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Mercedes-AMG One: Jetzt kommt er auf die Straße.

Der Anspruch, Formel-1-Technik möglichst ungefiltert auf die Straße zu bringen, war höher als von AMG gedacht: Doch nach fünf Jahren kommt der „One“ jetzt doch noch auf die Straße - oder in die Garage respektive das Museum. 

Auf Racetrack und Straße zu Hause: Der AMG One, der reinrassige Formel-1-Technik in ein Hypercar packt, was nicht ganz einfach war. | Foto: Mercedes-Benz
Auf Racetrack und Straße zu Hause: Der AMG One, der reinrassige Formel-1-Technik in ein Hypercar packt, was nicht ganz einfach war. | Foto: Mercedes-Benz
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Gregor Soller

Der AMG One ist eigentlich ein Formel-1-Bolide in Hypercar-Optik. Er nutzt ein Monocoque aus Kohlefaser-Verbundstoff, in der Front integrierte man zwei E-Motoren und im Heck röhrt der Formel-1-Motor mit zwei weiteren E-Maschinen. Der Verbrenner musste jedoch straßentauglich und deutlich langlebiger ausfallen als im Formel-1-Wagen. Und da wie bei dem die Sicht nach hinten unmöglich ist,  blicken Kameras nach hinten und projezieren das gesehene auf den Bildschirm.
Überhaupt musste mehr Raum geschaffen werden in einer großzügigen Fahrgastzelle, in der sich die Pedalerie, aber nicht der Sitz verstellen lässt. Schalter, Navigation und Klimaanlage kennt man dafür aus den Mercedes-Benz Serienmodellen, ebenso wie das MBUX-System adaptiert wurde.

Das war aber kein Problem im Vergleich zu den Emissionsrichtlinien, die für AMG zur größten Herausforderung wurden. Nach langem Tüfteln hat man die Herausforderung wie folgt gelöst: Man fährt elektrisch los, während das System einstweilen die Katalysatoren 50 bis 60 Sekunden vorheizt, erst dann startet der Turbobenziner. Auch den Akku übernahm man von der Formel 1, vergrößerte die Kapazität aber um das Vierfache. Immerhin gab es hier eine Ableitung in die Serie: Das Konzept konnte man auf den AMG GT 63 S E-Performance übertragen.

Vorne sind je links und rechts zwei 120 kW (163 PS) starke E-Motoren eingebaut, die über ein Untersetzungsgetriebe mit den Vorderrädern verbunden sind und einzeln angesteuert werden können. Motoren und Getriebe sind direkt in die Struktur integriert, die Seitenwelle zum Rad dient je als Aufnahme der Achsaufhängung. Das senkt das Gewicht drastisch.

1063 PS Systemleistung - bis zu 11.000 Touren dreht dabei der V6-Turbo

Im Heck wütet der nur 1,6-Liter kleine V6-Verbrenner mit zwei E-Motoren. Dabei dient der V6 als tragendes Kernelement der gesamten Heckstruktur. 1063 PS (782 kW) Systemleistung liefert der Plug-In-Hybrid-Antrieb, die Höchstdrehzahl des V6-Aggregats ist zugunsten der Lebensdauer und wegen der Auslegung auf reguläre Spritqualitäten auf 11.000 Umdrehungen in der Minute begrenzt.

Damit stürmt der AMG One in 2,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, in glatten sieben Sekunden auf 200 km/h und in 15,6 Sekunden auf 300 km/h; abgeregelt wird bei 352 km/h. Der kombinierte Kraftstoffverbrauch liegt bei lediglich 8,7 Litern pro 100 Kilometer und man kann immerhin mehr als 18 Kilometer weit elektrisch fahren. Die Kraft überträgt eine automatisierte Siebengang-Schaltung. Dazu kommen sechs Fahrprogramme - darunter vier für die Straße und zwei für die Rennstrecke.

Doppelfunktionen sparen Gewicht: Motor und Getriebe tragen die Struktur mit

Und wie in der Formel 1 sind Motor und Getriebe Bestandteil des großen Ganzen, heißt: Verbrenner und Getriebe sind mit dem Monocoque verbunden, die Hinterachse mit je fünf Lenkern pro Seite setzt direkt am Getriebegehäuse an und ist damit ebenfalls Teil der Struktureinheit. Das Fahrwerk ist in der Höhe und über Dämpferstufen zwar von innen einstellbar, aber nicht elektronisch geregelt.

Teuer werden die Reifen: Besohlt ist der „One“ ausschließlich Michelin-Pilot-Sport-Cup- der Dimensionen 285/35 ZR 19 vorn und 335/30 ZR 20 hinten; teuer auch eventueller Ersatz für die Bremsen: Eine Kohlefaser-Keramik-Bremsanlage mit Sechskolben-Festsätteln vorn und Vierkolben-Festsätteln hinten verzögert den .AMG One. Und die beiden Kraftstofftanks sind vertikal geformt, um die Spritversorgung auch bei extremer Querbeschleunigung sicherzustellen.

 

Den Kollegen von Auto Medienportal verriet AMG-Technikchef Jochen Hermann einst: „Wir werden kein zweites Mal durch diese ,engineering hell‘ gehen.“ Doch dafür hat man im Schwäbischen mal wieder etwas Verrücktes gemacht, über das man noch in Jahren sprechen dürfte. In der Hoffnung, dass nicht alle 3,3 Millionen Euro teuren One sofort in Garagen und Museen verschwinden. Immerhin ist das Auto bereits ausverkauft.

Was bedeutet das?

Wenn sich bei AMG respektive bei Mercedes-Benz ein Auto so verzögert, muss das einen Grund haben: In dem Fall den, dass Formel-1-Technik eben nicht ganz so leicht auf die Straße zu bringen ist. In Summe ein reichlich verrücktes Projekt – aber genau deshalb ein Plug-in, über den man auch in zig Jahren noch sprechen wird. Das Argument, dass man von der Formel-1-Technik vieles auf die Serie übertragen könne, führt der One völlig ad absurdum. Man kann vielleicht lernen, aber nicht übertragen....

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