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Lilium: Nach Querelen mit bayerischer Regierung prüft man Produktion in Frankreich

Nach dem Gezerre um eine Bürgschaft der bayerischen Staatsregierung prüft das Elektro-Flugzeug-Start-up offenbar eine Produktion in Frankreich. Dort lockt der Staat mit Kreditbürgschaften, Lilium würde 400 Millionen Euro investieren. Und erhofft sich Zugang zu der breiten Luft- und Raumfahrtexpertise.

Kurstreckenzieher: Der Lilium-Jet bietet sechs Sitzplätze und soll dank Schnelllader rasch wieder bei Kräften sein. | Foto: Lilium
Kurstreckenzieher: Der Lilium-Jet bietet sechs Sitzplätze und soll dank Schnelllader rasch wieder bei Kräften sein. | Foto: Lilium
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Johannes Reichel

Das oberbayerische Elektro-Jet-Start-up Lilium verhandelt nach den Querelen mit der bayerischen Staatsregierung und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) um Bürgschaften mit der französischen Regierung über Subventionen und Kreditbürgschaften. Wie die Süddeutsche Zeitung am Rande des Choose France Summit für ausländische Investoren von der Regierung bestätigt bekam, gibt es hierzu Gespräche. Das Unternehmen plant 400 Millionen Euro zu investieren, 850 neue Jobs könnten entstehen, teilte das Unternehmen mit. Man prüfe derzeit mehrere mögliche Standorte in Frankreich, darunter die Luft- und Raumfahrtindustrie und die Batterieproduktion in der Region Nouvelle Aquitaine. Die Gespräche sollen in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Unter den vielen Gründen, die für Frankreich sprechen, führt das Unternehmen die gut etablierte Luft- und Raumfahrtindustrie, das Fachwissen im Bereich der Elektromobilität, die hochqualifizierten Arbeitskräfte und das unterstützende staatliche Umfeld attraktiv.

eVTOL-Markt mit gewaltigen Perspektiven

Nach Schätzungen von Morgan Stanley ab 2021 könnte der weltweite eVTOL-Markt bis zum Jahr 2040 einen Umsatz von 1 Billion US-Dollar erzielen. Die geplanten neuen großvolumigen Produktionsanlagen in Frankreich werden den Weltmarkt bedienen. Lilium arbeitet derzeit mit mehreren Tier-1-Lieferanten zusammen, darunter etablierte französische Unternehmen wie Saint-Gobain, Michelin, Expliseat und Ratier-Figeac. Durch die Ausweitung der Produktion in Frankreich erhofft das Unternehmen Zugang zur Luftfahrtexpertise in Frankreich einschließlich der großen Zuliefererbasis in den Bereichen Luft- und Raumfahrt und Elektrifizierung.

Seit vergangenem Herbst verhandelte man bisher ergebnislos mit der bayerischen Staatsregierung über eine Bürgschaft von 100 Millionen Euro, um zusammen mit den 200 Millionen Euro eigener Mittel den Launch bis zum geplanten Erstflug Ende 2024 durchzufinanzieren.  Bisher hatte das 2015 gegründete Start-up 1,4 Milliarden Euro investiert in die Entwicklung eines sechssitzigen Elektrofluggeräts für Regionalstrecken. Zuletzt hatte Lilium-Chef Klaus Roewe die Politik kritisiert, die neue Technologie zu wenig unterstützen würde. Perspektivisch plant das Unternehmen E-Flugzeuge mit bis zu 100 Sitzen. In Frankreich verhandelt man nun offenbar über den Aufbau eines Produktionsstandortes für die Endmontage. Der Ort ist noch nicht festgelegt. Dieser soll wohl zusätzlich zur Produktion in Oberpfaffenhofen aufgebaut werden, weil man mittelfristig deutlich höhere Stückzahlen anpeilt. Aktuell lägen 780 Bestellungen vor. In Deutschland haben der Bund und das Land Bayern nun eine Prüfung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Priece Waterhouse Coopers (PwC) in Auftrag gegeben. Bei günstiger Prognose könnte es doch noch klappen mit der staatlichen Bürgschaft, sofern die Prüfung schnell genug vonstatten geht.

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