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Mercedes-Benz EQS SUV: High End höher gelegt

Nachdem sich SUV grundsätzlich besser verkaufen als Limousinen, stellt Mercedes-Benz EQS (und demnächst EQE) je ein SUV bei.

Der EQS SUV wird in den USA produziert, wo auch sein Hauptmarkt sein dürfte. | Foto: Mercedes-Benz
Der EQS SUV wird in den USA produziert, wo auch sein Hauptmarkt sein dürfte. | Foto: Mercedes-Benz
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Gregor Soller

Die neuen Baukästen machen es möglich: Diverse Modelle auf einer Basis, die hier Die EVA-II heißt und für EQS und EQS-SUV ident ist, bis hin zum gigantischen Radstand von 3,21 Metern. Mit 5,13 Metern baut der SUV aber rund acht Zentimeter kürzer, dafür rund 20 Zentimeter höher. Sodass sich hier eine enge dritte Sitzreihe (eher für Personen für Kinder bis 1,6 Meter) und merklich mehr - und vor allem besser nutzbarer - Kofferraum ausgeht: Die 610 bis 1.770 Liter der Limo überbietet das SUV vor allem bei der maximal möglichen Kapazität, die auf bis zu 2.100 Liter anwächst (Basis: 645 Liter).

Hauptunterschied zum EQS: Kofferraum und Offroadkompetenz

Der größte Unterschied zur Limousine ist jedoch die Offroad-Kompetenz, die man hier auf den ersten Blick nur über die wählbaren Fahrprogramme respektive den Taster dafür erkennt: Im Offroad-Modus spannt der EQS seine Muskeln an und kann optional noch mal 20 mm weiter nach oben fahren. Wie bei Land Rover zeigt eine Kamera das Terrain direkt vor respektive unter dem Fahrzeug, an, was Fahrten in grobem Gelände erleichtern würde. Die komplette Offroadkompetenz zieht der EQS SUV allerdings nicht aus Mechanik, sondern Elektronik – indem E-Maschinen und Bremsen andere Kennlinien fahren – ein Punkt, in dem sich der entfernte Verwandte des Urgesteins „G“ nicht lumpen lassen will.

Wie sehr Mercedes-Benz mittlerweile im Baukasten denkt, sieht man auch innen, wo der EQS SUV „tupfengleich“ mit der Limousine ist: Auch hier kann man die in der Basis eher etwas kostenoptimierte Materialgüte per Ankreuzen der Aufpreisliste richtig wertig machen – bis zu Hölzern mit eingelassenen Sternchen als Intarsien! Der bei der Basis optionale Hyperscreen bleibt dabei Geschmackssache. Gespart wurde auch an Hebeln und Tastern: Zum Ablegen des Dickschiffs zieht man den aus allen anderen Mercedes-Benz Modellen bekannten Kunststoffhebel an der Lenksäule.

Schon die Basis bietet genug Power

Doch hier fühlt sich der Rest satt und gediegen an, zumal schon in der „Basis“ mit 265 kW (das sind 360 PS) genug Leistung bereitsteht, unterfüttert von 568 Nm Drehmoment – genug für den Alltag. Bei Bedarf ginge es damit in 6,7 Sekunden auf 100 km/h, abgeregelt wird erst bei 210 km/h – womit man auch auf deutschen Autobahnen lang links bleiben kann. Was dem Verbrauch aber abträglich ist: Nach WLTP sind zwar 540 bis 671 Kilometer drin, was aber in erster Linie am Monster-Akku mit 108,4 kWh Nettokapazität liegt: Denn unter dem WLTP-Verbrauch von 20,0 kWh/100 km ist der Riese kaum zu bewegen, sodass man eher von realen 400 Kilometern Reichweite ausgehen muss – im Alltag aber immer noch mehr als genug für Langstrecken – auch in den USA, wo der EQS gebaut wird.

Die serienmäßige Hinterradlenkung macht Spurwechsel stabiler und innerorts den Wendekreis massiv kleiner. Serienmäßig verfügt der EQS SUV beträgt der Lenkwinkel bis zu 4,5 Grad, als Sonderausstattung sogar bis zu 10 Grad. In Europa empfehlenswert, denn der Wendekreis verringert sich mit 10 Grad-Hinterachslenkung von 11,9 auf 11,0 Meter. Zusammen mit dem Luftfederfahrwerk fährt sich der EQS SUV so „kompakter“ als er ist, wenngleich man in bergigem Geläuf Größe und Gewicht spürt. Hier lässt sich die Physik nicht überlisten. Immerhin sind mindestens 2.620 Kilogramm zu bewegen, mit den 570 Kilogramm Zuladung sind wir bei 3.190 Kilogramm zulässigem Gesamtgewicht.

Überlisten kann einen die Optik, die unserer Meinung nach etwas arg bieder geriet: Nähme man den Stern von der Front, könnte es auch ein asiatisches-irgendwas-SUV sein, das aber optisch viel kompakter wirkt als es ist! Familienbande zum EQS stellt auch die Frontabdeckung her, welche auch hier nur für den Service zu öffnen ist: Waschwasser wird auch hier per ausklappbarer Schnaube in der Seite nachgefüllt. Der EQS-SUV wird wie der Verbrenner-EQS in Tuscaloosa in South Carolina montiert, demnächst folgt von dort noch das kompaktere EQE-SUV.

AC Laden kann er mit bis zu 22 kW, DC mit bis zu 200 kW an Bord. Durch das Temperatur- und Lademanagement sollen hohe Ladeströme laut Mercedes-Benz lange gehalten werden: Schon nach 15 Minuten kann im Idealfall Strom für bis zu weitere 250 Kilometer nachgeladen werden. Die Akkus kommen übrigens auch aus den USA: Am 15. März 2022 hat Mercedes-Benz ein Batteriewerk in Bibb County unweit des Mercedes‑Benz Werks in Tuscaloosa (USA) eröffnet. Die Produktion der erfolgt CO2-neutral: Auf einer rund 300 Meter langen Fertigungslinie mit mehr als 70 Arbeitsstationen werden die Energiespeicher zu einem Gesamtsystem montiert. Die einzelnen Komponenten werden in einem voll digitalisierten Produktionsprozess zusammengefügt, darunter bis zu zwölf Zellmodule und das so genannte EE-Compartment für die intelligente Integration der Leistungselektronik. In Bibb County schafft Mercedes-Benz rund 600 neue Arbeitsplätze.

Geliefert wird der EQS SUV an Dezember 2022: Der 450+ startet bei 110.658,10 Euro brutto, das sind 92.990 Euro netto, EQS 450 4MATIC und EQS 580 4MATIC kosten 114.446,10 respektive 135.291,10 Euro – das sind gut 96.173 bzw.113.690 Euro.

Was bedeutet das?

Der EQS ist Mercedes-Benz` Antwort auf Range Rover und Co. – optisch etwas dröge, aber bei weitem nicht so kompromisslos wie die Limousine, grundsätzlich kompetent und leistungsstark: Aber das Gros der Stückzahlen im oberen Segment wird voraussichtlich der EQE SUV machen.

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