Bereits ab 2025 will der Nutzfahrzeug-Hersteller MAN Truck & Bus eine Kleinserie so genannter Wasserstoff-Verbrenner aufsetzen. Der „MAN hTGX“ genannte emissionsfreie Lkw ist vor allem für Spezialeinsätze gedacht und ergänzt das batterieelektrische Portfolio. Zunächst sollen rund 200 Einheiten an Kunden in Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Island sowie ausgewählten außereuropäischen Ländern ausgeliefert werden. Das Fahrzeug basiert auf der TG-Fahrzeugreihe.
Das Fahrzeug sei eine alternative Zero-Emission Antriebsvariante für spezielle Anwendungen, zum Beispiel für den Transport schwerer Güter – etwa im Baueinsatz, bei Tanktransporten oder beim Holztransport. Die Anwendungen benötigen etwa eine besondere Achskonfiguration oder bieten aufgrund notwendiger Aufbauten kein Batterieplatz am Rahmen. Auch für den Einsatz in Gebieten ohne ausreichende Ladeinfrastruktur bzw. für Märkte, in denen heute schon ausreichend Wasserstoff zur Verfügung steht, könne der „hTGX“ eine umweltfreundliche Alternative zum batterie-elektrischen Truck sein.
„Zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs liegt unser Fokus weiter auf batterie-elektrischen Fahrzeugen. Diese haben bei der Energieeffizienz und den Betriebs- und Energiekosten aktuell deutliche Vorteile gegenüber anderen Antriebskonzepten. Lkw, die durch Wasserstoff-Verbrenner fortbewegt werden, stellen bei speziellen Anwendungsfällen und Märkten aber eine sinnvolle Ergänzung dar“, so Friedrich Baumann, Mitglied des Vorstands der MAN Truck & Bus SE und für den Bereich Sales & Customer Solution verantwortlich.
Man rechne damit, dass perspektivisch mit batterieelektrisch betriebenen Trucks die überwiegende Mehrheit der Transportanwendungen der Kunden bedient werden könne, so Baumann weiter. Für spezielle Anwendungen eigne sich als Ergänzung aber die Wasserstoffverbrennung oder künftig auch die Brennstoffzellentechnologie.
Der Wasserstoff-Verbrennungsmotor „H45“ basiert auf dem D38 Dieselaggregat und wird im Motoren- und Batteriewerk Nürnberg produziert. Die Verwendung von bekannter Technologie ermöglicht einen frühen Markteintritt und gibt so einen Anstoß zum Hochlauf der Wasserstoffinfrastruktur.
Geplant sind beim „MAN hTGX“ zunächst die Achsvarianten 6x2 und 6x4 mit Reichweiten von bis zu 600 Kilometern. Der verwendete H45-Wasserstoff-Verbrennungsmotor mit Direkteinspritzung des Wasserstoffs in den Motor verfügt über eine Leistung von 383 kW bzw. 520 PS und ein Drehmoment von 2500 Nm bei 900-1300 U/min. Betankt wird das Fahrzeug in weniger als 15 Minuten mit auf 700 bar komprimiertem Wasserstoff (CG H2) und einer Tankkapazität von 56 Kilogramm. Der MAN hTGX soll mit weniger als 1g CO2/tkm die Kriterien als „Zero-Emission-Vehicle“ der neuen geplanten EU CO2-Gesetzgebung erfüllen.
„Die Neuregelung der CO2-Regularien auf EU-Ebene wird Lkw mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren als „Zero-Emission-Vehicles“ klassifizieren. Das heißt, dass solche Fahrzeuge voll auf unsere CO2-Flottenziele einzahlen, was unter anderem auch die Tür für diese die Batterieelektrik ergänzende Kleinserie öffnet“, so Dr. Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung. „Gleichzeitig profitierten die Kunden, je nach Land, z.B. von entsprechenden Mautreduzierungen.“
Wasserstoff-Verbrenner mit Tradition
MAN verfüge am Standort Nürnberg über jahrzehntelange Erfahrung bei der Verwendung von Wasserstoff als Kraftstoff. Den ersten Bus mit Wasserstoffantrieb zeigte MAN Truck & Bus auf der Hannover Messe 1996. Der Stadtbus vom Typ SL 202 wurde von einem Erdgasmotor angetrieben, der für den Wasserstoffbetrieb modifiziert worden war. Im Anschluss an die Hannover Messe absolvierte das Fahrzeug eine dreivierteljährige Erprobungsphase in Erlangen, während der es 13.000 Kilometer zurücklegte und 60.000 Fahrgäste beförderte. 1997 kam der Bus schließlich nach München und wurde dort erfolgreich im Liniendienst eingesetzt. 1998 folgten drei Gelenkbusse für den Flughafen München, die bis 2008 eingesetzt wurden, und zwischen 2006 und 2009 weitere 14 Busse mit Wasserstoffantrieb.
Auch die H2 Brennstofftechnologie befindet sich bei MAN weiter in Vorbereitung. Bis die Technologie wirklich marktreif und wettbewerbsfähig ist, würden allerdings noch einige Jahre vergehen, so das Unternehmen.
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