Lilium erhält Order über 20 E-Flugzeuge aus USA und beklagt fehlende politische Unterstützung
Der bayerische Elektroflugzeugbauer Lilium hat einen größeren Auftrag für seinen senkrecht startenden Jet erhalten. Es handle sich um eine Festbestellung der neu gegründeten Fluggesellschaft Urbanlink über 20 Exemplare mit der Option auf 20 weitere, hieß es. Das Volumen in US-Dollar dürfte ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag sein. Laut Lilium wird Urbanlink die Jets in Südflorida betreiben. Der Start des Dienstes dort sei für 2026 geplant.
Der Auftragsbestand von Lilium wächst damit nach Angaben eines Sprechers auf 62 Festbestellungen. Zudem gebe es Absichtserklärungen zu mehr als 700 Jets. Der erste bemannte Testflug des Lilium-Jets ist für Ende des laufenden Jahres geplant. Sebastian Borel von Lilium zeigte sich erfreut über den Auftrag. Er sei ein großer Meilenstein und ein Zeichen dafür, dass es eine wachsende Nachfrage gebe.
Keine Unterstützung in Deutschland - China und USA investieren massiv
Jüngst hatte das Start-up über fehlende politische Rückendeckung speziell der bayerischen Staatsregierung geklagt. Es werde zu wenig getan, um die Zukunftsbranche hierzulande zu entwickeln. Lilium-Gründer und Chef Klaus Roewe hatte im Interview mit der SZ geklagt, "auf dem Mond wären wir nicht schlechter dran als in Deutschland". Hierzulande sammelte man nur zwei Prozent des Kapitals ein, 200 Millionen Euro wurden am Standort in Oberpfaffenhofen bei Gauting investiert, ingesamt mehr als eine Milliarde Euro. Man bekomme keine staatliche Unterstützung, während Wettbewerber in USA und China mit hunderten Millionen an Staatshilfe gepäppelt würden.
In den USA arbeiten etwa Archer oder Joby an Flugtaxis und sind bis ins Jahr 2025 durchfinanziert, wie die SZ berichtet. China hatte dem Segment ohnehin Priorität in der Wirtschaftspolitik eingeräumt und war jüngst mit dem Ehang die erste Zulassung für ein elektrisches Flugtaxi erhalten. Das ist seit einem Monat für umgerechnet 300.000 Euro erhältlich, bietet eine Reichweite von 30 Kilometer und ein Höchsttempo von 130 km/h.
Klima für Flugtaxis hierzulande gekippt
Das Klima für derartige Investitionen ist allerdings hierzulande stark gekippt, die hohen Zinsen erschweren solche Investments. Lilium hatte Bürgschaften von 100 Millionen Euro im Herbst 2023 beantragt, seither habe sich an der Situation nichts verändert. Für ein Start-up sei ein halbes Jahr sehr viel Zeit. Man bewerte das schleppende Verfahren auch als fehlendes Vertrauen des deutschen Staates in die Firma und das elektrische Fliegen, so Roewe weiter. Immerhin will Bayern jetzt nun doch ein Gutachten in Auftrag geben, das die Chancen einschätzt und dies eventuell als Grundlage für eine Bürgschaft nehmen, wie die SZ weiter berichtet.
"Wenn wir vom Staat nichts bekommen, löst das im Kapitalmarkt totale Verunsicherung aus. Das Signal ist fatal. Ich laufe mir die Füße wund und rede mir den Mund fusselig in Belrin wie auch in München und sage den Leuten: Ihr tut uns keinen Gefallen hier", kritisierte Roewe weiter.
Das Risiko schätzte er als für Bayern äußerst gering ein. Die 50 Millionen Euro, die auf das Bundesland entfielen, seien ziemlich exakt der Betrag, den das Unternehmen an Steuern und Sozialabgaben jährlich entrichte. Umgekehrt sei die Bürgschaft für die junge Firma von großer Bedeutung, weil mit 100 Mio. Euro und einer etwaigen Kapitalerhöhung in ähnlicher Höhe durch private Investoren die Strecke bis zum Erstflug durchfinanziert sei. Alles danach liege in einer "neuen Zeitrechnung", weil man bei erfolgreichem Jungfernflug Vorauszahlungen der Kunden erhalte, die bereits bestellt hätten. Zudem hofft man auf eine gewisse "Euphorie", sobald es in die Praxis gehe.
Plan A: In Deutschland erfolgreich sein - Plan B: sonst halt anderswo
Plan A sei aber nach wie vor, in Deutschland erfolgreich zu werden, Plan B eben woanders. Scheitern sei keine Option. Das Szenario B könnte bedeuten, dass ein Investor aus China, Saudi-Arabien oder den USA für relativ wenig Geld übernimmt und die Zeit bis zum Hochlauf vorstreckt. Ähnlich sieht das übrigens auch beim zweiten deutschen Start-up Volocopter aus. Die Flugtaxi-Entwicklung fände dann ohne Deutschland statt.
Der Lilium-Jet ist ein sechssitziges Elektroflugzeug, das im ersten Schritt bis zu 175 Kilometer weit fliegen können soll. Die erste Testmaschine ist derzeit in einem der Hangars montiert, die zweite soll Mitte Mai folgen. Der erste Testflug ist dann für Ende des Jahres avisiert und sollen etwa anderthalb Jahre dauern. Ab 2026 könnte es dann in die Serie gehen, in Oberpfaffenhofen wäre Kapazität für 400 der Lilium-Jets. Das Projekt gilt als besonders ambitioniert, weil der Jet als Senkrechtstartet schon beim Launch extrem viel Energie verbraucht. Auch die Batteriedichte gilt noch als kritischer Punkt, wobei sich hier offenbar viel entwickelt.
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