwei Stufen-Konzept

Der Aufbau der Anlage erfolgt in zwei Stufen. Bis 2023 entsteht zunächst eine Anlage zur mechanischen Zerlegung. In einem zweiten Schritt sollen – vorbehaltlich der vielversprechenden Gespräche mit der öffentlichen Hand – die Anlagen zur hydrometallurgischen Aufbereitung der Batteriematerialien in Betrieb gehen. Damit könnten in Kuppenheim künftig alle Schritte von der Zerlegung auf Modullevel über das Zerkleinern und Trocknen bis hin zur Aufbereitung der Materialströme in Batteriequalität abgedeckt werden.

Die Pilotanlage soll eine Jahreskapazität von 2.500 Tonnen umfassen. Die zurückgewonnenen Materialien werden in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt und fließen so in die Produktion von mehr als 50.000 Batteriemodulen für neue Mercedes-EQ Modelle ein. Auf Basis der Erkenntnisse der Pilotfabrik könnte mittel- bis langfristig eine Skalierung der Produktionsvolumina erfolgen, hofft der Hersteller.

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