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Mercedes-Benz EQS: So wollen die Schwaben das Auto neu erfinden

Nach einem Ankündigungsmarathon ist die Katze aus dem Sack, die Eckdaten der ersten vollelektrischen Limousine mit Stern abseits von SUV-Umbauten stehen fest: 770 Kilometer Reichweite, 245 bis 560 kW Leistung, 200 kW Schnellladung, Kampfansage nach Kalifornien. Ein Innovations-Check.

Heiligs Blechle! Da staunt auch Popstar Alicia Keys. Daimler will das Auto neu erfunden haben - und fährt im EQS alles auf, was die Schwaben auf der Pfanne haben. | Foto: Daimler
Heiligs Blechle! Da staunt auch Popstar Alicia Keys. Daimler will das Auto neu erfunden haben - und fährt im EQS alles auf, was die Schwaben auf der Pfanne haben. | Foto: Daimler
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Johannes Reichel

Nach zahlreichen Ankündigungen hat Daimler jetzt die Eckdaten seiner ersten vollelektrischen Oberklasselimousine EQS bekanntgegeben. Man wolle damit das Fahrzeugsegment neu definieren, heißt es vollmundig aus Stuttgart. Als erste Modelle kommen der EQS 450+ mit 245 kW und einem Stromverbrauch WLTP zwischen 15,7 und 20,4 kWh/100 km sowie der EQS 580 4MATIC mit 385 kW und einem Stromverbrauch WLTP von 17,4 bis 21,8 kWh/100 km auf den Markt. Sie bilden die Speerspitze der Strategie "Ambition 2039", mit der der Hersteller in weniger als 20 Jahren eine CO2-neutrale Neuwagen-Flotte anzubieten gedenkt. Zudem würden die Fahrzeuge werden CO2-neutral produziert und man setze auf ressourcenschonende Materialien wie Teppiche aus Recyclinggarn. Die Klimaschutzziele will der Hersteller wissenschaftsbasiert von der Science Based Targets Initiative (SBTI) bestätigen lassen. Bleibt eigentlich nur eine Frage für die, die sich diese Frage leisten können: Warum sollte man noch eine S-Klasse kaufen? Denn die schaut da schlicht alt aus, kaum dass sie neu vorgestellt wurde.

Die Highlights des EQS im Überblick:

  • Dem Vernehmen nach gelang den Designern ein neuer cw-Bestwert von 0,20, wobei auch Tesla diesen Wert für das upgedatete Model S reklamiert. Dennoch sagen die Schwaben: Der EQS ist das aerodynamischste Serienauto der Welt, wovon Reichweite und Geräuschkomfort profitieren sollen.
  • Rekuperation: Von der maximalen Verzögerung im Rekuperationsprogramm DAuto von 5 m/s² werden bis zu 3 m/s² durch Rekuperation erreicht (2 m/s² durch die Radbremsen). Damit sei eine Verzögerung bis zum Stillstand ohne Betätigung des Bremspedals möglich, zugleich profitiere die Reichweite von der Strategie und Leistung (bis zu 290 kW). Die Verzögerung erfolgt auch auf erkannte vorausfahrende Fahrzeuge bis zu deren Stillstand, etwa an einer Ampel und vorausschauend unter Berücksichtigung unter anderem von Verkehrslage oder Topographie. Drei Rekuperationsstufen und die Segelfunktion über Schaltwippen am Lenkrad sind manuell einstellbar.
  • Mit Reichweiten bis 770 Kilometer (nach WLTP) und einer Leistung von bis zu 385 kW erhebt der EQS auch leistungsmäßig einen Führungsanspruch. Eine Performance-Version mit bis zu 560 kW sei in Planung. Alle Modelle verfügen über einen elektrischen Antriebsstrang (eATS) an der Hinterachse, die Versionen mit 4MATIC zusätzlich auch einen eATS an der Vorderachse.
  • Mit dem Oberklassestromer startet eine neue Batteriegeneration mit deutlich höherer Energiedichte. Die größere der beiden Batterien hat einen nutzbaren Energieinhalt von 107,8 kWh, etwa 26 Prozent mehr als beim EQC. Die eigenentwickelte Batterie-Management-Software ermögliche Updates over the Air (OTA). So bleibt das Energiemanagement über den Lifecycle aktuell. Bei der Zellchemie wurde der Kobalt-Anteil der Kathoden auf zehn Prozent reduziert, wirbt man weiter für die Umweltfreundlichkeit.
  • Mit bis zu 200 kW lässt sich der EQS an Schnellladestationen mit Gleichstrom laden. Nach 15 Minuten ist Strom für bis zu weitere 300 Kilometer (WLTP) nachgeladen. Zu Hause oder an öffentlichen Ladestationen kann der EQS mit Hilfe des Onboard-Laders mit bis zu 22 kW mit Wechselstrom aufgeladen werden. In Japan wird mit dem EQS auch bidirektionales Laden möglich sein.
  • Der Hersteller garantiert mittels hochwertiger Herkunftsnachweise, dass für den eigenen Ladedienst geflossene Lademengen Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wird. Dieses sogenannte Green Charging ist seit 2021 fester Bestandteil von Mercedes me Charge.
  • An geeigneten Ladestationen soll auch Plug & Charge möglich sein. Neben dem me Charge-Netz mit 500.000 Ladepunkten in 31 Ländern, davon über 200.000 in Europa, besteht auch Zugang zu IONITY Unlimited, das Schnellladenetz ist ab Aktivierung ein Jahr lang ohne Ladekosten nutzbar.
  • Die Navigation mit Electric Intelligence soll auf Basis zahlreicher Faktoren die schnellste und komfortabelste Route inklusive Ladestopps planen, nebst Darstellung, ob die vorhandene Batteriekapazität ausreicht, um ohne Laden zum Startpunkt zurückzukehren.
  • Als erster Mercedes-Benz bietet der EQS die Möglichkeit, neue Fahrzeugfunktionen per Over-the-Air-Updates (OTA) zu aktivieren. Angebot zum Start: zwei spezielle Fahrprogramme für junge Fahrer und Servicepersonal, kleine Spiele und das Demo-Programm „Das Beste oder nichts“. Neben Kauf einzelner Funktionen sind auch Abonnements, temporäre Aktivierungen und kostenlose Testphasen geplant.
  • Zum handlichen und dynamischen Eindruck des EQS soll die serienmäßige Hinterachslenkung mit einem Lenkwinkel von bis zu 4,5° bei. Alternativ kann eine Hinterachslenkung mit einem Einschlag von bis zu 10° bestellt oder nachträglich durch ein Upgrade over the Air (OTA) freigeschaltet werden. Dadurch ist ein Wendekreis des über fünf Meter langen Fahrzeugs von 10,9 Metern möglich.
  • Mit der Sonderausstattung DRIVE PILOT wird der EQS bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahnabschnitten zunächst in Deutschland bis 60 km/h hochautomatisiert fahren können.
  • Die neueste Generation der Fahrassistenzsysteme umfasst neu auch etwa die zusätzliche Sekundenschlafwarnung, die den Lidschlag des Fahrers durch eine Kamera im Fahrer-Display überwacht, in Verbindung mit dem Hyperscreen.
  • Auf Wunsch besitzt der EQS automatische Komforttüren vorne und hinten. Über MBUX hat der Fahrer außerdem die Möglichkeit, die hinteren Türen ferngesteuert zu öffnen.
  • Der EQS besitzt als ausgesprochen intelligentes Fahrzeug je nach Ausstattung bis zu 350 Sensoren. Diese erfassen Entfernungen, Geschwindigkeiten und Beschleunigungen, Lichtverhältnisse, Niederschlag und Temperaturen, die Belegung von Sitzplätzen ebenso wie den Lidschlag des Fahrers oder die Sprache der Passagiere. Der neue EQS soll seine Fähigkeiten auf Basis neuer Erfahrungen erweitern und per Künstlicher Intelligenz (KI) lernfähig sein.
  • Mit einer "ganzheitlichen Soundinszenierung" soll im EQS der Paradigmenwechsel vom Verbrenner zum Elektroauto auch hörbar sein. Verschiedene Klangwelten erlauben ein individuelles akustisches Set-up, so das Versprechen.
  • Die Scheinwerfertechnologie DIGITAL LIGHT (serienmäßig ab Ausstattungslevel Advanced Plus) ermöglicht die Projektion von Hilfsmarkierungen oder Warnsymbolen auf die Fahrbahn. Neu sind die beiden Assistenzfunktionen Anzeige des Starts des kooperativen Spurwechsels und Warnung/Richtungsweisung, wenn der Spurhalte- oder Totwinkel-Assistent eine Gefahr erkennen.
  • Highlight im Interieur ist der optionale sogenannte MBUX Hyperscreen. Diese große, gewölbte Bildschirmeinheit zieht sich nahezu von A-Säule bis A-Säule. Drei Bildschirme sitzen unter einem Deckglas und verschmelzen optisch. Mit dem 12,3 Zoll großen OLED-Display für den Beifahrer hat dieser seinen eigenen Anzeige- und Bedienbereich.
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